40 Hadith
Die Scheinheiligkeit (Riya)
(Basierend auf
der Autorität der oben erwähnten Überlieferer), berichtet
Yazid ibn Khalifah von Imam al-Sadiq (a.), dass er sagte:
"Riya'
in irgendeiner ihrer Formen zählt zu
Shirk
(Polytheismus); wahrlich, jener der für die Leute arbeitet,
dessen Lohn liegt bei ihnen, und jener, der für Allah
arbeitet, dessen Lohn liegt bei Allah."
Riya'
liegt darin, die guten Taten oder die guten Eigenschaften oder
die richtigen gerechten Meinungen, den Leuten aus Angeberei zu
zeigen, um guten Ruf und Berühmtheit bei den Leuten zu
erhalten, damit man als guter, frommer, richtiger, gerechter,
gläubiger Mensch betrachtet wird, ohne wirklich die richtige
Absicht, um Allahs Willen, zu haben. Es hat verschiedene Arten
und Stufen.
Die
erste Art besteht aus zwei Stufen:
1.
Bei der ersten Stufe stellt ein Mensch seinen religiösen
Glauben dar, und zeigt sein Wissen über die religiösen Lehren,
um sich selbst als eine aufrichtige Person in den Augen der
Leute darzustellen, um ihr Vertrauen und ihren Respekt zu
erhalten. Solch ein Mensch versucht sein Vertrauen in Allah
und Seine Macht zu zeigen, dadurch, dass er sagt, dass er an
kein anderes Wesen außer Ihm glaubt. Er versucht ebenfalls,
sich selbst als einen standhaften Gläubigen zu präsentieren
durch verschiedene Mittel, vor allem dadurch, dass er angibt,
er sei von nichts abhängig außer von Allah.
Oder ein Mensch,
der durch seine Gesten und Äußerungen sich selbst als einen
treuen Anhänger des wahren Glaubens darstellt, und das ist
eine bekanntere Form der
Riya',
als die erste. Zum Beispiel, wenn über das Vertrauen in Allah
oder der Unterwerfung zu Seinem Willen diskutiert wird, so
schüttelt er seinen Kopf (als Bejahung) mit einem Seufzen, und
das täuscht die Leute, so dass sie den Eindruck haben, er
gehöre zu den treuen Gläubigen.
2.
Die zweite Stufe auf dem Wege der
Riya'
wird von jenen vertreten, welche einen falschen Glauben
aus ihren Herzen löschen, und durch solch eine Reinigung
wollen sie Macht und Respekt unter den Leuten erlangen;
manchmal sprechen sie offen über ihren Glauben, manchmal aber
machen sie auch eine geheime Darstellung ihrer Reinheit.
Die
zweite Art besteht ebenfalls aus zwei Stufen:
1.
In der ersten Stufe stellt der Mensch seine
Frömmigkeit und seine rechtschaffenen Taten dar.
2.
In der zweiten Stufe gibt man vor, man habe die Widersprüche
zur Frömmigkeit und Tugend beseitigt und benimmt sich so, als
wäre man frei von allen Untugenden, und das Ziel von all dem
ist, das Vertrauen anderer zu erlangen.
Die
dritte Art der
Riya',
welche nach den Fuqaha' als offenkundig erachtet wird, besteht
ebenfalls aus zwei Stufen:
1.
Die erste Stufe ist gekennzeichnet durch die Ausführung der
vorgeschriebenen Formen der Frömmigkeit, Gebete und guten
Taten vor anderen Menschen, mit der Absicht, dessen guten
Eigenschaften und lobenswerten Gewohnheiten vorzuzeigen, oder
durch seine Haltung, wie (zum Beispiel) ein Mensch, der sich
strikt an die religiösen Anordnungen hält und demzufolge
(geschieht) das mit der Absicht, die Herzen der Leute zu
erobern und die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken.
Solche Handlungen, ob sie komplett oder teilweise mit
Riya' verrichtet werden, um anderen zu gefallen,
werden in den Büchern des
Fiqh behandelt.
2.
Bei der zweiten Stufe enthält man sich von
schlechten Taten nur zwecks
Riya'.
Riya'
im Glauben oder der Überzeugung:
Bedenke, dass Heuchelei im religiösen Glauben die schlimmste
Art der Heuchelei ist; deren Strafe ist ebenfalls die größte
und deren schlechter Einfluss ist weitaus größer und
gefährlicher als jener der anderen Arten der Heuchelei.
Wenn jemand der von dieser Sünde betroffen ist, nicht
tatsächlich an jene Ansichten glaubt, die er vorgibt zu
glauben, so zählt er zu den
Munafiqun
(Heuchlern), deren (Aufenthalts-)Ort das Feuer ist, und er ist
verloren in ewiger Verdammung und seine Strafe ist die
schwerste aller Strafen. Aber wenn er daran glaubt und er
(nur) damit prahlt, um die Herzen der Leute zu gewinnen und um
weltliche Ehre und Erhabenheit zu erlangen, so zählt er nicht
zu den
Munafiqun.
Diese Art der Heuchelei führt (eher) dazu, dass das Licht des
Glaubens aus seinem Herzen erlischt und die Dunkelheit der
Treulosigkeit und des Unglaubens seinem Herzen beiwohnt. Denn
im ersten Fall begeht diese Person Polytheismus (Shirk)
von der versteckten Form; während sein religiöser Glaube und
seine Handlungen bloß für Allah und Seine heiliges Wesen sein
sollten, (daher) ist er sich schuldbewusst über das Begehen
der Sünde, sie für andere zu machen und daher lässt er sie
Anteil (daran) haben, was eigentlich nur für Ihn (Allah) sein
sollte.
