Islam und Abendland - Verbindendes und Trennendes -
Diskussion
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Frage: Sie haben verschiedene Punkte angesprochen, die mich
zu einer Frage bewegen. Sie haben von der eigentlich
christlichen Abwehr gesprochen..., Feuer und Schwert des
Islam. Dann sprachen Sie von den Informationen und
Fehlinformationen der Medien und sprachen auch von
Feindbildern.
Da gab es ja nun während der Golfkrise in den vielen
Fernsehsendungen eine Reihe, in der eben auch vor dem Islam
gewarnt wurde, der jetzt eigentlich Europa bedrohe, Sie wissen
wahrscheinlich, wen ich meine, ohne dass ich ihn nennen muss.
Er hat ja einen guten Namen und da hätte ich gerne Ihre
Antwort darauf, wie Sie dazu stehen.
Pr. Falaturi: Das Schwert des Islam meinen Sie. Ich meine,
meine Damen und Herren, diejenigen, die diesen Film sehr wenig
kennen, Herrn Scholl-Latour. Ich schätze ihn auch, ich habe
ihn jedenfalls sehr hoch geschätzt durch seine Kenntnisse,
durch seinen Mut, überall immer eine elegante
Berichterstattung, alles mögliche. Wenn man ihn dann fragt,
warum er diesen Film gemacht hat, sagt er, das was er gesagt
hat, sei wahr.
Gut, nichts dagegen; aber, meine Damen und Herren, wie ich
gezeigt habe, besteht eine Geschichte nicht nur aus dem
Schwert. Wenn man die Macht in einer Geschichte zeigen will,
muss man zwei Dinge tun: erstens perspektivisch darstellen,
nämlich die andere Seite der Medaille, die Zusammenarbeit der
Christen und Muslime, die Zusammenarbeit von Abendland und
Morgenland, den Nutzen, den sie voneinander hatten, auch
miteinbeziehen. Ich habe auch genauso diese Macht angesprochen
und sogar getadelt. Da habe ich gesagt, das ist
Machtexpansion. Das ist der eine Punkt.
Der zweite ist, dass wenn man das macht, muss man es
genauso auch auf der christlichen Seite machen. Dann hätte
man, und wie schrecklich ist es, wenn ich Ihnen das sage,
parallel zum „Schwert des Islam" die „Atombombe des
Christentums".
Das ist das gleiche. Da heißt es, wenn man diese Sachen auf
den Islam bezieht, müssen die anderen Gewalttaten auch auf das
Christentum bezogen werden. Diese einseitige
Berichterstattung, aber ich meine es trotzdem anders; wieso
kam dieser Film in einer Zeit, in der dieser Krieg entstanden
ist? Ist das nicht irgendwie abgesprochen worden? War nicht
diese Sache in der Planung? Weiß ich nicht, weiß ich nicht.
Ich sage, ich frage nur wieso plötzlich in dieser Zeit muss
dieser Film laufen?
Frage: Entschuldigen Sie, wenn ich noch einmal etwas
nachtragen darf. Für mich war die Schlussfolgerung von
Scholl-Latour ja eigentlich die Warnung vor dem Islam als
Bedrohung für Europa, was ich als völligen Fehlschluss sehe
und es nicht nur fatal finde, sondern gefährlich, hier ein
neues Feindbild aufzubauen. Der Kommunismus existiert nicht
mehr, wir brauchen ein neues Feindbild. So wirkt das auf mich
und ich finde es eine fatale Fehlfolgerung daraus, und darauf
hätte ich gerne von Ihnen die Antwort.
Pr. Falaturi: Diese Sache mit Feindbildern, habe ich auch
ganz kurz angesprochen. Manche behaupten, die Europäer selbst,
Europa hat nie ohne Feindbilder leben können. Die Feindbilder
haben immer die Europäer zusammengehalten und sie konnten sich
immer im Schatten dieses Feindbildes weiter entwickeln. Jetzt
sind die Ostblockstaaten nicht mehr und glauben Sie, bevor die
Ostblockstaaten überhaupt untergingen, haben wir in unserem
Kreis, als die Anzeichen kamen, gesagt, guck mal, wenn jetzt
der Kommunismus zugrunde geht, kommt dann der Islam an die
Reihe.
Ich habe es nicht geglaubt und dann ist es gekommen. Und in
wie weit und das ist meine Klage über die Politik und dann die
Medien, bezog man sich darauf? Ganz global, weil man auf diese
Weise Feindbilder braucht. Ich möchte dies nicht unbedingt in
dieser Weise vertreten. Ich sehe, dass diese Feindbilder ein
Bestandteil der Großmächte, auch in der Geschichte, gewesen
sind.
Wenn die Griechen sich weiter verbreiten wollten, haben sie
immer Barbaren im Auge gehabt. Auch die Araber haben
Feindbilder gehabt, Ketzer oder Agam, die Nichtaraber usw. und
so fort. Auch die Römer haben sie gehabt, auch die
verschiedenen Mächte, die wir in Europa haben, Frankreich,
Deutschland. Krieg ist für mich, wenn die Geschichte
beobachtet, ein Feindbild zu produzieren. Da ist ein
wesentliches Moment der Erhaltung des Imperiums.
