Niedergang Europas
Alter des Wachstums, eins des Stillstandes und eins des Niederganges zerfällt, so auch die Lebensdauer
der Staaten, dem Leben der Menschenkinder vergleichbar, aus drei Abschnitten bestehe, so ist in der letzten Periode eines jeden Staates seine Bevölkerung zu Prunk und Wohlleben geneigt, wodurch seine Nervenkraft
geschwächt wird.
Nun sind die meisten Staaten Europas gegenwärtig an der Grenze dieses Niederganges angekommen. Darum sind auch die Kräfte dieser Epoche geschwächt, und der Charakter der Bevölkerung ist ruhig *0 geworden Jedermann neigt zu Schmuck und Ruhe. Dazu hat das Streben, durch Kampf und Streit seine Grenzen zu erweitern wie zur Zeit der
Anfangsperiode, nachgelassen. Auch ist aus der Erfahrung bekannt,
dass, wenn trotzdem ein Volk das andere besiegen und ihm ein Stück Land nehmen würde, es doch binnen kurzem das gewonnene Gebiet zurückgeben
müsste und so in den anfänglichen Zustand zurückkehrte, so
dass es, obwohl es sein Geld vergeudet und seine Soldaten wie seine Bevölkerung geschwächt hätte, nichts dabei gewönne. Aus diesem Grunde unternehmen die christlichen Staaten Europas, solange nicht eine zwingende Ursache zum Kriege erscheint, lediglich zur Erweiterung ihrer Grenzen keinen Kampf und Krieg gegeneinander, sondern wenden alle Macht und Ausdauer darauf, ihren Handel und, was sonst zu Nutzen und Vorteil ihres bürgere liehen Lebens gereicht, zu vermehren zum Wohl und Gedeihen ihrer Länder. Aber dabei tuen sie doch nichts, was der Erhaltung ihres geordneten Heeres
und ihrer Munitionsvorräte, sowie ihrer Geschützwerkstätten und Festungen zu Schaden gereichen könnte; und um das Land, das sie fest besitzen, zu schützen und zu wahren, halten sie ihr Militär stets und ständig kriegsbereit, wobei sie jeden Tag zu militärischen Übungen ausnutzen.