Die Moderne Theologie

Die Moderne Theologie

Ayatollah Dschawadi-Amuli

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Wissenschaft der Theologie?

Obwohl wir über die Theologie unserer Vorfahren in der Frühzeit des Islam nichts wissen, wurde von den Gefolgsleuten des Propheten Muhammad berichtet, dass sie durch die Gnade der Gefolgschaft des Propheten sowohl in den Nebenzweigen (furu) wie auch in den Grundlagen der Religion keinerlei Bedürfnis nach dem Verfassen eines offiziellen Buches hatten. Laut Aussage des Autors der "Dschmi al-Maqasid" wussten sie über das islamische Recht wie über die Theologie Bescheid, ohne eine systematische Theologie oder Rechtslehre zu besitzen.

In der zweiten Periode wurden sie durch Meinungsverschiedenheiten, neue Fragen und Antworten gezwungen, diese Themen und Fragen niederzuschreiben. Sie wissen darum, dass das Problem von Frage und Antwort in einer sehr reizvollen Parabel des Schayh Bahai in seinem Werk "Kaschkul" angesprochen wird. Er bezeichnet die Frage als "feminin" und die Antwort als "maskulin".

Dies bedeutet: Frage und Antwort stellen die Grundlage für die Entstehung einer neuen Wissenschaftsgeneration zur Verfugung. Die segensreiche Ehe zwischen Frage und Antwort dauert auch heute noch an. Es kommt selten vor, dass eine Entdeckung oder eine Wissenschaft wie Jesus geboren wird (also ohne die Vereinigung von Gegensätzen wie Frau und Mann). Es passiert selten, dass ein Experte ohne erkennbaren Anlass, ohne intensives Nachdenken plötzlich eine Eingebung hat. Manchmal stößt jemand auf "messianische" Weise auf ein Thema, ohne eine Frage gestellt zu haben. Dies geschieht jedoch in den seltensten Fallen. Die Frage geht meistens allem voraus. Aus diesem Grunde sollte man Fragen begrüßen.

Die zweite Periode, die man als Epoche der neu entstehenden Fragen bezeichnen kann, ebnete den Boden für die Kodifizierung der Themen. Es wurde sowohl etwas über praktische Themen wie auch über Glaubensuberzeugungen geschrieben. Diese Ansammlung von Themen wurde "fiqh"(tiefes Nachforschen und -denken) genannt. Jedoch genauso wie die Theologie einen allgemeinen und einen speziellen Teil besitzt, dessen speziellen Teil man den "göttlichen" nennt, besitzt die Rechtslehre der zweiten Periode einen allgemeinen und einen speziellen Teil, von denen man den speziellen (die Theologie) "die große Rechtswissenschaft" oder die "hohe Rechtswissenschaft" nennt. Diese Bezeichnung der Theologie als "höheres Fiqh" finden wir nicht nur bei Muhaqqiq-i Damad und anderen, sondern sogar bei Masud b. Amr b. Abdallah Taftazanî, der zu Beginn des 8. Jahrhunderts zur Welt kam und am Ende des gleichen Jahrhunderts starb. Er erwähnt Vorgänger, die, als sie diese Wissenschaft kodifizierten, die ganze Sammlung "Fiqh" nannten und den theologischen Teil als "al-fiqh al-akbar" (hohere Rechtswissenschaft) bezeichneten. Diese Meinung wurde laut Aussage des Kommentatoren des Werkes Maqasid auch von manchen Gelehrten der ahl millat (Er meint hier die Gelehrten der eigenen mazhab) überliefert. Nach dieser Meinung ist fiqh die Erkenntnis der Seele und dessen, was für und was gegen sie spricht. Der Koranvers "sodass ihr tief über eure Religion nachdenken möget" Tawba 122 bietet die Grundlage fur den Aufbau theologischer Hochschulen (Hawza). Diese befassen sich sowohl mit den Nebenzweigen (faruiat) und praktischen Fragen, als auch mit Glaubensgrundlagen und Überzeugungen. Er fugt hinzu, dass die Mehrheit der Gelehrten die beiden voneinander trennte. Sie nannten den Bereich, der Nebenzweige und praktische Fragen abdeckte "fiqh" und den Teil, der sich auf die Glaubensuberzeugungen bezog "Wissenschaft der Einheit Gottes (tawhid) und der Eigenschaften" sifat. Später bezeichnete man diese Wissenschaft mit "Theologie" (kalàm).

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