Und jetzt haben wir das europäische Imperium. Aber diese
Europäer sind nicht die Völker, das ist ja das, was ich sage,
das sind bestimmte Zentren, von denen man vor allen Dingen die
Waffenindustrie anspricht. Das sind die, die Feindbilder
brauchen, nicht für die einzelnen Leute auf der Straße. Die
Zeit dafür ist vorbei. Das ist für den Erhalt der Macht und
für die Wirtschaft. Ja, gut, ich höre auf.
Frage: Ich schlage jetzt einmal folgendes vor...
Pr. Falaturi: Ich freue mich, dass ich Sie alle so
provoziert habe, yalla.
Frage: Es ist Ihnen gelungen, war Ihnen vorher schon
gelungen, als Sie das deutsche Fernsehen, das wir alle an
Einfluß unterschätzen... Ich schlage vor, dass wir jetzt
einmal ein paar Wortmeldungen hören, weil sie bei Ihrem
temperamentvollen Kenntnisreichtum sonst hier wahrscheinlich
bis hinten durchdringen. Sie hatten sich jetzt als erste
gemeldet.
Pr. Falaturi: Wollen Sie denn dazu auch andere Fragen
hören, die dazu gehören? Oder wollen Sie der Reihe nach hören?
Sie können moderieren, wie Sie wollen.
Frage: Ich möchte zurückkommen auf die religiöse Ebene, von
der Sie gesagt haben, wir wollen eigentlich nur Phänomene
beschreiben, aber wir sind meiner Meinung doch in eine
Auslegungsfrage hineingegangen. Die möchte ich nicht
unwidersprochen lassen. Ich finde es schade, dass wir den so
lebensnotwendigen Dialog, der zwischen allen Religionen nötig
ist, von dem Sie gesagt haben, die anthropologische Welt im
Islam unterscheide sich so stark und das kann ich nicht
unwidersprochen lassen.
Sie sagten, der Islam spricht von der Rechtleitung des
Menschen und das Christentum spricht von der Sündhaftigkeit
und der Erlösungsmöglichkeit. Der erste Schöpfungsbericht sagt
auch, dass der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen ist und
die Sündhaftigkeit ist ja für mich zu verstehen mit unserer
existentiellen Freiheit und die Sündenfallgeschichte müssen
wir jeden Tag durchleben und es steht auch nicht geschrieben,
dass der Lebensbaum als Prinzip der Rechtleitung nicht wieder
zu suchen ist und Jesus ist ja gekommen, um uns diese
Rechtleitung zu geben und viele nehmen sie nicht in Anspruch,
weil wir diese Freiheit haben. Ich finde es schade, dass Sie
diesen Unterschied als so maßgeblich hingestellt haben, so als
Auslegungsfrage.
Anderer Sprecher: Herr Professor, ein Stichwort, sonst
kommen wir nicht durch.
Anderer Sprecher: Eine Frage, und zwar, nach Ihrem
hervorragenden Vortrag fühle ich mich fast genötigt zu
konvertieren. Ich habe dazu einige Fragen. Erstens, wenn ich
über den Kaiserplatz gehe und ich sehe dort vermummte Frauen
gehen, möchte ich natürlich nicht, dass meine Frau so geht,
mit dazu noch ein Silberpapier über der Nase, damit man auch
wirklich nicht die Nase erkennen kann. Dann möchte ich
natürlich auch nicht, dass meine Töchter beschnitten werden.
Ich bin selbst Sozialmediziner, ich finde, es sieht
bestialisch aus, wenn man das nachvollzieht und ich habe ein
merkwürdiges Gefühl, wenn ich mir vorschreiben lassen soll und
zwar von einem Ayatollah, ob ich Rushdie lesen darf oder nicht
und wenn in Japan das jemand lesen möchte, dann wird der
Übersetzer einfach ermordet. Und darauf sind Sie leider in
diesem Vortrag nicht eingegangen.
Anderer Sprecher: Sie zielen mit Ihren Ausführungen auf
Koexistenz ab. Das ist ein schönes Ziel und ich glaube, Sie
hätten es vielleicht eher erreichen können, wenn Sie
christliche Theologen, die schon seit Jahrhunderten Koexistenz
wollen, erwähnt hätten. Ich denke dass in der franziskanischen
Theologie solche Theologen zu finden sind bis hin zu Charles
der Fouccault, dass man von Teize solche Strömungen aussandte.
Warum haben Sie davon nichts gesagt?
Pr. Falaturi: Haben Sie alles notiert? Ich vergesse sonst
die Fragen.
Anderer Sprecher: Ich möchte im Nachtrag zu dem, was der
fast Konvertierte eben gesagt hat, noch auf ein Problem
eingehen, was hier für das Verhältnis zwischen dem Islam und
dem Westen, davon ist ja heute abend die Rede, doch sehr
relevant zu sein scheint, und dass haben Sie in Ihrem sehr
interessanten und in der Tat auch sehr bedenkenswerten Vortrag
nicht angesprochen, nämlich die Tatsache, dass keines der
islamischen Länder eine Demokratie in unserem westlichen Sinne
ist.