Auf diese Art, gesellt er Allah Partner bei und gibt dem
Teufel die Erlaubnis, in seinem Herzen beizuwohnen, so als
würde es nicht Allah gehören. Es wurde erwähnt, dass Glaube
von der Fülle des Herzens entspringt und bei dieser
Angelegenheit reicht nicht einfach allgemeines Wissen aus. Es
wurde in der Überlieferung angeführt, dass jegliche Art von
Riya'
Polytheismus ist, jedoch führt dieses Laster, diese
schreckliche Gräueltat, diese verborgene Grausamkeit
(gegenüber dem eigenen Ich), und diese teuflische Gewohnheit
dazu, dass die guten Taten zunichte gehen und das Reich des
Herzens jemand anderem ausgehändigt wird als Allah.
Die Dunkelheit dieser Laster bringt einen dazu, diese Welt als
ein Ungläubiger (in Allah) zu verlassen, und der geheuchelte
Glaube, den man angenommen hatte, weist nichts anderes auf,
als einen sinnlosen und leeren Stand; (es ist gleich) einem
Körper ohne Seele und einem Schädel ohne Gehirn; und es wird
in keinster Weise von Allah akzeptiert. Diese Tatsache wird
durch eine Überlieferung aus al-Kafi bekräftigt, überliefert
von Ali ibn Salim:
Der Überlieferer dieser Überlieferung erzählt, dass er von
Imam al-Sadiq (a.) hörte, dass er sagte, dass Allah, der
Allmächtige, sprach:
"Ich bin der
beste aller Freunde; jemand, der Mir bei irgendwelchen
Angelegenheiten einen Partner beigesellt, dessen Taten werden
von Mir nicht angenommen. Ich akzeptiere lediglich jene Taten,
die bloß um Meinetwillen verrichtet wurden."
Demzufolge ist es klar, dass wenn die spirituellen Taten (des
Herzens) nicht mit aufrichtigem Herzen verrichtet werden, sie
weder Aufmerksamkeit vom Allmächtigen erhalten, noch diese von
Ihm anerkannt werden, und sie werden demjenigen Partner
gutgeschrieben, um dessen Willen er sie vollzogen hat.
Von daher übertreten die spirituellen Taten, welche für jemand
anderen außer für Allah verrichtet wurden, die Grenzen des
Polytheismus und gelangen in den Bereich des Kufr
(Unglaubens). Es sollte eben so gesagt werden, dass der
Vollzieher solcher verfälschter Taten als einer von den
Munafiqun
erachtet wird.
Wenn sein Polytheismus nicht erkennbar ist, so ist dessen
Heuchelei ebenfalls verborgen. Er, der arme Bursche,
betrachtet sich selbst als einen Gläubigen, wobei er in
Wirklichkeit ein Götzendiener ist, und er ist dazu verdammt,
die Strafe, welche für die
Munafiqun
(vorgeschrieben ist), zu spüren. Wie bemitleidenswert die
Notlage von einem ist, dessen guten Taten sich in
Nifaq
auflösen.
Der Unterschied
zwischen Wissen und Glaube:
Wisse, dass der Glaube etwas anderes ist als das Wissen über
Allah, die Einheit Seines Seins und Seiner Eigenschaften, wie
den Sifat al-Kamaliyyah (die Eigenschaften der Perfektion),
den positiven Eigenschaften, Sifat al-Jalaliyyah (den
Eigenschaften der Herrlichkeit) und den negativen
Eigenschaften, etc, und dem Wissen über die Engel, das heilige
Buch und dem letzten Tag. Wer auch immer das Wissen über all
diese Dinge erlangt, muss nicht zwangsläufig ein Gläubiger
sein. Der Teufel besitzt das Wissen über all diese Dinge und
sogar noch mehr als ihr und ich, oder anderen Menschen, aber
trotzdem ist er ein Ungläubiger.
Der Glaube ist eine Sehnsucht für das Herz, ein innerliches
Erlebnis, welches, wenn es nicht aufrichtig ist, nicht den
Glauben darstellt. Wer Wissen über die Religion erlangt hat,
durch vernünftige Beweisführungen und Argumente, der sollte
sich dem mit ganzem Herzen unterwerfen, mit der Totalität
seines Seins und (er sollte) dem Ruf seines Herzens
pflichtbewusst gehorchen, mit vollständiger Hingabe zu Gott,
mit Demut und Angst und (man sollte) alle Verpflichtungen
aufrichtig, ohne Zweifel, akzeptieren. Erst dann kann man ein
perfekter
Mu'min werden. Der Höchstpunkt des Glaubens ist
die Ruhe und der Frieden der Seele. Wenn das Licht des
Glaubens gefestigt ist, so bringt es Ruhe mit sich und das ist
etwas, was nicht vom Wissen ausströmt.
Es ist möglich, dass der Verstand etwas annimmt, was für ihn
logisch erscheint, aber das Herz noch nicht bereit ist mit dem
übereinzustimmen, und so ist dieses Wissen nutzlos. Zum
Beispiel weißt du durch deinen Verstand, dass eine tote Person
keinen Schaden anrichten kann und das alle Toten der Welt
zusammen keine Macht haben, sie haben nicht mal so viel Kraft,
wie eine Fliege aufbringen kann, und dass all die körperlichen
sowie spirituellen Fähigkeiten mit dem Tod vergehen; wenn dein
Herz das allerdings nicht akzeptiert und diesen Gedanken nicht
verinnerlichen kann, wirst du niemals eine Nacht mit einem
toten Körper verbringen können.
