Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Rumi

Aus dem Divan - Wär' auch die ganze Welt

Wär' auch die ganze Welt mit Dornen rings umstellt,
Ein Herz, das Liebe fühlt, bleibt stets ein Rosenfeld.
Dreht ohne Endzweck auch des Himmels Rad sich um,
Nicht ohne Endzweck doch ist der Verliebten Welt.
Es grämen alle sich, doch der Verliebten Herz,
Sieh, wie es heiter, froh und munter sich erhält.
Nie ist, wer liebt, allein; und wär' er auch allein,
Dem Liebling hat der Freund sich heimlich zugesellt.
Der Wein der Liebenden wogt aus der Brust hervor,
Und der Verliebte ist's, der Heimliches erzählt.
Verspreche hundertmal, die Liebe glaubt dir nicht,
Weil's an so mancher List den Schönen nie gefehlt.
Siehst du Verliebte krank, so hast du sicherlich,
Neun Liebchen an dem Haupt des kranken Freunds gezählt.
Besteig' der Liebe Pferd, ganz sorglos um den Weg:
Das Pferd der Liebe trabt ja immer gleichen Zelt;
Es bringt in einem Ritt dich zu der Poststation,
Wär' auch die Straße rauh und noch so schlecht bestellt.
Ein liebend Herz verschmäht der ird'schen Speise Kost,
Ein liebend Herz ist stets ja nur ein Becherheld.
Durch Tebris' Sonnenlicht des Glaubens findest du
Ein Herz, das sich in Rausch und Nüchternheit gefällt.

Vinzenz Rosenzweig von Schwannau

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