Die Moderne Theologie

Die Moderne Theologie

Ayatollah Dschawadi-Amuli

Inhaltsverzeichnis

Die Autorität der Ratio (Aql)

Wie weit reicht die Autorität des Verstandes und worin liegt sie? Einmal sprechen wir über die Autorität der Ratio, was dann eine Autoritätsdiskussion wäre, die in den Bereich der Wissenschaft von den Fundamenten (Fundamentaltheologie/ilm al-usul) fällt. Ein anderes Mal diskutieren wir die Frage, ob ein rationales Argument der Gewissheit dienlich ist oder nicht. Diese Frage kann dann Gegenstand der Philosophie oder der spekulativen Theologie sein. Wenn wir auf diese Weise diskutieren, werden wir es einfach haben. Sie gleicht der Diskussion über die Bedeutung. Man muss auch darüber diskutieren, ob der rationale Beweis zur Gewissheit führt oder nicht. Wenn er zur Gewissheit führt, wird er zu einem Argument mit autoritativem Charakter. Wenn jemand über die Autorität der Ratio sprechen möchte, muss er wissen, dass dies nur auf dem Wege der Definition und der klaren Analyse möglich ist nicht durch Argumentation. Das bedeutet, wenn jemand durch Argumente beweisen möchte, dass der rationale Grund Autorität besitzt, ist ihm dies wahrscheinlich nicht möglich. Wenn er beweisen möchte, dass er keine Autorität besitzt, ist ihm dies wahrscheinlich auch nicht möglich. Mit welchem Argument beweisen Sie, dass der rationale Grund Autorität besitzt? Mit rationalen Argumenten oder mit einem Beweis aus der Überlieferung. Wenn sie mit einem rationalen Argument beweisen möchte, dass das rationale Argument keine Autorität besitzt, dann ist diese Widerlegung widersinnig, aber nicht das Argument selbst. Es liegt ebenso fern, die Autorität des rationalen Argumentes aus den Überlieferungen heraus beweisen zu wollen. Das, was Sie beweisen möchten und das, was sie widerlegen möchten, ist unmöglich. Einen Beweis für die Autorität des rationalen Argumentes zu finden ist unmöglich und seine Widerlegung ebenfalls. Die Angelegenheit kreist ständig zwischen diesen beiden Sachverhalten. Entweder es ist von seinem Wesen her unbekannt, weil das an sich Unbekannte nicht bewiesen und auch nicht widerlegt werden kann, oder es ist an sich (von seinem Wesen her) bekannt. Wenn ein rationales Argument aufgestellt wird, wird es durch seinen Gebrauch an sich bekannt. Seine Autorität wird durch seine praktische Anwendung bewiesen. Denn der Mensch lebt mit genau diesem Wissen und, wie unser Vorbild Allama Tabatabai sagt, folgt der Mensch immer dem Bekannten, aber erhält auch Wissen (ohne sein Zutun). Also ist die Frage nach der Autorität der Ratio definierbar und darstellbar, aber nicht argumentativ zu lösen. Bei der Definition und Darstellung des rationalen Argumentes muss man Zweifel ausräumen, weil die rationale Argumentation für die Erlangung der Gewissheit hilfreich ist. Sie wissen, dass die Gewissheit in unseren Logikbüchern in vier Faktoren unterteilt wurde, die wieder 2 Faktoren untergeordnet sind, durch die sie zur Gewissheit werden. Wenn nicht, dann bezeichnen wir sie nicht als Gewissheit.

  1. Der Mensch muss die feste Absicht haben, etwas zu beweisen.
  2. Er muss eine These aufstellen, die unumstößlich ist.
  3. Er muss alle Widerlegungsmöglichkeiten ausräumen.
  4. Als Endresultat muss er eine feststehende These aufstellen, die nichts ins Wanken bringt.

Die Kombination dieser Faktoren bildet zusammen die Gewissheit. Scheich ar-Rais Abu Ali Sina schreibt in der Logik des "Schifa": Es gibt viele Vermutungen, von denen angenommen wird, dass sie Gewissheit sind. Was sehr selten vorkommt, ist Gewissheit und Wissen." Er sagt sogar über die Sternkarten der Astronomen, dass vieles in ihnen nur Vermutung ist, weil diese Schemata und Karten von einem Astronomen in irgendeiner Sternwarte ausgearbeitet werden. Er schreibt, es komme selten vor, dass ein Astrologe oder ein Kalenderschreiber Gewissheit erlangt, es sei denn ein Chwadscha Nasîr, der alles selbst ausarbeitete.

Also ist das Minimum der Gewissheit, dass man mindestens zwei Thesen aufstellt. Gewissheit bedeutet nicht, dass der Mensch das Angenommene für eine Angelegenheit beweist, aber nicht fähig ist, sein Gegenteil auch zu beweisen. Gewissheit setzt sich nicht aus Wissen um eine Sache und dem Unvermögen (ihr Gegenteil zu beweisen) zusammen. Dies ist nicht das Wissen, welches die Logik, die Philosophie und die Theologie meinen. Gewissheit ist keine Sammlung aus konsequenter Absicht (etwas zu beweisen) und dem Unvermögen (es zu widerlegen). Gewissheit setzt sich aus den 4 Faktoren zusammen, die durch diese beiden gebündelt werden. So ist es sowohl in der theoretischen wie in der praktischen Weisheit mit dem Unterschied, dass es in der praktischen Weisheit auch anwendbar sein muss.

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