Gedichte im Islam
Die Amme singt an der Wiege des Kindes "Liebe"
aus dem Epos Husn-u-Aschk

von Galib Dede, übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

Schlafe, schlafe, Holdes: heute nacht
Deinem Ruf „0 Gott!“ kein Echo wacht.
Ist das Ziel auch noch nicht kundgemacht,
Doch so weist sich deines Sternes Macht:
Einst wirst du verbrannt am Spieß der Pein.

Schlaf. du Knospe, diese kurze Zeit,
Böses hält der Himmel dir bereit,
Unbarmherzig und voll Grausamkeit -
Wähne nicht, dass er dir Huld verleiht;
Ganz zerstört seh ich das Leben dein.

Schlafe sanft in reiner Wiege Hut,
Wen'ge Nächte nur so still sich‘s ruht!
Was das Ende ist, bedenk~ es gut!
Einstmals gibt man statt der Milch dir Blut,
Leerst den Kelch mit bittren Tadels Wein.

Schlaf, Jasminbrust, in der Wiege sacht,
Auf des Himmels andern Lauf gib acht,
Wechselkreis hat jeder Stern vollbracht -
Sieh, was gar so bald mit dir man macht:
Wirst im Fluss des Grams der Mühlensteinl

Halt das Wachen fern vom Auge dein:
Gibt es Hilfe, dann im Schlaf allein,
Henker Schicksal flösset Gift dir ein -
Klagen, Weinen wird dein Werk dann sein,
Wirst beim Mahl des Schmerzes Laute sein!

 

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