Meine Frage wäre, ob das möglicherweise religiöse Gründe
hat, ob möglicherweise der Islam das, was wir politische
Aufklärung nennen, usw. erschwert, und daran anknüpfend möchte
ich auch feststellen, dass wir hier im Westen jedenfalls
häufig und ich füge hinzu, zunehmend das Gefühl haben, dass
die Menschenrechte in den islamischen Ländern nicht so
gewährleistet sind wie hier bei uns im Westen, auf die
Stellung der Frau ist hier schon einmal eingegangen worden.
Ein weiteres Stichwort wäre vielleicht auch die Zunahme der
Pari3a in einzelnen islamischen Ländern, nicht nur im Sudan
und im Jemen, sondern vielmehr auch in Pakistan.
Das Strafrecht, die Pari3a hat ja in der Tat eine religiöse
Dimension. Herr Professor, ich sage das nicht, um Ihnen zu
nahe zu treten, ich glaube, das spiegelt doch viele Sorgen
wieder, die wir hier im Westen zunehmend, gerade auch im
Zusammenhang mit dem islamischen Fundamentalismus haben, und
ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie hierzu ein kleines Wort sagen
würden.
Anderer Sprecher: Jetzt haben sich zwar viele gemeldet,
aber ergreifen Sie zwischendurch das Wort, sonst verliert
sich’s. Anthropologischer Unterschied, kulturelle
Unterschiede, Stellung der Frau, Theologen, Demokratie,
Menschenrechte, Pari3a, Sie haben viele Stichworte.
Pr. Falaturi: Ich möchte keinen tadeln, aber ich habe
bereits wohlweislich die Weichen für die Antwort auf alle
diese Fragen während des Vortrages gestellt, und jetzt komme
ich nach und nach dazu. Zu Ihrer Frage, die auch mir
theologisch gesehen am wichtigsten erscheint. Darüber habe ich
einen ganz ausführlichen Artikel geschrieben. Dieser ist in
einer Zeitschrift von Herrn Kirste, Tworuschka und Schwarzenau
herausgegeben worden und ich habe diese da in der Weise ganz
ausführlich dargelegt, in wie weit Christen und Muslime in
einer Sprache reden oder aneinander vorbei reden. Ich habe und
das gebe ich zu, zu schnell einen Punkt hier erwähnt.
Das ist ein Thema eines Vortrages, der in keiner Weise die
christliche Seite vernachlässigt. Wenn Sie so wollen,
unterscheidet sich diese zusätzliche christliche Seite,
nämlich die Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit, vom
Bild des Menschen, das der Islam hat. Ich möchte nicht sagen,
dass sich Huda und Rechtleitung allein dort befinden, im
Gegenteil, im Koran wird auch der Sinn des Evangeliums als
Rechtleitung erwähnt, nein, hier ist der Kern, und an diesem
Kern kommen wir nicht vorbei.
Das Christentum hat eine ganz besondere Besonderheit,
weswegen dann auch das Opfer, also die Menschwerdung Gottes
und alles mögliche, was damit zusammenhängt, im Islam fehlt,
und diese Notwendigkeit kommt nicht vor. Es tut mir leid, dass
ich das nicht in dieser Ausführlichkeit hier sagen konnte,
aber das widerspricht sich überhaupt nicht. Das war das
Theologische. Jetzt komme ich zum Politischen und zu dem
jungen Mann, der konvertieren wollte. Ich möchte Ihnen sagen,
dass ich seit Jahren mit den Christen zusammenarbeite. Keinen
einzigen Moment habe ich den Wunsch gehabt, dass die Christen,
die mit mir arbeiten, aufgrund dieser Probleme, Muslime
werden. Keinen Moment. Warum? Ich meine, weil ich auch im
Sinne des Koran die Verbindung des Menschen mit Gott zugrunde
lege. Aber das war nicht Ihre Frage. Ihre Frage war ganz
anders. Die Beispiele, die Sie gebracht haben, wie Stellung
der Frau. Ich wusste, dass so etwas kommt: eine der Schriften,
die ich mitgebracht habe, beschäftigt sich mit dieser Frage.
Alle diese Beispiele, die Sie gebracht haben, das sind Sachen,
die unter den muslimischen Völkern, aber nicht überall, zu
sehen sind, wie z.B. Beschneidung der Frau. Das geschieht im
Sudan, das geschieht in ein paar arabischen Ländern in Afrika,
das ist absolut nicht islamisch.
Zwischenruf: 80 % aller islamischen Frauen sind
beschnitten.
Pr. Falaturi: Das ist vollkommen gelogen, was Sie sagen.
Ich habe eine Zeitung, die sich damit beschäftigt, von
Ethnologen in England. Das sind einige Länder, wie ich sage,
im Sudan am meisten, in einem Teil von Ägypten gibt es dies
auch, ein Teil von Algerien, in Marokko gibt es das auch, aber
in den islamischen Ländern, wie in Pakistan, im Iran, in der
Türkei gibt es diese Sache absolut nicht. Das sind die Sitten
und Gewohnheiten, die mit dem Islam nichts zu tun haben. Jetzt
schütteln Sie Ihren Kopf. Geben Sie mir Ihre Adresse, ich
schicke Ihnen diese Untersuchung der Engländer in allen
islamischen Ländern zu.
Das, was ich habe, hängt auch mit der UNO zusammen. Das ist
eine wissenschaftliche Zeitschrift, das schicke ich Ihnen. Sie
können mir sagen, dass meine Mutter und Schwester beschnitten
sind und Sie wissen es und ich weiß es nicht. Das ist
unverschämt! Zu sagen, dass dies islamisch sei. Ich sage, es
ist nicht islamisch. Die UNO schreibt das.
