Dialog in Verantwortung für alle Menschen
Der eigentliche Garant für einen wirkungsvollen Dialog als
Friedensinstrument kann heute und in der Zukunft die
Überzeugung und das Bewusstsein der beiden Dialogpartner von
einer gemeinsamen Verantwortung für die Welt und für alle
Menschen ohne Unterschied sein. Es handelt sich - zugegeben -
um einen schwer erreichbaren, aber unerläßlichen Anspruch:
Wer kann als Christ, wer kann als Muslim, wer kann als Jude
oder Buddhist behaupten, dass er wirklich alle Menschen gleich
behandele, alle Menschen gleich akzeptiere. Haben nicht die
Christen Menschen erster, zweiter, dritter und vierter Klasse
unter sich, wenn sie sich auf Christen anderer Länder,
lateinamerikanische, afrikanische Länder, beziehen?
Haben die Muslime nicht de facto solche Abstufungen unter
sich? Werden die Muslime in einem fremden, aber islamischen
Land gleich behandelt? Sorgt nicht die
Nationalitätszugehörigkeit doch für eine Abstufung bis in die
Diskriminierung hinein? Gibt es bei den Juden in Israel nicht
diese Unterschiede? Genießen die Juden, die aus dem Orient
kommen das gleiche Ansehen wie diejenigen, die aus Europa
kommen? Sind wir wirklich von uns überzeugt, dass wir alle
Menschen gleich behandeln? Ich weiß es nicht. Jedenfalls diese
gemeinsame Verantwortung für die Welt und alle Menschen ohne
Unterschied: Farbe, Religion und Herkunft usw. muss sogar als
Ziel des heutigen Dialoges unter den Religionen gelten, wenn
es wirklich darum geht, Dialog als eine Friedensaufgabe
anzusehen und nicht als Geschäft, d.h. als eine theologische
und sogar wissenschaftliche Beschäftigung.