Auf fernen Meeren

Auf fernen Meeren

Tagebuchfragmente und Briefe

1924 n.Chr.

Pierre Loti

Inhaltsverzeichnis

Brief von Pierre Lotis Schwester.

Fontbruant, 27. März 1877.

Liebes Brüderlein!

Zu jeder Stunde des Tages denke ich Dein. Ich nehme teil an allen Deinen Schmerzen. Ich weiß und ich verstehe, daß Du sehr leiden mußt. Oft habe ich Tränen vergossen, als ich Aziyadés Geschichte las, denn ich ahne, daß sie wahr ist in allen Einzelheiten. Das arme Kind ist nicht verantwortlich zu machen für Fehler, die es beging, Du aber bist es, und Dir fehlt die Kraft ... So kommt es, daß der große türkische Fatalitätsgedanke Deine Phantasie gefangen nimmt ... Wohl liegt Bestimmung in allen Tatsachen. Doch wir müssen fähig sein, ihre Härten zu mildern und Versuchungen abzuwehren. Der Gedanke der Reinheit, das Gesetz der christlichen Liebe zieht über all diesen Dingen seine ewigen Kreise. Gottes Gnade erleuchtet und läutert. Sie lehrt, nicht zu verzweifeln an allem, was groß und gut und edel ist. Mög' unser guter Gott Dich führen, liebes Brüderlein. Du hast seit einiger Zeit ihm öfter den Blick zugewandt. Du wirst noch mehr nach ihm schauen. Leb wohl und tausend Küsse.

Marie.

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