Gedichte im Islam
Ich sag es laut von Muhammad Schams ad-Din (Hafiz), übersetzt von Friedrich Rückert.

Ich sag es laut und öffentlich
und freue mich dabei:
Ich bin der Liebe Sklav', und drum
von beiden Welten frei.

Ich Vogel Edens, ach, wie tu
ich meine Trennung kund,
In diesen Garnort des Geschicks,
wie ich gefallen sei?

Ein Engel war ich, und mein Ort
das höchste Paradies:
Herabgebracht hat Adam mich
in diese Wüstenei.

Der Schatten Tubas, Quellenrand
und Huris Lieblichkeit,
Entschwunden sind sie meinem Sinn
durch deine Zauberei.

Die Sterne meines Schicksals hat
kein Astrolog' erkannt:
O Gott, zu welchem Lose gab
mir Mutter Welt die Weih'?

Seit ich geworden, ohrgeringt,
der Liebesschenke Knecht,
Bringt jeder Hauch mir neuen Schmerz,
der mir gesegnet sei.

Der Mann in meinem Auge trinkt
des Herzens Blut – mit Recht:
Warum auch gab mein Herz ich hin
der Liebe Schmeichelei?

Nur einen Strich – des Freundes Wuchs –
zeigt meiner Seele Blatt:
Was soll ich tun? Nichts brachte mir
als das der Lehrer bei.

Mein Vater, meine Mutter – nicht
leibeigen waren sie.
Leibeigen aber ward ich dir,
wiewohl von Abkunft frei.

O trockn' Hafisens Antlitz ab
mit Spitzen deines Haars:
Wo nicht, so bricht der Tränenstrom
des Lebens Bau entzwei.

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