Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Hafis

Ghasele - Buchstabe Elif 8.

Wenn jene Schöne von Schiras mein Herz festhielt in ihrer Hand,
Fürs Wangenfleckchen gab' ich gern Bukhara hin und Samarkand,

Komm Schenke, tränke mich mit Wein, du findest nicht im Paradies
Den Wasserspiegel Ruknabads noch auch Mussellas Rosenstand.

Ein Jammer, daß dies Völkchen hier verliebt, gefährlich aller Welt,
Die Ruhe aus dem Herzen stiehlt, wie Türken Beute aus dem Land.

Des Liebchens Schönheit misset leicht der Liebe Unvollkommenheit,
Es braucht das liebliche Gesicht nicht Schminke, Farb' und solchen Tand.

Erzähl' von Sängern uns und Wein und las; das Weltgeheimnis ruhn!
Enthüllt hat es, enthüllen wird's doch keines weisen Manns Verstand.

Von Josephs Schönheit Hab' ich wohl gehört, der tagglanzmehrenden,
Wie aus dem Keuschheitsschleier sich Suleikha stahl, von Lieb' entbrannt.

Du schmähtest mich, ich nehm es hin, verzeih dir Gott, du thatest recht;
Denn bittres Wort aus schönem Mund, ist immer doch ein süßes Pfand.

Leih gern dein Ohr dem guten Rat; denn lieber als sich selber hört
Des klugen Alten Mahnungswort der geistbegabte junge Fant.

Mit Sang erfreust und Perlen reihst du, Hafis; komm und singe schön,
Daß über deine Lieder streu' der Himmel das Plejadenband!

Nesselmann.

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