301. An Denselben
Ansetzung von Tataren in Westpreussen
Ich habe Euch in Meiner Orde vom 7. Juni wegen der in
dortiger Provintz zu machenden Verbesserungen unter andern
Euch aufgetragen, Euch zu bemühen, die in Polen sich
aufhaltenden Tataren zu persuadiren, dass selbige sich in
Meinen Landen niederlassen, und zwar in der Gegend an dem
Goplower See herum gegen die Polnische Grentze, in so weit
dieser See und die vielen Moräste uns urbar gemacht werden
körnen. Ihr habt Mir aber noch nichts darüber gemeldet, wie
weit Ihr darin gekommen seyd und was Ihr deshalb für Hoffnung
habet. Da nun gegenwärtig ein Obrister von diesen Tataren,
Namens Zacharias Murza Baramowsky an mich geschrieben und ein
Regiment von ihnen zu errichten sich offeriret, so habe
denselben Meine eigentliche Intention bekandt gemacht, dass
Ich es nemlich gerne sehen würde, wenn diese Leute sich gantz
und gar in Meinen Landen in der obbenannten Gegend etabliren
wollten, und dass er sich dieserwegen an Euch adressiren und
über die Sache weiter tractiren könne.
Ihr werdet demnach Euch alle ersinnliche Mühe Sebsn,
gemeinschaftlich mit dem v. Domhardt zu bewürcken, wie diese
Leute zu gewinnen und in's Land gezogen werden können. Ich
will ihnen grrne erlauben, Moscheen zu bauen und sollen sie
allen Schutz geniessen.
Potsdam den 22. Juli 1775.
Friedrich
Dazu ergänzend
Kabinettsordre an Domhardt vom 7. Januar 1776:
...Wenn fremde Familien dort etabliert werden, so mußs das
nicht einzeln mit den hiesigen durcheinander geschehen,
sondern es müssen gleich ganze Dörfer und Colonien mitten
unter dem groben und butten Zeug angelegt werden, die ganz
allein wohnen und ihre Nahrung und Gewerbe vor sich treiben,
damit das Volk um so besser siehet und gewahr wird, wie jene
sich einrichten und wirthschaften. Wenn sie sodann den Nutzen
davon sehen, so werden sie nach und nach sich auch schon
gewöhnen, den fremden Leuten nachzuahmen und fleißsiger und
ordentlicher zu werden. Gleich im Anfang ist solches wohl
nicht zu erwarten, aber mit der Zeit werden sie wohl klüger
werden und begreifen lernen, was Fleißs und Industrie von
Nutzen und Vortheil schafft...
Quelle: Geschichte der Provinz Posen (1891), Christian
Meyer