Aber wenn dein Herz sich deinem Verstand ergibt und dessen
Urteile bzw. Erkenntnisse akzeptiert, so wird dies nicht mehr
so schwierig für dich sein. Nach ein wenig Anstrengung gibt
das Herz auf und so ist keine Furcht mehr vor den Toten im
Herzen präsent.
Daher ist es klar, dass die Unterwerfung, welche die
Befriedigung und Erfüllung des Herzens darstellt, eine
gänzlich andere Sache ist als das Wissen, welches die
Erfüllung des Verstandes darstellt. Es kann sein, dass man die
Existenz Allah's, die Existenz Seines göttlichen Seins, die
Existenz des Tages der Auferstehung und anderer Dinge logisch
beweisen kann, allerdings kann so ein Glaube nicht als
Überzeugung (Iman)
angesehen werden, und die Person kann nicht als
Mu'min (Überzeugter/Gläubiger) bezeichnet werden,
sondern es kann sein, dass er sogar zu den Ungläubigen,
Heuchlern und Polytheisten gehört.
Heute sind meine
und eure Augen verschlossen und wir besitzen keinen göttlichen
Blick. Unsere irdischen Augen sind unfähig zu erkennen, wenn
jedoch das Verborgene enthüllt ist und das himmlische
Königreich sich offenbart, die diesseitige Welt verschwindet
und die Wirklichkeit enthüllt ist, so wirst du erkennen, dass
du kein Gläubiger an Allah warst und das Urteil deines
Verstandes nicht in Einklang war mit deinem Glauben.
Nur weil die Worte: "Es gibt keinen Gott außer Allah" auf der
Tafel des Herzens mit dem Stift des Verstandes geschrieben
stehen, ist man nicht sofort ein wahrer Gläubiger, der an die
Einheit Gottes glaubt. Wenn dieser heilige Ausspruch auf
unserem Herzen gedruckt ist, dann wandelt sich der Bereich
unseres Herzens selbst in ein Königreich Allah's, des
Allmächtigen.
Dann wird man niemand anderen als ergiebig im Königreich der
Wahrheit sehen; er wird nicht mehr nach irgendwelchen Rängen
streben, irgendwelchen Ehrungen oder Reichtümern von jemand
anderem, er strebt nicht mehr nach Ruhm und Berühmtheit mit
der Hilfe anderer; und sein Herz wird nicht heuchlerisch und
weltlich. Daher solltest du, wenn du siehst, dass
Riya'
in dein Herz dringt, erkennen, dass dein Herz sich nicht
wirklich (Allah) hingegeben hat und der Glaube dein Herzen
noch nicht erleuchtet hat, denn du betrachtest andere als
deinen Gott und siehst sie als hilfreiche Vermittler in dieser
Welt, und du vertraust Ihm, dem Einen Gott nicht, das
bedeutet, du hast die Gesellschaft der Heuchler, Polytheisten
und Götzendiener aufgesucht.
Gefährliche
Auswirkungen von
Riya':
O Du, der du von Riya' befallen bist, der seine
wahrhaftigen Überzeugungen und sein religiöses Verständnis der
Bewahrung durch den Feind Allah's, dem Teufel, anvertraut
hast. Du hast diese Lichter, die dein Herz und deinen Geist
erleuchtet hätten und die Quelle deiner Erlösung und ewigen
Glückseligkeit hätten sein können, welche dafür zuständig
gewesen wären, dass du gesegnet wirst mit einem glückseligen
Blick und göttliche Nähe erlangst, ersetzt mit der
fürchterlichen Dunkelheit ewigen Unglücks; du hast die
jenseitigen Schätze verloren und hast dich selbst von der
heiligsten Schwelle des Geliebten entfernt, und hast dir
selbst den Anblick des Antlitzes des Höchsten entzogen.
Stell dich auf die Dunkelheit ein, welche von keinem
Lichtstrahl verfolgt wird, die Verachtung und Schande, von der
es keine Erlösung gibt; die Leiden, von denen es keine
Befreiung gibt; den Tod nach dem es kein Leben gibt; und das
Feuer, welches entfacht wird in der Tiefe des Herzens, um die
gesamte Region deiner Seele zu verschlingen, so wie den
Bereich deines Körpers. Es ist außerhalb deiner und meiner
Fähigkeit sich die Intensität dieses Feuers vorzustellen, das
Allah, der Allmächtige, in Seinem heiligen Buch erwähnt hat:
[104.6-7]
Das
Feuer Allahs, das entzündete, das über die Herzen hinweg
züngelt.
Die Auswirkung des Feuers, welches durch Allah entfacht wird,
wird dermaßen sein, dass es selbst das Herz verzehren wird.
Kein Feuer kann das Herz verzehren, außer das, welches in der
Hölle brennt. Wenn der Glaube an die Einheit Allah's, welche
schon an sich in der menschlichen Natur tief verwurzelt ist,
verschwindet und ersetzt wird mit Götzendienst und Untreue, so
wird keine Fürbitte irgendeines Fürsprechers für ihn vorhanden
sein und es ist für einen bestimmt, ewige Verdammung zu
erleiden. Welch harte Strafe wird das (wohl) sein? Es wird die
Folge göttlichen Zorns sein.