Anderer Sprecher: Ich glaube, man muss darauf hinweisen,
dass sich diese 80 % vielleicht auf die Frauen beziehen... Man
kann keine 80 % von islamischen Frauen (unverständlich)....
Anderer Sprecher: Meine Damen und Herren, ich bin Muslim,
ich bin 46 Jahre alt, ich habe diese Sache, die Beschneidung
der Frauen, zum ersten Mal gehört und darüber gelacht. Ich
dachte, das ist nur ein Witz und dass es so ernst ist, habe
ich in meinem Leben nie gehört.
Glauben Sie mir. Und ich finde das so unverschämt, dass man
das macht. Ich bin Muslim, überzeugter Muslim. Mein Sohn wird
auch in der nächsten Woche beschnitten. Ich habe zwei Töchter
und meine Frau. Also, so etwas wird nie gehört in Afghanistan.
Ich bin nicht nur in Afghanistan gewesen, ich bin im Iran
gewesen, in der Türkei, in Deutschland, überall gewesen. Das
höre ich, glauben Sie mir, zum dritten Mal oder zum zweiten
Mal, das weiß ich jetzt nicht ganz genau.
Pr. Falaturi: Das ist ethnologisch gesehen eine
afrikanische Sitte. Dagegen hat man auch sehr viel getan und
tut man noch und ich weiß auch und bin auch einer derjenigen,
der dies ständig und überall als nichtislamisch ablehnt. Es
haben auch einige Frauenbewegungen in Afrika Projekte, wo man
das macht, und jetzt hören Sie mich, ich kenne seit drei
Monaten ein marokkanisches Mädchen, die darunter gelitten hat.
Man hat mich gefragt, wie wir ihre Ehre (?) retten können, und
dann haben wir die Eltern gefragt und sie sagten, sie wüssten,
dass es nicht erlaubt ist. Wir tun es aber, weil unsere Eltern
und Großeltern sagen, es sei um Gottes willen, und darum hat
man diese Beschneidung nicht vorgenommen. Die Beschneidung der
Frauen findet mehr in den kulturell dominierten Bereichen
statt, das sind bestimmte Bereiche, hauptsächlich im Sudan,
aber auch in anderen Ländern und das geht dort auch mit der
Zeit zurück. Bitte geben Sie sich Mühe, lesen Sie unsere
Schulbuchanalyse. Diese ist nicht nur für Lehrer, sondern das
ist für alle.
Lesen Sie, das hat auch einen Index, alle diese Begriffe
Stellung der Frau, meinetwegen Heiliger Krieg, meinetwegen
alle anderen, finden Sie diesen Büchern. Informieren Sie sich
darüber, über die anderen Sachen, die leichter sind. Das
Negative, darüber rede ich die ganze Zeit, dass man über
Feindbilder sehr schnell Sachen aufnimmt, aber für das, was
positiv ist, gibt man sich keine Mühe, darüber etwas zu lesen.
Diese Verschleierung der Frau, vor allen Dingen des Gesichtes
ist völlig antikoranisch.
Das machen die Araber, was kann ich dafür? Hier sehen Sie
die Bilder der Mekkawallfahrt. Sehen Sie die Bilder Mann und
Frau laufen um diese Kaaba herum. Die Frauen, alle mit offenem
Gesicht. Sie dürfen sogar die Gesichter nicht verdecken. Das
sind Sitten und Gebräuche, die herrschen und werden
weiterherrschen.
Das können sie auch nicht so schnell umändern. Sie können
auch hier viele kulturelle Sache nicht umändern. Sehen Sie die
Bilder von Jugoslawien, wie viele christliche Frauen dort mit
Kopftüchern zu sehen sind. Gehen Sie nach Italien, gehen Sie
in lateinamerikanische Länder. Das sind Bräuche der Völker,
die mit der einen oder anderen Religion nichts zu tun haben.
Was islamisch ist, ist, dass Mann und Frau sich nicht
provozierend kleiden dürfen. Das gilt sowohl für den Mann als
auch für die Frau.
Der Mann und die Frau in der Gesellschaft sollen sich als
Menschen begegnen und nicht als Sexobjekt. Das ist islamisch,
natürlich. Das gebe ich zu. Die Freiheit eines einzelnen wird
dadurch eingeschränkt, aber das ist halt so der Fall. Ich
beschönige nicht etwas, was in der Tat der Fall ist. Also zu
Ihrer Frage. Wissen Sie, ich habe von Anfang gesagt, dieser
Vortrag, der sich mit der ganzen Geschichte der Vergangenheit
und Gegenwart und Zukunft beschäftigt, kann nicht auf alles
zurückkommen. Ich habe aber immer wieder gesagt:
Was für den Islam gilt, gilt auch für das Christentum, dass
immer zwei parallele Richtungen miteinander liefen. ...war der
erste, der versucht hat, im Gegensatz zu den Kreuzzügen, mit
Dialog an Muslime heranzutreten. Infolgedessen gab es sowohl
in Spanien, als auch in anderen Ländern, Menschen, die das
getan haben. Ich habe auch gesagt, heute gibt es Leute, die
unter den Politikern die Wahrheit sagen, nur leider ist es das
Negative, was Meinung macht. Kusaulus hat keine Schule
gemacht, die Kriege gingen weiter. Die Männer, die Sie genannt
haben, haben keine Schule gemacht, haben keinen Erfolg gehabt.
