Unsere Wirtschaft

Unsere Wirtschaft / Iqtisaduna

Muhammad Baqir al-Sadr

Rolle der Bedürftigkeit bei der Güterverteilung

Die Arbeit als Bedingung für Eigentum, wie soeben erläutert, ist das wesentliche Kriterium beim System der Güterverteilung. Das andere Kriterium, das für die Verteilung von wesentlicher Bedeutung ist, ist die Bedürftigkeit. Und die kombinierte Rolle, welche die Arbeit und die Bedürftigkeit für diesen Bereich spielen, bestimmt die primäre und allgemeine Form der Verteilung von Gütern in der islamischen Gesellschaft. Und diese kombinierte Rolle, an der die Bedürftigkeit Anteil hat, zu verdeutlichen, können wir die Mitglieder der Gesellschaft in drei Gruppen einteilen. Die Gesellschaft umfasst gewöhnlich:

a) diejenigen, die – dank ihrer intellektuellen und praktischen Begabungen und Fähigkeiten – in der Lage sind, sich ein Leben in Wohlstand und Überschuss zu sichern,

b) diejenigen, die zwar arbeiten können, aber mit ihrer Arbeit gerade genug produzieren, um ihre unverzichtbaren Grundbedürfnisse zu befriedigen, und

c) diejenigen, die nicht arbeiten können, wegen körperlicher Schwäche, geistiger Defekte oder aus ähnlichen Gründen, welche die Aktivität des Menschen lahmlegen und ihn aus der Welt der Arbeit und Produktivität ausschließen.

Nach den Prinzipien der islamischen Wirtschaftsordnung gewinnt die erste Gruppe ihren Anteil bei der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums durch Arbeit, in deren Eigenschaften als Bedingung für Eigentum und wesentliches Kriterium bei der Güterverteilung, und jeder Einzelne aus dieser Gruppe bekommt seinen Anteil entsprechend seinen persönlichen Fähigkeiten, auch wenn dieser größer ist, als seine Bedürfnisse, solange er von seinen Möglichkeiten innerhalb der Grenzen Gebrauch macht, welche die islamische Wirtschaftsordnung den wirtschaftlichen Aktivitäten der Individuen gesetzt hat. Die Bedürftigkeit spielt also für diese Gruppe überhaupt keine Rolle, sondern nur die Arbeit, die ihren Anteil bei der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums bestimmt. Während sich die erste Gruppe allein auf Arbeit stützt, beruht das Einkommen und die wirtschaftliche Existenz der dritten Gruppe im Islam allein auf dem Prinzip der Bedürftigkeit, denn da sie nicht arbeiten kann, bekommt sie ihren Anteil, der ihren Lebensunterhalt sichert, vollständig mit Blick auf ihre Bedürfnisse zugestellt, entsprechend den Grundsätzen der allgemeinen Bürgschaft und der gegenseitigen Sicherung in der islamischen Gemeinschaft. Jedoch die zweite Gruppe, die arbeitet, aber durch ihre Arbeit nur das Existenzminimum verdienen kann, stützt sich bei ihren Einkommen sowohl auf Arbeit, als auch auf ihre Bedürftigkeit. Die eigene Arbeit sichert ihnen das Lebensnotwendige, und ihre Bedürftigkeit erfordert – entsprechend den Prinzipien der Bürgschaft und der gegenseitigen Sicherung – dass das Einkommen dieser Gruppen vermehrt wird, durch Mittel und Wege, die in der islamischen Wirtschaftsordnung vorgeschrieben sind, wie später noch ausgeführt wird, um den Personen dieser Gruppe zu einem angemessenen Lebensstandard zu verhelfen. In diesem Sinne können wir die unterschiedlichen Bewertungen der Bedürfnisse als Kriterium der Verteilung von Gütern in der islamischen Wirtschaftslehre und anderen Wirtschaftsideologien verstehen.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de