Daher mein Freund, mache dich nicht selbst zu einem Ziel
göttlichen Zornes um den Willen einer Illusion wegen, (um den
Willen) einer bedeutungslosen und einer belanglosen
Beliebtheit in den Augen schwacher Geschöpfe Allah's, und um
den Willen wertloser Aufmerksamkeit von hoffnungslosen
menschlichen Wesen. Mache nicht eine Gelegenheit göttlichen
Segens, grenzenloser Gefälligkeiten und Güte mit Beliebtheit
unter den Menschen zunichte, was nicht langandauernd ist und
aus dem du gar keinen Nutzen ziehen kannst, außer äußerster
Schande und Bedauern. Und während deine Beziehungen zu dieser
Welt der Illusion und des Schwindels getrennt werden und deine
Taten erlischen, (wirst Du merken, dass) kein Leidwesen, noch
irgendein Kummer Nutzen bringend ist.
Ein Rat, sich
vom Fluch von
Riya'
zu befreien:
Was ich hier erwähnen werde, wird voraussichtlich wirksam
funktionieren, um von dieser Krankheit des Herzens geheilt zu
werden, sowohl von deiner als auch der Krankheit der anderen.
Es wird auch gemäß der vernünftigen Bestimmungen sein, ebenso
im Einklang mit den Wahrheiten der Offenbarung und den
Überlieferungen der
Ma'sumin (die Unfehlbaren). Es ist auch
nachweislich auf der Grundlage der Lehren des Qur'an und eurem
und meinem Verstand.
Allah, der
Allmächtige, nimmt durch Seine allumfassende Kraft und Macht,
welche das gesamte Universum beherrscht und in den Reichen von
allen möglichen Lebewesen innewohnt, die Herzen all Seiner
Diener unter Kontrolle, denn niemand ist außerhalb der
Reichweite Seiner Macht und dem Bereich Seiner Vorherrschaft.
Und niemand wird die Herzen der Menschen ohne Seine Erlaubnis
und Seinen schöpferischen Willen besetzen, nicht einmal die
Person selbst hat Kontrolle über ihr eigenes Herz ohne die
Erlaubnis des Allmächtigen Herrn. Diese Tatsache wurde
implizit und explizit sowohl im Qur'an, als auch in den
Überlieferungen der Mitglieder des Hauses (Ahl-ul-Bayt)
des Propheten (s.) offenbart.
Daher ist Allah,
der Allmächtige, der wahre Besitzer der Herzen und verfügt
über sie die Herrschaftsgewalt, und du, ein hilfloses und
schwaches Seiner Geschöpfe, du kannst nicht behaupten, Herr
über dein Herz zu sein ohne Seine Erlaubnis. Sein Wille ist
unserem und dem anderer Geschöpfe überlegen.
Deshalb wisse, dass deine Heuchelei und Täuschung, wenn sie
dafür bestimmt ist, die Aufmerksamkeit Seiner Diener zu
erregen, um Respekt und Beliebtheit unter ihnen zu erlangen,
keine Früchte tragen kann, weil dies vollkommen jenseits
deiner Macht steht, sondern dem Einflussbereich Seiner Macht.
Er ist der Eigentümer und Herrscher der Herzen. Er macht die
Herzen der Menschen zu einem Platz der Liebe für den, den Er
liebt. Es ist möglich, dass deine Handlung ein Ergebnis
erreicht, das gegenteilig zu deinem Wunsch war. Achte auf das,
was wir gesehen und gehört haben über die doppelgesichtigen
Heuchler, deren Herzen nicht rein waren. Sie waren letztlich
dazu verdammt, in Ungnade gebracht zu werden. Was immer sie
beabsichtigten, konnten sie nicht erzielen, doch etwas, das
sie nicht ersehnten, geschah mit ihnen. Die folgende
Überlieferung aus
al-Kafi
weist auf dieselbe Tatsache hin:
Der Erzähler dieser Überlieferung, Jarrah al-Mada'ini,
berichtet von Imam al-Sadiq (a.), dass er den Imam über die
Erklärung der Worte des Allmächtigen befragte, Der sagte:
"Wer sich wünscht, Seinen Schöpfer zu treffen, sollte
tugendhafte Taten ausführen und Allah keinen Partner in seiner
Anbetung beigesellen."
Imam al-Sadiq
(a.) sagte:
"Die Handlungen dieses Menschen, der gute Taten ausführt, aber
nicht um der Segnung mit Blick auf seinen Gott willen, werden
vollzogen mit dem Ziel, von den Menschen als gottesfürchtig
betrachtet zu werden, und er wünscht sich, dass die Menschen
Kenntnis über seine Taten haben. So ein Mensch wird zu den
Polytheisten gezählt, die Allah einen Partner zuschreiben."
Der Imam (a.)
fuhr fort:
"Es gibt niemanden in der Welt, der seine guten Taten
verborgen hat und die, nach Ablauf der Zeit, von Allah nicht
offengelegt werden. Und es gibt niemanden in der Welt, der
seine schlechten Taten für immer verbergen kann, denn sie
werden von Allah aufgedeckt, bevor er diese Welt verlässt."
Demzufolge versuche, mein lieber Freund, in den Augen Allah's
ehrenhaft zu sein. Versuche, die Herzen der Geschöpfe für dich
zu gewinnen, indem du zuerst den wahren Besitzer der Herzen
erfreust, sodass Er dir zu Hilfe kommt. Arbeite für Allah. Als
Folge wird Allah, der Allmächtige, dir neben der Überschüttung
Seiner Gnade und Vorzüglichkeiten über dich im Jenseits, Seine
Ehrungen und Gnade ebenfalls im Diesseits gewähren und dir
behilflich sein. Er wird deinen Rang in den Augen der Menschen
erhöhen und dich in beiden Welten erheben. Das einzige, was du
tun musst, liegt darin, aufrichtige Liebe zu Allah in deinem
Herzen zu bilden, fleckenlos und unverdorben, mit Mühe und
Anstrengung.
