Divan der persischen Poesie
Hafis
Ghasele - Buchstabe Elif 8.
Wenn jene Schöne von Schiras mein Herz
festhielt in ihrer Hand,
Fürs Wangenfleckchen gab' ich gern Bukhara hin und Samarkand,
Komm Schenke, tränke mich mit Wein, du findest
nicht im Paradies
Den Wasserspiegel Ruknabads noch auch Mussellas Rosenstand.
Ein Jammer, daß dies Völkchen hier verliebt,
gefährlich aller Welt,
Die Ruhe aus dem Herzen stiehlt, wie Türken Beute aus dem
Land.
Des Liebchens Schönheit misset leicht der
Liebe Unvollkommenheit,
Es braucht das liebliche Gesicht nicht Schminke, Farb' und
solchen Tand.
Erzähl' von Sängern uns und Wein und las; das
Weltgeheimnis ruhn!
Enthüllt hat es, enthüllen wird's doch keines weisen Manns
Verstand.
Von Josephs Schönheit Hab' ich wohl gehört,
der tagglanzmehrenden,
Wie aus dem Keuschheitsschleier sich Suleikha stahl, von Lieb'
entbrannt.
Du schmähtest mich, ich nehm es hin, verzeih
dir Gott, du thatest recht;
Denn bittres Wort aus schönem Mund, ist immer doch ein süßes
Pfand.
Leih gern dein Ohr dem guten Rat; denn lieber
als sich selber hört
Des klugen Alten Mahnungswort der geistbegabte junge Fant.
Mit Sang erfreust und Perlen reihst du, Hafis;
komm und singe schön,
Daß über deine Lieder streu' der Himmel das Plejadenband!
Nesselmann.