Warum? Weil das Negative uns vielleicht immer kitzelt,
reizt, das ist eine rein psychologische Sache, dass wir uns
von den anderen abheben. Wir sind die Besseren, das gilt
sowohl für die Muslime als auch für die Christen. Die
Religionen Christentum, Judentum und Islam sind immer
manipulierbar gewesen und sind und bleiben es. Sie werden
instrumentalisiert.
Herr Bush, über dessen Person ich sehr viel Gutes gehört
habe und dem auch zustimme, sehr solide, sehr wirklich so und
so und so, verrichtet aber trotzdem Schaugebete. Sie machen
Schaugebete, Saddam macht ein Schaugebet. Wir denken an unsere
kollektiven Menschenrechtsverletzungen in Europa nicht,
solange die Waffenindustrie, die Wirtschaft davon lebt; eine
Waffe, eine Bombe, die in einer Minute 20 oder wieviele
Tausend Menschen vernichten kann. Man kann hier nicht
einseitig von Menschenrechten reden. Kann Europa nicht die
Leute, die Menschenrechte verletzen, überhaupt davon abhalten.
Ich gebe zu, das ist auch Politik.
Die kennen noch nicht diese Demokratie. Aber die
Demokratie, die ich vertreten möchte, ist nicht Demokratie in
Deutschland, ist nicht Demokratie in Frankreich, sondern ist
eine Weltdemokratie. Sind Sie bereit, die Menschenrechte in
den hungrigen Ländern zu verteidigen? Sind Sie bereit, dann
bin ich es mit Ihnen. Demokratie ist heute eine
Weltdemokratie. Wir können hier nicht alles haben und die
Leute da sterben stündlich aus Not. Wie viele Hunderte von
Kindern kommen um? Wir genieren uns, müssen uns auch im Westen
genieren, dieses einseitige, von Politik getriebene heilige
Wort „Menschenrechte" in den Mund zu nehmen, das als Waffe
gegen diesen oder jenen dient, und vergessen, wer wir selbst
sind. Ich habe gesagt, der Gott der Bibel ist der Gott der
Liebe und der Gott der Armen. Verhalten wir uns danach?
Verhalten sich die Christen danach?
Verteidigen sie wirklich die Menschenrechte in diesem
Sinne? Menschenrechte für Salman Rushdie oder sonst etwas,
gut, ich gebe zu, wir haben auch damals alle für dieses Urteil
in dieser Richtung getadelt, aber ich bin nicht bereit, die
Mängel, die hier sind und die ich alltäglich in kollektiver,
versteckter und systematischer Form erlebe, zu vergessen und
mich nur an diese Leute, die den einen oder anderen Gegner
vernichten, heranzumachen.
Solange hier keine Weltdemokratie besteht und eine
Weltdemokratie kann, und ich sage das, kann von bestimmten
vernünftigen Menschen in Europa mehr in der Welt verwirklicht
werden. Ich erwarte von den Europäern, diese Weltdemokratie
einzuführen und ich warne Sie, sie nicht durch die Medien und
nicht durch diese gezielt politisch geführten eigenen
Interessen zu vergessen.
Ich gebe zu, die Demokratie in diesen Ländern wird
vielleicht noch lange auf sich warten lassen, aber man redet
z.B. von einer Wende, wir haben die Wende gesehen, einmal war
der Iran ein Teufelsland und Saddam war unser Freund, und
plötzlich über Nacht wurde Saddam der Teufel und ich weiß
immer noch die erste Rede, die Herr Bush gehalten hat, war
eines der Tadelworte, die er gegen Saddam sagte: „Saddam hat 8
Jahre gegen ein islamisches Land gekämpft." Das hat Bush
gesagt. Wer hat diesen Krieg gegen ein islamisches Land
geführt und wo alle dann später sagten, dass der Krieg gar
nicht von Saddam, sondern von Amerika ist.
Ich glaube diesem politischen Jargon nicht, ich falle nicht
darauf herein, ich sehe und nicht nur allein ich, ich weiß,
dass sehr viele, die nachdenken, und zum Glück gibt es sehr
viele, die nachdenken, mir geht es überhaupt nicht um
Verteidigung, wissen Sie, für mich persönlich gilt die
absolute Wahrheit oder Wahrheitsfrage überhaupt nicht. Sie
sind vielleicht gegen mich, Sie sind gegen mich, das sollen
Sie auch sein. Für mich gibt es überhaupt die absolute
Wahrheitsfrage nicht. Für mich ist jeder, der sich tatsächlich
intensiv bemüht, mit Gott die Verbindung herzustellen, einfach
gesegnet und geht seinen Weg und kommt zu seinem Gott. Ich bin
kein Verteiler des Paradieses und der Hölle. Mir ist
vollkommen egal, wer Christ, wer Jude, wer Muslim ist. Aber,
es ist eine Tatsache, selbst, wenn Sie meinen, der Islam sei
eine falsche Religion, gut.
