Der Islam im Dialog

Der Islam im Dialog - Aufsätze

Prof. Abdoldjavad Falaturi

Inhaltsverzeichnis

Notwendige Bedingungen für einen erfolgreichen Dialog

Die allerwichtigste Bedingung dafür ist, sich innerlich von dem Beharren auf den Besitz einer exklusiven Wahrheit zu distanzieren. Gehen die Dialogführenden - oder einer von ihnen – davon aus, dass nur sie jeweils im Besitz der absoluten Wahrheit sind, und die anderen sich auf dem Irrweg befinden, so ist dem darauf folgenden Streitgespräch von vornherein die Basis für einen Dialog im oben genannten Sinne entzogen.

Die Vorstellung alleiniger Seligkeit für seinen Glauben und des Verdammnisses für die anderen ist nichts außer einer kurzsichtigen Einengung der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit und einer egozentrischen Bevormundung Gottes, Himmel bzw. Paradies und Hölle unter den Menschen zu verteilen bzw. sich als Pförtner von Himmel und Hölle hervorzutun. Dies zeugt von einer naiven Vorstellung der Mensch-Gott-Beziehung.

Diese innerliche Haltung hat eine weitere zu Folge, die ebenso als Bedingung für einen Dialog unerläßlich ist, d.h. die Bereitschaft, selbstkritisch und differenziert mit den eigenen Glaubensinhalten umzugehen und Mut zu haben, die Schwäche und Fehlentwicklungen innerhalb der eigenen Religionsgeschichte zuzugeben. Andernfalls haben wir es erfahrungsgemäß mit einem offenen und latenten Schlagaustausch zu tun, der nur das Positive bei sich und bei dem andern nur das Negative sieht.

Wir haben alle als Menschen, ob Buddhisten, Juden, Christen oder Muslime, ehrlicherweise zuzugeben, dass unsere Unzulänglichkeit nicht zulässt, dass wir das Ideale, was die Religionen uns vorschreiben, voll verwirklichen können.

Dieses Zugeständnis ist dahingehend wichtig, dass man nicht nur die Fehler der anderen sieht, sondern auch die eigenen Fehler und gerade diese Fehlerhaftigkeit mit als ein Thema im Dialog berücksichtigt und sich in diesem Sinne offenbart: Ich bin Muslim, ich kann aber nicht hundertprozentig gemäß islamischer Anweisungen leben. Trotz fürsorglicher Barmherzigkeit Gottes langen meine Kräfte nicht dazu, dem komplizierten Alltag gegenüber, meiner Verantwortung gerecht zu werden. Auch der Buddhist, der Jude, der Christ hat dies zu tun, um zu vermeiden, dass sein religionswidriges Fehlverhalten in den Augen der anderen als Praxis seiner Religion gehalten wird.

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