Auf fernen Meeren

Auf fernen Meeren

Tagebuchfragmente und Briefe

1924 n.Chr.

Pierre Loti

Inhaltsverzeichnis

An Bord des »Petrel«.

Dakar, Januar 1874.

Eben bin ich an einem Ort, den wir des Abends öfter aufsuchen. Ich schreibe auf einem bestimmten Tisch des Parkes von Dakar.

Einst wurde dieser Garten, der gleich einer Oase im sandigen Land liegt, von Missionaren angelegt. Es ist ein weiter Park voller häßlicher Tiere, in dem man, wenn nicht gerade uns, niemandem begegnet; doch er grenzt ans Meer und hat Alleen schöner Bäume, die im Sommer voller Blüten stehen. Es ist auch der einzige Winkel im Land, der Schatten und Kühle spendet. Die Bäume sprießen hier mit Windeseile, und Geier spazieren in Rudeln einher, als wären es Truthühner.

An etlichen Orten wurden Kokospalmen gepflanzt, Lorbeerbäume und der hohe rotblühende Hibiscus, der mich an Tahiti erinnert ... Den Sommer über mußte ich so von Tahiti träumen ...

Doch jetzt haben wir Winter, den brennenden Winter der Tropen, und alles ist kahl.

Mein kunstloser Tisch, von Larven und weißen Ameisen unterwühlt, steckt tief in einem hohen Gestrüpp von langen Bambusstauden mit leichtem Laub und den zarten bodenständigen Palmen, die lange stachelige Blätter tragen. Weder Moos noch Gras auf dieser ausgetrockneten Erde, auf die die hellen Schatten vom Bambus und Palmen fallen ...

Nun ist die Sonne zur Ruhe gegangen, die Nacht sinkt nieder, und meine Gedanken schweifen ins Trübe ...

In weiter Ferne ruft das Tam-Tam die Neger zur Bamboula ...

Kalter Winterwind erhebt sich und schüttelt von den Bäumen über meinem Haupt tote Blätter auf mich herab. Es ist kalt und bald vollständig Nacht ...

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