Ein Rätsel ist der Mensch, und eitles
Unterwinden
O Hafis, bleibt es, seinem Sinn zu finden.
Hafis auf den Tod seines Sohnes.
An einem Freitag Morgen war's,
am sechsten Tag des dritten Monds,
Als sich aus meinem Herzen stahl
ein Antlitz heller als des Monds.
Im Jahre siebenhundert war's
und vierundsechzig nach der Flucht, 1
Als über mich wie eisige Flut
das Unglück kam mit schwerer Wucht.
Was hilft's nun dass vor Jammer wirr
die Zunge lallt, das Auge weint,
Da zwecklos wie eitles Spiel
das ganze Leben mir erscheint.
Hafis beim Begräbnis seines Sohnes.
Es klagt die Nachtigall weil eine Rose
brach,
Der alte Vater weint dem toten Sohne nach.
Mein eignes Herzblut ist versiegt mit
seinem Blut,
Mein Hoffen, all mein Glück verschlang die Schicksalsflut.
Mein Licht, mein Trost und Stab! wie hat
die Todesnacht,
Die Dich so leicht mir nahm, mein Herz so schwer gemacht!
Helft, Freunde, mir, zu schwer ist mir
des Schmerzes Last.
Gern dem Verlornen selbst folgt' ich zur letzten Rast!
Schmäht nicht den Staub im Auge, von
Tränen ganz bethaut.
Der Freude Prunkban wird aus solchen Stoff erbant.4
Ach, warum traf der Neid des hohen
Himmelslichtes,
Mein Licht auf Erden so, zu leuchten ihm in's Nichts!
Ich ließ ihn unvermählt und nun steh' ich
allein; -
O Hafis, leichten Sinns schufst Du Dir schwere Pein!
Hafis am Grabe seines Sohnes.
Nun alle Rosen weckt des Lenzes Hauch,
Warum, verlor'ne Rose, Dich nicht auch?
Wie eine Frühlingswolke, holder Knabe,
Wein' ich um Dich, bis Du erstehst vom Grabe.