Aber sie ist da. Die Religion ist da. Sie hat eine
Milliarde Anhänger. Wir haben in Europa 20 Mio. Muslime. Wir
müssen zusammenleben. Die Frage, ob die Leute da beschnitten
oder nicht beschnitten werden, rettet uns nicht von der
Aufgabe oder von der Verantwortung, dass wir Christen und
Muslime in Europa zusammen leben müssen. Im Gegenteil, diese
Sachen hindern uns daran, hier in Europa eine Koexistenz
herbeizuführen. Entschuldigen Sie bitte, meine Damen und
Herren.
Anderer Sprecher: Der evangelische Arbeitskreis hat für
einen bewegten Abend gesorgt. Wir haben noch viele
Wortmeldungen.
Anderer Sprecher: Herr Professor, Sie haben sehr klar die
verschiedenen Bereiche getrennt, aber Sie wissen ganz genau,
dass die verschiedenen Lebensbereiche ineinander verzahnt sind
und Sie haben so getan, als ob gerade im Islam der Staat und
die Religion absolut getrennt ist. Sie ist aber sehr stark
miteinander verbunden, so stark, wie das im europäischen
Bereich umgekehrt nicht der Fall ist. Das ist eine Frage, die
ich gerne stellen möchte, und noch eine zweite Bemerkung, ich
höre sofort auf, ist die These: das Feindbild erklärt die
Geschichte. Die kann ich nicht teilen.
Pr. Falaturi: Ich habe auch nicht das Feindbild erklärt die
Geschichte, gesagt, aber...
Anderer Sprecher: Es ist wohl so, dass wir immer
Feindbilder produzieren müssen. Und warum frage ich mich.
Nicht, weil es die Geschichte gibt und weil es den Islam gibt
und die Christen gibt, sondern, weil wir zufällig in beiden
Religionen in Gut und Böse denken.
Und ich frage da den Theologen: Könnten wir uns da nicht
mal auf einen Konsens einigen? Solange wir nämlich an den
Bösen glauben, ist es sehr schwierig, keine Feindbilder zu
produzieren. Im Grunde interessiert uns der Böse im Jenseits
nicht, uns interessiert er immer nur hier. Bei uns und den
anderen. Und da wir immer gerne die Schuld auf den Anderen
schieben, muss es der Andere sein. Ich meine, da müsste man
einen Theologen fragen. Was sagt er dazu?
Anderer Sprecher: Eine kurze Frage. Die Überschrift Ihres
Vortrages lautet: Islam und Westen. Die Unterstützung des
Westens, unabhängig von Menschenrechten, sehen Sie das als ein
Hemmnis?
Pr. Falaturi: Noch einmal.
Anderer: Die Unterstützung des Westens an Israel. Eine
Unverschämtheit. Sie wissen, was in Israel passiert, dass die
Menschenrechte mit Füßen getreten werden, dass der Westen
trotzdem unbeschränkt einen ... Staat unterstützt. Sehen Sie
darin ein Hemmnis für den Dialog zwischen Christentum und
Islam?
Anderer Sprecher: Erlauben Sie mir, noch einmal zu den
religiösen Fragen zurückzukommen. Das ist die Frage nach Jesus
Christus. Sehen Sie, da macht mir eine ganz praktische Frage
große Schwierigkeiten. Ist er der Sohn Gottes oder ist er das
nicht?
Pr. Falaturi: Nein.
Anderer: ... bei dem also auch muslimische Partner dabei
sind, so konkret geht das dann vor Ort. Nur, um das einmal an
einem weiteren Beispiel zu verdeutlichen. Gerade im Bereich
der evangelischen Kirche. Ich habe heute morgen eine
Kirchenausschusssitzung hineingenommen, wo es sogar darum
geht, ob man nicht noch weitergehende Verständigungsbemühungen
zu den Muslimen unternehmen kann. Wir haben in Duisburg einen
Arbeitskreis.
Man beschwert sich dann doch, wenn sie mit folgenden
Problemen konfrontiert werden vor Ort. Wir haben in Duisburg
einen Stadtteil, der zu zwei Dritteln türkische Bevölkerung
hat, 5 Moscheen und 2 Kirchengemeinden, eine evangelische und
eine katholische. Da wird nun folgendes festgestellt, seit
Beginn dieses Jahres. In der Schule, die dort ist, hat man
einen türkischen Lehrer, der als Verbindungslehrer von der
Schule zu den Moscheen fungiert. Der Lehrer geht links aus dem
Moscheenkapitol und seine Familie mit dazu, wenn er diese
Arbeit fortsetzt. Ein zweites Phänomen: Zu Beginn dieses
Jahres wird auf kirchlicher Ebene eine, wir würden im
weitesten Sinne sagen, ökumenische Besprechung abgehalten mit
einem Vertreter der Moschee und der beiden Kirchengemeinden.
Und da wird dann von Seiten der Moschee geantwortet: Was soll
das eigentlich? In wenigen Jahren sind doch ohnehin
Kindergärten und Schulen...Was soll man dann überhaupt noch
darüber sprechen.
Während des Ramadan äußert der Hoja bei den
Gebetsversammlungen, die Christen hätten jetzt Zeit genug
gehabt, sich zum Islam zu bekehren und jetzt müsse man... Das
zeigt sich dann kurz vor den Schulferien, den großen Ferien,
wo eine Gruppe von Schülern direkt aus der Moschee heraus
sozusagen vor das große Kreuz, das sich im Pfarrgarten der
katholischen Kirchengemeinde befindet und es bespuckten.
