Armut
Die Weigerung der Gläubigen, für die Sache Gottes zu
spenden, ist Ursache ihres Niedergangs. Anhäufung von Eigentum
schwächt die Gemeinschaft, die dann immer weniger in der Lage
ist, höhere Werte zu entwickeln.
»Spendet auf dem Wege Gottes und stürzt euch nicht mit
euren Händen ins Verderben: seid wohltätig, denn Allah liebt
die Wohltätigen.« (Sure 2, 195)
Der Quran ermuntert die Gläubigen, ihr Hab und Gut für die
gerechte Sache einzusetzen:
»0 ihr Gläubigen, soll ich euch einen Handel zeigen, der
euch vor schmerzlicher Strafe rettet? Glaubt an Gott und
Seinen Gesandten und tretet ein auf dem Wege Gottes mit eurem
Gut und euren Leben. Dies ist besser für euch, wenn ihr es nur
wüßtet!«
(Sure 61, 11-12)
Mit Wohltätigkeit (arabisch »Infaq«) sind keine Almosen
gemeint. Vielmehr handelt es sich um den Einsatz finanzieller
Mittel, die Wahrheit und Gerechtigkeit gegenüber der
Manipulation und Unterdrückung durchsetzen. Islamische
Wohltätigkeit darf kein »Beruhigungsmittel der Gewissen« sein.
Die Gläubigen sollen gerade dort finanzielle Opfer bringen, wo
Menschen in Not geraten sind oder unterdrückt und ausgebeutet
werden. Die Wohltätigkeit zur rechten Zeit und am rechten Ort
gilt als »schönes Darlehen an Gott«:
»Und was ist mit euch, daß ihr auf dem Wege Gottes nicht
spenden wollt? Ist nicht Gottes das Erbe der Himmel und Erde?
Nicht gleicht derjenige von euch, der vor dem Sieg spendet und
kämpft demjenigen, der erst hinterher spendet und dann kämpft.
Jene (die ersteren) haben einen höheren Rang, wenngleich Gott
beiden Gutes versprochen hat. Und Gott weiß alles, was ihr
tut! Wer will Gott ein schönes Darlehen geben? Er wird es ihm
um ein Vielfaches mehren und ihm wird großzügiger Lohn
zuteil.« (Sure 57, 10-11) Durch das freiwillige Spenden auf
dem Wege Gottes soll die Gemeinschaft der Gläubigen gestärkt
werden, so daß sie in der Lage ist, Aggressionen von innen und
außen abzuwehren. Die muslimische Gemeinschaft ist aufgerufen,
sich militärisch für einen solchen Fall zu rüsten:
»Darum rüstet euch gegen sie, was ihr könnt an Kraft und
Reiterei, um die Feinde Gottes abzuschrecken, die auch eure
Feinde sind und andere die ihr nicht kennt, die aber Gott
kennt. Und was ihr auch in der Sache Gottes ausgebt. Er wird
es euch ersetzen und ihr werdet nicht unrecht behandelt werden
l« (Sure 8, 60)
Jedoch dient »Rüstung« hier ausschließlich der Verteidigung
der Gemeinschaft und nicht dem Macht und Profitstreben
einzelner Interessengruppen. Alle Mittel, die für die
Verteidigung ausgegeben werden, müssen sich innerhalb der
Grenzen der islamischen Ethik bewegen. Niemals dürfte im Islam
eine Hochrüstung - wie wir sie heute in Ost und West erleben –
das Leben unschuldiger Zivilisten, ja den Fortbestand der
gesamten Menschheit gefährden. Im Islam soll immer
gewährleistet sein, dass am Kampf nicht beteiligte Personen,
die Pflanzen- und die Tierwelt, Wohnhäuser Moscheen usw., wie
nur irgend möglich verschont bleiben. Dies ist bei den
>>modernen<< Massenvernichtungswaffen – Höhepunkt des
zivilisatorischen Wahnsinns – nicht mehr gegeben.