Muawiyas
wahres Gesicht wird enthüllt
Muawiya war
Statthalter von Syrien seit der Zeit des zweiten Kalifen
Omar ibn Khattab. Da Omar ihn achtete, nahm er eine
bedeutende Stellung ein, so dass er in den Augen des Volkes
Miqdad, Abu-Dharr und Ammar an Bedeutung gleichkam. Das Volk
hatte keine Vorstellung von seinem Charakter, dieser
Mischung aus Betrug und Heuchelei in seinem Handeln. Sie
konnten ihn einfach nicht so sehen, wie er wirklich war. Er
unterwarf mit großer Schlauheit jeden, der gegen ihn
rebellierte. Er verbarg seine intrigante Natur und seine
verbrecherischen Taten und täuschte das Volk mit der
Vorspiegelung seiner Liebe zum Islam. Er ging sogar so weit,
Feindseligkeit gegen einen so frommen und integren Mann wie
Imam Ali (a.s.) zu hegen und versuchte, das als Rache für
den Tod Osmans (des dritten Kalifen, der ermordet wurde)
hinzustellen.
Es ist ganz
offensichtlich: Hätte Imam Hassan (a.s.) unter diesen
Umständen mit Muawiya gekämpft und wäre er in der Schlacht
getötet worden, so wäre sein Blut umsonst vergossen worden.
Muawiya hätte es arglistig als einen politischen Krieg
hinstellen können, und folglich wäre das wahre Gesicht
Muawiyas im Dunkeln geblieben. Durch den Vertrag aber wurde
das Blut der Muslime gerettet und die Gefahr für den Islam
abgewehrt. Das wahre Gesicht Muawiyas wurde allen sichtbar.
Interessant
in diesem Zusammenhang ist auch, daß der Inhalt des
Vertrages von Imam Hassan (a.s.) so arrangiert wurde, dass
dadurch Muawiyas wahrer Charakter enthüllt wurde.
Ein Teil
des Vertragsdokumentes lautete folgendermaßen:
"Muawiya
verpflichtet sich, nach dem Heiligen Qur'an und der Sunna
des Propheten zu handeln; keinen Nachfolger für sich zu
ernennen; Ali (a.s.) und seine Anhänger, Mitstreiter und
Freunde sollen niemals bedrängt und unterdrückt werden und
gegen Ali (a.s.) sollen keine Schmähungen ausgestoßen
werden."17 Muawiya durfte sich auch nicht
Amir-ul-Muminin (Fürst der Gläubigen) nennen, woran er sich
allerdings nicht hielt.
Und Muawiya
hielt nicht eine einzige Klausel des Vertrages ein. Nach
Abschluss des Abkommens kam er nach Nakhliya, einem Ort in
der Nähe von Kufa, und sagte in einer seiner Ansprachen:
"Bei
Allah, ich habe nicht gegen euch gekämpft, damit ihr beten,
fasten, die Pilgerfahrt (Hadsch) machen und Almosen (Zakat)
zahlen könnt, denn all das beachtet ihr ja schon ‑ ich aber
habe mit euch einzig und allein um die Herrschaft gekämpft.
Mein Plan war erfolgreich, und nun erkläre ich feierlich,
dass alle Abmachungen des Vertrages, den ich mit Hassan
abgeschlossen habe, nichtig sind: Ich zertrample sie mit
meinen Füßen. Ich werde sie nie erfüllen."
So wurde das wahre Gesicht Muawiyas offenbar, das so lange
hinter der Maske von Verstellung und Heuchelei verborgen war.
Alle erfuhren, daß er kein anderes Ziel hatte als die
Herrschaft über die islamischen Territorien ‑ mit seiner
ehrlosen Handlungsweise, mit der Zurschaustellung von Pomp und
Prachtentfaltung ‑ und nicht im geringsten das Wohl des Islam
und der Muslime. Als er schließlich sein egoistisches Ziel
erreichte, vergaß er den Heiligen Qur'an, die Sunna des
Propheten und alle Vereinbarungen des Vertrages und
zertrampelte alles mit seinen Füßen.