Reinige dein
Inneres, sodass deine Taten ebenfalls rein sein werden und
fleckenlos von der Liebe zum Diesseits oder dem Hass der
Mitmenschen. Dein Geist soll rein und fleckenlos sein, und
jede Schwäche und Verdorbenheit der Seele sollen beseitigt
werden. Welchen Vorteil hat die Liebe oder der Hass der
schwachen Geschöpfe Allah's und das Erreichen der Gunst und
Namen unter ihnen? Selbst wenn es einen gewissen Nutzen hat,
so ist dieser unbedeutend und vergänglich. Es ist möglich,
dass dich diese Liebe zum Diesseits zur Heuchelei führt, und,
Allah bewahre, dich zu einem Polytheisten oder einem Heuchler
oder Ungläubigen macht.
Wenn du im
Diesseits nicht in Ungnade gefallen bist, dann wirst du
sicherlich im Jenseits in Ungnade fallen, im Gericht des
Allmächtigen, wo Gerechtigkeit herrscht, vor Seinen wahr- und
ehrenhaften Dienern, vor Seinen angesehenen Propheten und
jenen Engeln, die am nächsten zu Allah sind, und du wirst
deinen Kopf aufgrund von Scham herunterhängen lassen, und du
wirst zurückgelassen in einem Zustand äußerster Hilflosigkeit.
Kannst du dir Schande dieses Tages vorstellen? Allah allein
weiß, welche Art von Dunkelheit dieser Schande folgen wird. Es
wird der Tag sein, wie Allah, der Allmächtige, gesagt hat:
[78:40]
... und
der Ungläubige wird sagen: 'Oh dass ich doch Staub wäre!'
Dies wird dann nichts taugen. Du, armer Mensch, hast dich
wegen der unbedeutenden Liebe, wegen eines Rufes, der
vergebens ist unter den Geschöpfen Allah's, nicht für die
göttliche Gunst interessiert und hast es versäumt, das
Wohlgefallen Allah's zu erreichen, und hast stattdessen Seine
Empörung und Seinen Zorn heraufbeschworen.
Die Taten, mit
denen du die göttliche Gunst hättest erreichen können, hätten
dir ein glückliches und gesegnetes Leben in der Ewigkeit
gesichert, und die höchste Stufe im höchsten Himmel erzielt.
Du hast dies eingetauscht gegen die Dunkelheit des
Polytheismus und der Heuchelei, und hast für dich selbst
Leidwesen, Schande und die strengste Strafe herbeigeführt und
dich zu einem "Sijjini"
(ein Bewohner der tiefsten Hölle) gemacht.
In einer
Überlieferung in
al-Kafi
wird von Imam al-Sadiq (a.) berichtet, dass der Prophet
(s.) sagte:
"Wahrlich, wenn
der Engel Allah's freudig die guten Taten eines Menschen in
den höheren Himmel bringt, da er die guten Taten zum Himmel
führt, wird Allah, der Allmächtige, ihm befehlen, jene Taten
in den
"Sijjin"
zu befördern, die nicht für Ihn allein ausgeführt wurden.
Du und ich, wir können uns nicht vorstellen, was "Sijjin"
ist, und welche Arten von Teufeln sich dort befinden. Und du
kannst nicht nachsinnen über das Grauen, das den Sündern dort
auferlegt wurde. Und sobald wir dies gesehen haben, wird es
für uns nicht möglich sein, uns zu befreien, weil alle Mittel
der Reue abgeschaltet sein werden. Wache auf, mein Freund! Und
werfe deine Nachlässigkeit und Unachtsamkeit weg, und wäge
dein Handeln im Gleichgewicht mit deinem Verstand ab, bevor
sie im Jenseits geprüft und abgewogen werden. Und säubere den
Spiegel deines Herzens von dem Rost des Polytheismus, der
Heuchelei und der Zweigesichtigkeit. Lasse es nicht zu, dass
sich der Rost der Unreinheit des Polytheismus und Unglaubens
in solcher Weise ansammelt, dass es durch das Feuer des
Jenseits nicht gereinigt werden kann. Lasse nicht zu, dass
sich das Licht deines Wesens der Dunkelheit der Abtrünnigkeit
widmet. Sei dir selbst gegenüber kein Verräter und zerstöre
nicht, was Allah dir anvertraut hat, indem Er sagte:
[30:30]
... der
natürlichen Veranlagung, mit der Allah die Menschen geschaffen
hat ...
Deshalb poliere den Spiegel deines Herzens, sodass sich das
Licht der göttlichen Herrlichkeit darin widerspiegeln kann,
und dich das Diesseits vergessen lässt und alles, was sich
darin befindet, und sich in deinem Herzen das Feuer Seiner
Liebe entzündet, sodass alle anderen Anlagen und Bindungen
gelöst werden in solcher Weise, dass du keinen einzigen Moment
für weltliche Dinge wegwirfst. Und du wirst solches Wohlwollen
aus dem Gedenken Seiner beziehen, sodass alle animalischen
Freuden für dich als Trick erscheinen. Selbst wenn du diesen
Rang nicht erreichen kannst, gebe die Geschenke von Allah, die
im Jenseits versprochen wurden und im Qur'an und den
Überlieferungen der Ma'sumin (a.) erwähnt werden, nicht auf,
nur um die vergängliche Gunst der schwachen Geschöpfe Allah's
zu erlangen. Entziehe dir nicht selbst all die göttliche Gunst
und treibe keinen Handel mit der ewigen Glückseligkeit und dem
ewigen Leid.
Aufrichtigkeit
im Handeln:
Wisse, dass der wahre König der Könige, der wahrhaftige
Gebende der wahren Vorzüge, uns all diese Gunst erwiesen hat.
