Gedichte im Islam
Liebender

von Dschem (Cem) übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

Mag auch durch deine Ziererei mein Lebensgarn zu Ende gehn,
Hab ich von deinem langen Haar kein Haarbreit Gutes doch gesehn.
Oh Götzenbild, weist auch ein Weg mich zu der wahren Liebe hin:
Ein Heide wär ich, wollt ich mich von deiner irdischen Liebe drehn!
Werf ich mich hin vor ihrem Haus, so tadle mich doch nicht Asket:
Ein solcher Kniefall wiegt ja auf dem Beten, magst du lang auch stehn!
Seit dich, oh Herz, der Laute gleich, die Zeit gekniffen hat ins Ohr
Dass Glut vom höchsten Himmel fällt, ist durch dein brennend Lied geschehn
Durch Flehen hast du nichts erlangt; so geh nun Herz, sei leicht und frei -
Mit leichtem Herzen geht ja stets der Freund vorbei an deinem Flehn
Der Kerze Zunge hängten sie am Markte allen sichtbar auf,
Sie ließ von dem Geheimnis dein ein wenig ja das Volk erspähn.
Was für ein Liebender bist du! Nicht eine von den Lieblichen
Der Stadt kann deinem Auge ja, dem Liebchen - haschenden, entgehn!

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