Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

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Im Haus von Hani el-Orwa

Abu Michnaf sagt: Muslim ben 'Akil war an jenem Tage fieberkrank und nicht zum Gebet gekommen; am Nachmittag ging er aus bis zur Tür der Moschee, er rief zum Gebet, blieb aber allein, niemand von den Einwohnern Kufas verrichtete das Gebet, während ihm doch 80000 derselben gehuldigt hatten. Nachdem er mit dem Gebet zu Ende war, bemerkte er einen Burschen und fragte ihn: was machen die Einwohner dieser Stadt? Er antwortete : о mein Herr ! sie haben den Eid gegen Husein gebrochen und Jazid ben Muawija gehuldigt. Als er diese Worte des Burschen hörte, schlug er die Hände zusammen; er schritt die Strassen, bis er in das Quartier der Banu Chuzeima kam. (diese waren die Geldwechsler) ; er blieb vor einem hohen Thore stehen und betrachtete es, da trat eine schwarze Sklavin heraus und fragte ihn : junger Mann, warum stehst du an dem Thore dieses Hauses ? Er antwortete : wem gehört dies Haus ? sie sprach : Hani ben Orwa el-Madshigi. Er erinnerte sich nun, dass er ihn kenne und sprach zu ihr : gehe hinein und sage ihm, am Thore sei ein Mann von den Anhängern der heiligen Familie und wenn er dich nach meinem Namen fragt, so nenne ihm Muslim ben Akil. Die Sklavin ging also hinein und es währte nicht lange, da kam sie wieder heraus und sprach: tritt ein, O mein Herr! und Muslim trat ein. Scharik ben el-Awar befand sich an jenem Tage krank im Hause des Hânî und Hânî selbst war krank; er wollte aufstehen, um Muslim zu umarmen, war aber dazu nicht im Stande. Sie setzten sich und unterhielten sich, bis die Rede auf Obeidallah ben Zijad kam, da sprach Scharik: о mein Herr, siehe, er ist mein Freund und hat erfahren, dass ich krank sei, er wird zu Pferde kommen um mich mit den Ärzten zu besuchen, nimm also dieses Schwerdt, tritt in das kleine Zimmer und wenn er sich gesetzt hat, so komm hervor und töte ihn, es wird niemand zwischen euch treten, der dich hindert, und vor ihm selbst bist du sicher; aber sieh dich vor, dass du ihn nicht fehlst, denn wenn du ihn nicht tötest, so tötet er dich; als Zeichen diene, dass ich meinen Turban vom Kopfe abnehmen und auf die Erde legen will. Muslim erwiderte: ich will es schon machen, so Gott will. [G Hânî missbilligte dies,] schickte aber doch zu Ihn Zijad und ließ ihm Vorwürfe machen, dass er ihn nicht suche; er entschuldigte sich damit, nicht gewusst zu haben, dass er krank sei, am Abend werde er zu ihm kommen. Sobald er dann das Abendgebet verrichtet hatte, setzte er sich zu Pferde und kam zu Hânî in Begleitung seines Kammerdieners. Die Sklavin, welche ihn anmeldete, erhielt noch den Auftrag Muslim das Schwert zu reichen, und kaum war dies geschehen und Muslim in das Nebenzimmer gegangen, da trat Ibn Zijad ein. Er setzte sich an Hânîs Seite, sie fingen eine Unterhaltung an, Ibn Zijad fragte nach seinem Befinden und'» seiner Krankheit und Hânî klagte ihm sein Leid. Er meinte aber, dass Muslim zu lange zögere , und nahm deshalb seinen Turban vom Kopfe ab und legte ihn auf die Erde, dann setzte er ihn wieder auf und wiederholte dies mal, Muslim blieb an seinem Platze und kam nicht hervor. Da erhob Hâni seine Stimme so laut wie ein Karavanenführer, damit Muslim hören sollte, was er sagte, und rezitierte die etwa hierher passenden Verse :

Was soll das Zögern für Salmâ? lasst sie nicht länger am Leben,
den Becher des Todes gebt ihr rasch zu trinken. Denn wenn du dich aus Scheu vor Salmâ fürchtest,
so bist du eines Tages nicht sicher vor ihren Anhängern. Soll ich einen süssen Trank gegen den Durst geben?
und wenn er sich umwendete und ich meinen Tod dadurch hätte.

Er wiederholte dies mehrere Male und Ibn Zijâd, der es hörte, begriff nicht, was er wollte, und als es ihm zuviel wurde, fragte er: was ist dem Alten? er scheint irre zu reden. Man erwiderte: о Emir, so hat er seit heute schon öfter gesprochen wegen seiner schweren Krankheit. Ibn Zijâd entfernte sich dann, bestieg sein Pferd und kehrte in sein Schloss zurück. Muslim ben Akil kam hervor und Scharik redete ihn an: um Gottes willen, was hat dich abgehalten ihn zu töten? bei Gott! so wie heute triffst du nie wieder mit ihm zusammen. Muslim entgegnete: zwei Gründe haben mich abgehalten, einmal dass Hânî es nicht gern sah, wenn er in seinem Hause getötet würde, und zweitens ein Ausspruch, den ich von dem Fürsten der Gläubigen Ali gehört habe, indem er sagte: keine Gnade hat der zu erwarten, welcher einen Muslim oder Gläubigen tötet. Scharik erwiderte: bei Gott! wenn du ihn getötet hättest, so hättest du einen gläubigen Tyrannen getötet, jetzt wird es dir unangenehm sein, aber ich fürchte es, dass du von ihm getötet wirst. Abu Michnaf sagt: Danach dauerte es nur wenige Tage, bis Scharik starb nach Gottes Erbarmen.

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