Er schuf all diese Dinge für uns und bereitete sie für uns
vor, noch bevor wir ins Diesseits eintraten. Er machte unser
Essen zu einer ausgewogenen Ernährung und angenehm für unseren
schwachen Magen - ein Diener, der uns mit einer instinktiven
und natürlichen Liebe bedient. Er schuf für uns geeignetes
Klima und Wetter und gewährte uns alle anderen sichtbaren und
unsichtbaren Gefälligkeiten hier und im Jenseits, und nachdem
all diese Gaben für uns angesammelt wurden, fordert Er von
uns, unsere Herzen für Seine Besatzung rein zu halten, sodass
wir selbst von Seiner Anwesenheit profitieren.
Trotz all dieser
Warnungen und Umsichten, gehorchen wir Ihm immer noch nicht
und zollen Seinen Worten keine Achtung und handeln nicht, wie
er beliebt. Was für ein Handeln grober Sünde. Mit wem
versuchen wir, einen Krieg zu wagen, die Folgen dessen, denen
wir gegenüberstehen werden? Nicht der geringste Schaden kann
auf Sein Reich verursacht werden, und wir können uns auch
nicht von Seiner Machtherrschaft ausschließen. Wenn wir wie
die Polytheisten handeln, schaden wir uns selbst, denn:
[3:97]
...
wahrlich, Allah ist nicht auf die Welten angewiesen.
Er braucht nicht unsere Anbetung, unseren Dienst oder unseren
Gehorsam. Jeder Ungehorsam, Polytheismus oder
Zweigesichtigkeit unsererseits wird keinen einzigen Schaden an
Seinem Reich verursachen, aber da Er der Barmherzigste der
Barmherzigen ist, verlangen Seine unendliche Barmherzigkeit
und Gnade, und Seine vollkommene Weisheit von uns das Folgen
des richtigen Weges, und zu diesem Zweck hat er uns den
Unterschied zwischen gut und böse, schön und hässlich klar
gemacht und uns vor den Gefahren und Risiken gewarnt, denen
man auf dem Wege zu menschlicher Vollkommenheit und auf dem
Weg zur wahren Glückseligkeit begegnet.
Wir sind Allah,
dem Allmächtigen, für diese großartige Führung zu Dank
verpflichtet, und wir müssen Ihm diesen zeigen mit aller
Demut, großem Respekt Ihm gegenüber in unseren Gottesdiensten,
unserer Hingabe in unseren Bittgebeten, deren Bedeutung wir
nicht verstehen können, bis wir einen anders-weltlichen Blick
erreichen. Solange wir uns in dieser begrenzten physischen
Welt aufhalten, beschränkt auf die Grenzen des Ablaufes der
Zeit und den Fesseln des Raumes, können wir nicht die
Unendlichkeit des Reiches Seiner Macht begreifen, und wir
können Ihm nicht einmal in unseren rituellen Gebeten und
Bittgebeten danken für Seine Führung.
Möge uns niemals der Gedanke kommen, dass wir durch unseren
Dienst und unsere Hingabe etwas für Seine Propheten, Seine
auserwählten Diener und die großen 'Ulama' der Ummah tun. Sie
sind unsere Wohltäter, die die Last der Führung der Ummah in
Richtung Glückseligkeit und Erlösung auf sich genommen haben,
und die die Verantwortung unserer Freilassung aus der
Dunkelheit und den Schatten der Unwissenheit und des Unglücks
übernommen haben, um uns den Reichen des Lichts und der Freude
und Großartigkeit entgegen zu bringen.
Was für eine
große Verantwortung sie auf sich genommen haben, und welch'
schreckliches Leid und Probleme sie überwältigen mussten, um
uns zu führen, um uns aus diesen Unklarheiten und Dunkelheiten
zu bringen, welche das Ergebnis von leeren Überzeugungen
gemischt mit Unwissenheit waren, und die Strafen, die uns
widerfahren werden, als Ergebnis unserer schlechten
Gewohnheiten und Schurkereien. Sie wollten uns vor jenen
scheußlichen Gestalten und schrecklichen Gebilden im Jenseits
retten, welche die Folge unserer bösen Taten sein würden, und
sie halfen uns, die Bereiche von Licht, Freude und Trost, und
die Sphären der Gelassenheit und Selbstbeherrschung zu
erreichen, was sich der Verstand nicht vorstellen kann.
Diese physische Welt ist trotz ihrer unermesslichen Weite so
begrenzt und beschränkt, dass wir uns eine himmlische Houri
mit unserem diesseitigen Blick nicht vorstellen können. Unser
Sehvermögen verfügt nicht über genug Kraft, um die
Herrlichkeit dieser Welt zu erblicken, die in den Reden der
Heiligen Propheten Allah's beschrieben wurde, vor allem in der
allumfassenden Offenbarung des
Khatim
al-Nabiyyin (Siegel der Propheten), der diese
Wahrheiten durch göttliche Offenbarung empfang, sie sah, sie
hörte, und dann von uns forderte, sie sich anzueignen. Und
wir, genau wie widerspenstige Kinder, gehorchen den Befehlen
des Weisen nicht, beachten nicht einmal die Gebote unseres
eigenen Verstandes, immer mehr bereit, sich den göttlich
Geführten zu widersetzen.