Die beiden Kirchengemeinden, evangelisch, wie katholisch,
haben ihre Hände weit ausgestreckt. Für die türkischen Kinder
machen sie Schulaufgabenbetreuung. Die Kinder dürfen
neuerdings nicht mehr zu der Schulaufgabenbetreuung hingehen.
Wenn sie das dennoch machen werden sie dafür gezüchtigt. Sie
müssen erst nach Hause gehen, damit sie sagen können, ich bin
nicht von da gekommen... Sehen Sie, das sind Phänomene, ich
bitte um Verständnis, Herr Professor, das ist nicht irgendwo
fern aus der Geschichte gegriffen...sondern das wird hier ganz
konkret vor Ort vollzogen. Und das beschwert uns.
Das beschwert uns deswegen so sehr, weil wir unsere Hände
ausgestreckt haben und weil aber ich gebe ganz offen zu: Wenn
diese Phänomene zunehmen, können wir nichts mehr tun. Hier ist
deutlich gesagt worden: Wir sind nicht ausländerfeindlich,
aber wir haben Angst, die Deutschen, die dort wohnen, haben
Angst.
Sie haben eben gesagt, da werden Feindbilder produziert...
wo wird denn diese Tendenz produziert.. hier muss auch von den
einsichtigen muslimischen Kräften deutlich entgegengewirkt
werden, sonst werden wir die von uns allen eigentlich
gewünschte Verständigung nicht bekommen.
Pr. Falaturi: Das ist klar, das ist ganz richtig.
Anderer Sprecher: In diesem Zusammenhang sagt Sure 47 etwas
über die Ungläubigen aus. Ist nach dem Verständnis des Islam
ein Christ ein Ungläubiger? Da muss die Rübe runter... Kölner
Stadtanzeiger...
Was hat es nun auf sich.
Pr. Falaturi: Ich fange dann hier an, weil es konkrete und
gemeinschaftliche Fragen sind. Wenn wir uns alleine zusammen
darüber unterhalten hätten, unter vier Augen, hätte ich Ihnen
eine ganz andere Antwort gegeben. Aber jetzt sage ich ganz
allgemein die Antwort. Uns ist oder mir ist das Problem
bewusst, dass die islamischen Gemeinden hier von
unterschiedlich qualifizierten Leuten vertreten werden. Wir
haben in Deutschland Imame sozusagen, die in der Ausbildung
ziemlich schwach sind, drei bis vier Jahre Ausbildung, sie
müssen normalerweise Abitur haben, manche haben überhaupt kein
Abitur, die haben bestimmte Sachen gelernt und verhalten sich
nach diesem Schema. Wir dagegen haben aber auch sehr viele
Vereine, die tatsächlich den Dialog suchen und den Dialog
führen. Am Kirchentag, sowohl dem katholischen als auch dem
evangelischen, sehen Sie Leute, die kommen und Dialog führen
und suchen, aber eins möchte ich sagen:
Da bestätige ich Ihre Befürchtung, diese Befürchtung habe
ich, genau als ob ich Sie wäre, bei einer internationalen
islamischen Tagung in Koblenz zum Ausdruck gebracht mit
folgendem, indem ich den älteren Leuten gesagt habe, die
jüngeren Muslime müssen die Sprache ihrer Umwelt kennenlernen.
Die Sprache ist nicht die deutsche Sprache, nein, die
Denksprache hier müssen sie kennenlernen. Sie müssen lernen,
ihre eigene Religion in dieser Kategorie, die, die Umwelt von
uns verlangt, zum Ausdruck zu bringen. Das gehört zu dem, was
ich gesagt habe. Wir müssen gemeinsam und planmäßig vorgehen.
Auf der islamischen Seite ist viel mehr Defizit als auf der
christlichen, das gebe ich zu. Das ist eine Sache. Ich habe
den Organisationen, zwei große Organisationen haben wir in
Köln, die jeweils 200 oder mehr als 200 kleine Gemeinden unter
sich haben, vorgeschlagen, dass die Imame sich einmal sammeln.
Ich werde zwei Tage lang mit diesen Imamen über diese
Probleme reden, denen abgewöhnen, was sie zum Feindbild
Christentum sagen. Ich habe denen dies selbst gesagt,
abgewöhnen. Und ich kann sagen, dass unsere Schulbuchanalyse
manchen dahin gebracht hat, die gegen Christen waren, als sie
sich mit diesen Sachen beschäftigt haben, das Christentum und
die christlichen Gruppierungen jetzt ganz anders sehen, und
ich bin auch sehr glücklich darüber, das ist ein Erfolg, das
ist eine Arbeit, die wir bei den Muslimen vornehmen müssen und
das werden wir auch tun, das gehört zum Alltag und das gebe
ich zu.
