Imam Khamene'i

Imam Khamene'i

Das Leben des Imam-ul-Umma Ayatollah-ul-Uzma Seyyed Ali Al-Husaini Al-Khamene'i

Yavuz Özoguz

mehr zum Thema siehe Imam Chamene'i

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Imam Khamene'i - Inhaltsverzeichnis

Die Fatwas des täglichen Lebens

Imam Khamene'i hat bereits mit über Dreißigtausend Fatwas zu persönlichen und öffentlichen Fragen der Umma aus der ganzen Welt geantwortet. Voller Hoffnung haben die Muqalli­dien (Befolger) von Imam Khamene'i überall in der Welt dar­auf gewartet, dass seine Fatwas in gesammelter Form als Buch veröffentlicht und übersetzt werden. Inzwischen liegt der erste Teil im arabischen Original vor [6]. Englische und türkische Übersetzungen sind in Arbeit.

Zahlreiche seiner Fatwas wurden bereits vorher weltweit be­kannt, weil sie entweder für viele Muslime relevant waren, wie beispielsweise seine zahllosen Fatwas, welche die Einheit der Muslime fördern sollen. Oder aber sie stehen in einem sehr interessanten Zusammenhang, so dass sie veröffentlicht wurden.

Eine Aufsehen erregende, aber auch kuriose Fatwa war zweifels­ohne die Aussage in Bezug auf das Getränk Coca-Cola. Als Vorgeschichte zu dieser Fatwa muss erwähnt werden, dass die US-Regierung, obwohl sie den Verkauf aller nur erdenklicher Waren aus den USA in den Iran verbietet und Verkäufe ande­rer Ländern extrem zu behindern versucht, offensichtlich den Export von Coca-Cola freigibt. Noch während dieses Buch geschrieben wurde, bekräftigte am 1. Mai 1995 der US-Prä­sident Clinton – bezeichnenderweise bei einer Rede vor dem Jüdischen Weltkongress – die Verschärfung des Handelsboy­kotts gegen Iran. Diese Ver­schärfung schließt aber leider Coca-Cola nicht ein. Hierin steckt wahrlich nicht nur ein politisches Zeichen, denn Coca-Cola ist eines der typischen Symbole des so genannten "American Way of Life"[1]. Und die USA nutzen diese letzte Nische, um ihre Ideologie, wenn auch nur als Ge­tränk, in den Iran zu exportieren, zumal alle anderen kulturel­len Einflussmöglichkeiten kaum mehr bestehen. Immerhin wird inzwischen der Originalname Coca-Cola wieder verwendet. Denn lange Zeit wurde dieses Getränk nur unter dem islami­schen Namen Zamzam (Heiliger Brunnen in Mekka) verkauft, was sicherlich eine Beleidigung des Zamzam-Wassers war. Nicht nur deswegen, sondern weil Coca-Cola sicherlich auch gesund­heits­schädlich ist, haben revolutionäre Muslime das Getränk immer verdammt. Unglücklicherweise war es ein, wenn auch kleiner Wirtschaftsfaktor. So konsumierte der Iran mit seinen 60 Millionen Bevölkerung ca. 2 Milliarden Flaschen (0,2 l) des Getränkes pro Jahr, d. h. jeder zehnte Iraner trinkt im Schnitt jeden Tag eine Flasche. Coca-Cola wird im Iran seit 1992 mit Original-Lizenz durch westlich orientierte iranische Kapitalhaber produziert, was eine ständige Abgabe an den Lizenzgeber bedeutet, und Pepsi-Cola eröffnete 1994 auch eine Produktionsanlage (mit sehr umstrittener Unterstützung durch eine iranische Stiftung). Da der Islamische Staat prinzipiell den freien Handel gewährleistet, wurde bisher von offizieller Seite nichts dagegen unternommen.

Vor diesem Hintergrund stellte man die Frage nach der Legi­timität des Getränkes an Imam Khamene'i. Die Frage hatte keinen eindeutigen Charakter. Jeder wusste, wenn das Getränk islamisch verboten gewesen wäre, dann dürfte es keine Produk­tionsstätte im Iran mehr gegeben. Bei einer möglichen religiö­sen Erlaubnis jedoch, könnte damit für das in Bedrängnis gera­tene Getränk geworben werden. Aus diesen beiden Möglich­keiten heraus war es eine schwierige Frage. Die Antwort-Fatwa von Imam Khamene'i im Februar 1995 war fatal für alle Cola-Hersteller und Konsumenten:

"Alles, was (direkt) die weltweite Arroganz und die zionisti­schen Kreise stärkt, ist haram (verboten) für die Muslime".

Aufgeschreckt von dieser Fatwa wandten sich die Produzenten der Getränke im Iran an Imam Khamene'i und baten ihn um eine Klarstellung. Dieses Mal antwortete nicht er selbst, son­dern sein Büro und teilte den Fragenden mit, dass sich die Aussage von Imam Khamene'i nicht auf ein bestimmtes Ge­tränk bezog, sondern eine allgemeingültige Aussage war. Aber jeder, der es verstehen wollte, hat die Fatwa verstanden! Stati­stiken über die Cola-Verkaufszahlen seit dieser Fatwa liegen leider nicht vor. Aber Beobachter können feststellen, dass die vielen guten iranischen Getränke ihre Beliebtheit wiedergewin­nen und dieses westliche Getränk zunehmend vergessen lassen, so dass meistens nur noch westlich orientierte Kreise derartiges trinken.

Ähnlich klare und für einige verheerende Aussagen hat Imam Khamene'i auch zu anderen alltäglichen und fast jeden betref­fende Themen getroffen. So haben einige Fragesteller auch bei ihm versucht, durch eine geschickte Fragestellung, eine Ge­setzeslücke für die Rasur des männlichen Bartes zu schaffen. Sie fragten, ob die Rasur des Bartes auch verboten ist, wenn sie nicht mit einer Klinge, sondern mit einer Schere erfolgt, was heutzutage technisch möglich, aber faktisch nichts als Haarspalterei ist. Imam Khamene'i ging gar nicht auf die Tech­nik der Rasur ein, sondern erklärte, dass jede Form der Rasur, die dazu führt, dass man glatt rasiert aussieht, für einen musli­mischen Mann verboten ist. Es braucht hier nicht diskutiert zu werden, welches islamische Wort – haram (verboten), ihtiyaten haram (vorsichtshalber verboten) oder ähnlich – für dieses Verbot benutzt wurde, denn es würde höchstens die Stufe der Abscheulichkeit ausdrücken. Tatsache aber ist und bleibt, dass ein erwachsener muslimischer Mann, abgesehen von medizi­nischen und biologischen Ausnahmen, einen Bart tragen muss! Auch heute noch wundert sich der kritische Teheran-Besucher, wie viele Bartlose es doch noch gibt, die offensichtlich zumeist aus Gewohnheit oder Unwissenheit ihre äußere islamische Identität nicht ernst nehmen. Aber ihr Anteil nimmt stetig ab.

[1] Gemeint ist die von den Kapitalhabern auferlegte Lebensart in den USA.

 

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