Und diese reinen
frommen Seelen, verfehlten aufgrund der Liebe und Güte, die
sie den Geschöpfen Allah's gegenüber besaßen, niemals ihre
Pflicht, wandten sich nie an die gemeinen und niedrigen
Fähigkeiten, uns durch Bestechung dem Himmel und der
Glückseligkeit hin zu gewinnen. Sie haben niemals versucht,
uns durch Einschüchterung oder Gewalt zu erweichen. Weder
forderten sie Bezahlung, noch Lohn für die Dienste, die sie
erbrachten. Die Entlohnung, die der Prophet (s.) forderte
(Güte seinen Verwandten gegenüber), was nicht wirklich eine
Bezahlung für seine Dienste war, ist auch zu unserem eigenen
Vorteil gedacht, indem es die hellste unserer Leistungen im
Jenseits sein wird. Unser Sinn der Verpflichtung ihnen
gegenüber dient uns in der Tat, und wir profitieren mehr als
sie davon. Wie können sie profitieren von rechtschaffenen
Taten von armen Wesen, wie wir sie sind? In welcher Weise
werden ihnen unsere Aufrichtigkeit und unser Gehorsam Gutes
tun? In welcher Weise erachten du und ich unser demütiges
Selbst als Wohltäter der Führer der Ummah, vom gewöhnlichen
Faqih bis zum großartigen Propheten (s.) und Allah, dem
Allmächtigen? Alle von ihnen haben in ihrem eigenen Recht ihre
Funktion, uns zu führen und den richtigen Weg aufzuzeigen,
erfüllt, wodurch wir ihnen zu Dank verpflichtet sind, und
nicht einmal ein Bruchteil dessen können wir ihnen im
Diesseits zurückzahlen. Nichts von dieser Welt ist es würdig,
als Begleichung der Schulden zu fungieren: Aller Dank gebührt
Allah, Seinem Propheten (s.) und Seinen Heiligen), wie Allah,
der Allmächtige, gesagt hat:
[49:17-18]
…
Sprich: Haltet mir eure Annahme des Islam nicht als eine Gnade
vor. Vielmehr hält Allah euch Seine Gnade vor, indem Er euch
zu der Überzeugung geleitet hat, wenn ihr wahrhaftig seid.
Wahrlich, Allah kennt das Verborgene der Himmel und der Erde;
und Allah ist Wahrnehmender dessen, was ihr tut.
Daher ist es, wenn wir aufrichtig in unserem Glauben an Allah
sind, an sich eine Gunst, die uns durch Allah gewährt wurde.
Allah, der Allmächtige, ist Allwissend, und verfügt über das
Wissen des Verborgenen. Er ist Allwissend, kennt die innere,
verborgene Wirklichkeit unseres Handelns, und Er ist voll und
ganz wissend über das Wesen unseres Glaubens und den Grad
unserer Unterwerfung unter Seinen Willen.
Wir, die hilflosen Geschöpfe, die wir die Wirklichkeit nicht
kennen, erwerben unser Wissen vom
Faqih und denken, wir hätten ihm einen Gefallen
getan. Wir verrichten das Gemeinschaftsgebet hinter einem
'Alim,
und wir maßen uns an, dass wir ihm einen Gefallen damit getan
haben, während in Wahrheit wir ihm zu Dank verpflichtet sind.
Wir erkennen dies nicht, und deshalb dreht diese falsche
Ansicht die Folgen unserer Taten um und zerrt uns in
"Sijjin",
was unsere Handlungen dann wertlos macht.
Die zweite Stufe
von
Riya':
Auf dieser Stufe ist es möglich, obwohl
Riya'
hier von geringerer Stärke ist als auf der ersten Stufe, dass
wenn der Heuchler die Warnungen nicht beachtet, und sich
wiederholend in gleicher Weise wieder verhält (Riya'
des Handelns), dass er wahrscheinlich
Riya'
der vorherigen Stufe –
Riya'
des Glaubens - verlässt. Wir haben bereits in der Erläuterung
zu einer vorangegangenen Überlieferung erwähnt, dass der
Mensch in 'Alam
al-Malakut (die himmlische Welt) eine andere Form
als die menschliche Gestalt besitzt. Diese Formen werden in
Übereinstimmung mit dem Zustand der eigenen Seele und ihrer
Eigenschaften sein.
Wenn du gute
menschliche Eigenschaften besitzt, wirst du im Jenseits diese
Eigenschaften in der menschlichen Form behalten, sofern sie
nicht vom Weg des Maßhaltens abgekommen sind. Gute Fähigkeiten
werden als wahre Leistungen erst dann betrachtet, wenn das
triebhafte Selbst sie nicht behindert, und das Selbst wird
keine Rolle bei ihrer Bildung spielen. Unser verehrter Lehrer
und Sheikh Ayatullah Shahabadi pflegte zu sagen, dass der
Maßstab für die falsche und ungültige spirituelle Tätigkeit
und wahren religiösen geistigen Kampf darin besteht, in
welchem Umfang Egoismus in solchen Tätigkeiten beteiligt ist,
d.h. ob alle geistigen Anstrengungen für Allah geschehen oder
aus egoistischen Motiven heraus.