Dann können Sie in solchen Fällen an meine Adresse, an die
Akademie oder die Uni Köln, schreiben. Wir können auch, gerade
in Duisburg haben wir so viele Gruppen, die Dialog führen,
einige Gruppen, die von Damen geführt werden, Frauen, die
Theologie studiert haben, die in Duisburg tätig sind. Mit
denen kann man Kontakt aufnehmen, aber Sie können nie
garantieren, dass Sie alle Gruppen dazu bringen können. Dafür
ist das unterschiedliche Level der Ausbildung und Herkunft
dieser Imame zu groß. Das war zum einen. Aber zu diesen Kuffar
und Ketzern: Im Koran haben wir dieses Wort „Kufr" was man mit
Unglauben übersetzt. Das ist genauso unterschiedlich zu
bewerten, je nach dem Bezug des Objektes, wie auch der Islam
auf der anderen Seite.
Unglaube kann sich einmal auf Gott beziehen, kann sich auf
das Jenseits beziehen, kann sich auf die Prophetie von
Muhammad beziehen. Dieser Unglaube besagt aber nicht, dass die
Ungläubigen auch im Sinne der Ungläubigkeit gleich sind. Ich
habe für diese Frage die Weichen schon gestellt und gesagt,
dass am Ende des Lebens von Muhammad, in Sure 5, Vers 5 die
Tisch- und Ehegemeinschaft mit den Schriftbesitzern als Gebot
vorgetragen wird. Mehr kann man vom Koran nicht erwarten. Ich
habe aber den Grund der Feindseligkeiten zwischen Christen,
Juden und Muslimen im Laufe der Geschichte bereits erwähnt,
wie die Politik, die Machtsucht, auch von islamischer Seite.
Ich habe gerade gesagt, ich habe von der islamischen Seite
angefangen, meine Damen und Herren, seien Sie doch gerecht,
dass ich die Teile, die positiv sind, das andere also,
bevorzugt habe. Wir müssen heute die Phänomene der Geschichte
aufarbeiten, in eine richtige Bahn bringen, statt diese alten
bewusst negativen Punkte immer wieder zu wiederholen und zu
sagen, das war so, dann geht es nicht.
Nein, das war so, das kann aber anders gehen. Ich habe für
die Frage der Aufklärung oder sonst etwas, zum Strafrecht oder
anderen Sachen schon zu Beginn des Vortrages gesagt, die
Aufklärung des Islam hat schon anfangs angefangen und nachher
ist sie in das Dogma zurückgeworfen worden. Nach der
Entstehung der vier verschiedenen Schulen. Die Schulen, diese
Rechtsschulen wurden dogmatisch aufgefasst. Diese frühere
Aufklärung kann wieder so kommen. Das sind Sachen, in der
islamischen Welt gibt es sehr viele Dinge, die wir heute
überhaupt nicht akzeptieren können und überhaupt nicht
islamisch begründet sind. Die sind periodisch zu verstehen,
sind aber zu korrigieren. Ich vertrete die Meinung, solange
wir, hier in Europa warten, bis die islamische Welt draußen so
ordentlich ist, wie wir es gerne hätten, dann müssen wir
lange, vielleicht Jahrhunderte lang warten.
Es geht darum, den Muslimen, die hier in Europa sind, die
in einer ganz anderen Umwelt, in einem ganz anderen
Kulturraum, mit ganz anderen Werten leben, beizubringen, dass
sie ihre Grundwerte in diesem Raum zu artikulieren haben. Erst
dann gibt es eine vernünftige Koexistenz. Diesen Weg sehe ich
erreichbar, wenn es auch 20 Jahre dauern wird. Ich habe durch
meine Schulbuchanalyse in ganz Europa gesehen, dass von Tag zu
Tag, auch selbst bei den Muslimen, Verständnis für die
Anderen, für einen toleranten Islam entsteht. Das bedeutet
nicht, dass man die Christen zum Islam bekehrt, nein, der
Muslim muss in der Lage sein, in der abendländischen Umwelt in
der Kategorie und Begrifflichkeit des Abendlandes seine
eigenen Werte zu artikulieren. Das bedeutet nicht, dass er auf
seine eigenen Werte verzichtet.
Das bedeutet, dass diese Werte erst an die Werte, die wir
hier haben, Anknüpfung finden. Man kann die islamischen Werte
meinetwegen an die Dichtung jalaluddin Rumis oder...oder so
was anknüpfen, hier können wir an Goethe, Schiller o.a.
anknüpfen. Das geht, das muss planmäßig sein, deswegen sage
ich, das ist auch nicht einseitig. Die Verantwortlichen,
sowohl Muslime als auch Christen, können sich dafür stark
machen. Das geht. Ich bin seit 30 Jahren in diesem Geschäft,
ich kann den Unterschied tagtäglich sehen.
Vor 30 Jahren konnten wir auf diese Weise noch gar nicht
zusammensitzen. Vor 30 Jahren galten die Muslime in Europa als
Heiden. Man konnte mit Muslimen überhaupt nicht
zusammensitzen. Man hatte im Hinterkopf, ach der Arme, der
kommt in die Hölle, heute ist das ganz anders. Die Zeit läuft
zu unseren Gunsten, wenn wir einen guten Willen haben. Ich
sage Ihnen, meine Damen und Herren, suchen Sie nach positiven
Wegen. Die Probleme, die Sie vorgetragen haben, sind auch in
den islamischen Ländern Probleme, auch viele Muslime sehen
dies so und sind dagegen. Aber wir brauchen hier im Abendland
eine verständnisvolle Eintracht. Dann kommen wir weiter.