Wenn der
Wanderer auf der Himmelsreise einen egoistischen Weg betritt
und seine spirituellen Tätigkeiten für den Erwerb von Macht
weltlicher Zwecke heraus vollzieht, sind seine Bemühungen
ungültig, und sein Suluk (Fortschritt auf der Reise zu Allah)
wird ihn zum Unglück im Jenseits führen. Die falschen
Behauptungen der Spiritualität werden normalerweise von
solchen Menschen aufgestellt. Und wenn der Wanderer den
richtigen Weg betritt und wirklich auf der Suche nach Allah
ist, liegt seine Hingabe innerhalb der Grenzen der Shari'ah,
und Allah wird ihm helfen, wie im folgenden Vers des Qur'an
versprochen wurde:
[29:69]
Und
diejenigen, die sich in unserer Sache anstrengen - Wir werden
sie gewiss auf Unseren Wegen leiten. Wahrlich, Allah ist mit
den Wohltätern …
Daher wird sein Handeln ihn zu Glückseligkeit führen. Egoismus
wird beseitigt werden und Eingebildetheit und Stolz werden
schwinden. Dies ist ganz deutlich, dass jeder, der seine guten
Taten anderen Menschen gegenüber demonstriert, ein
egoistisches Ziel verfolgt, und er wird als egoistischer,
eingebildeter, selbstsüchtiger und egozentrischer Mensch
gebrandmarkt, und seine Frömmigkeit wird als nichts anderes
als falsch und unecht betrachtet, was seine guten Taten
ungültig machen wird. Da der Bereich deiner Existenz reichlich
mit Gefühlen der Eigenliebe, Gier nach Reichtum, Macht und
Ruhm und dem Wunsch, über andere Geschöpfe Allah's zu
herrschen, versehen sind, können deine guten Taten und deine
Vorzüge nicht so beurteilt werden wie tugendhafte Taten, und
dein moralisches Verhalten ist weit entfernt von wahrer
religiöser Moral.
Die
Betätigungskraft in deinem Reich ist teuflisch und dein
innerer Zustand ist kein menschlicher Zustand. Wenn du deine
Augen im Jenseits öffnen wirst, wirst du dich selbst in einer
unmenschlichen Form wahrnehmen, gleichsam wie jene der Satane.
Für solche selbstbezogenen Menschen, die die Höhlen des
Teufels sind, ist es unmöglich, religiöses Wissen zu erwerben
und den Geist des
Tauhid
zu erlernen. Solange dein inneres Selbst sich nicht in einen
menschlichen Zustand gewandelt hat und dein Herz von den
Unreinheiten und Unheiligkeiten gesäubert wurde, kannst du
nicht von spirituellen Tätigkeiten profitieren, wie Allah, der
Allmächtige, in einem
Hadith Qudsi
darstellt:
Es gibt kein
deutlicheres Zeichen der Erlesenheit des Geliebten auf der
Erde und in den Himmeln, als das Herz eines wahren Gläubigen (Mu'min).
Das
Herz eines Gläubigen ist im Besitz von Allah und steht dem
Selbst nicht zur Verfügung. Das Herz eines Gläubigen ist nicht
eigensinnig, noch ist es unstet. Es wird von ihm gesagt:
Das Herz eines
wahren Gläubigen (Mu'min)
liegt zwischen zwei Fingern von Allah, sodass Er es wenden
kann, in welcher Weise es Ihm beliebt.
O du
armes Geschöpf, das dem Selbst dient und in dessen
Herzensreich die Kräfte des Teufels und der Unwissenheit
agieren, du selbst hast die Hände Allah's an der Bewältigung
des Herzens gehindert. Welche Art von Glauben benötigst du,
dass dein Herz das Objekt göttlicher Erleuchtung ist, dass die
absolute Herrschaft der Wahrheit in ihr vorherrschen kann? Sei
dir dessen bewusst, dass wenn du dich selbst nicht veränderst,
und solange die schlechten Angewohnheiten der Prahlerei und
der Eitelkeit deine Taten beherrschen, du als Ungläubiger
gebrandmarkt wirst, und du wirst unter die
Munafiqun (Heuchler) eingereiht, obwohl du dich
selbst als Gläubiger siehst und als jemand, der sich dem
Willen Allah's unterworfen hat.
Der Wert der
menschlichen Existenz als ein Treuhänder der göttlichen Ehre:
Mein Freund! Erwache aus dem Schlaf der Acht- und
Sorglosigkeit, sei wachsam, lasse nicht den Schlaf deine Sinne
ereilen, und wisse, dass Allah, der Allmächtige, dich um
Seiner selbst willen erschaffen hat, wie in einem
Hadith Qudsi
dargelegt:
O
Nachkommenschaft von Adam, Wir erschufen alles um euretwillen,
und euch erschufen wir um Unseretwillen.
Er machte dein Herz zu Seinem eigenen Wohnsitz. Ihr und eure
Herzen sind die Wohnsitze von göttlicher Ehre. Allah, der
Allmächtige, ist unduldsam bezüglich Seiner Würde und Ehre.
Werde in dieser Hinsicht nicht nachlässig, und rechtfertige
keinen Verstoß gegen die göttlichen Prinzipien, und fürchte
dich vor Seiner Strafe, sodass du im Diesseits nicht in
Ungnade fällst und in solcher Weise als schändlich erachtet
wirst, dass du trotz allen Anstrengungen nicht in der Lage
bist, ungeschehen zu machen, was dir widerfahren wird. Du bist
dem Verstoß gegen die göttliche Ehre in deinem Herzen, das zur
himmlischen Welt gehört, vor den Engeln Allah's und Seinen
Propheten schuldig.
Die moralischen
Eigenschaften, durch die die Schutzfreunde Allah's (Auliya'Allah)
Ähnlichkeit zu Ihm erworben haben, werden von dir anderen
zugeschrieben als Allah, und du lieferst dein Herz, den Sitz
Allah's, Seinem Feind aus, wodurch du
Shirk
(Polytheismus) im Herzen eurer Herzen begehst. Fürchte Allah,
den Allmächtigen, Der dich, neben der Tatsache, dass Er deinen
andersweltlichen Blick senkt und dich vor Seinen Engeln und
Seinen Propheten erniedrigt, zudem selbst im Diesseits
bloßstellt und entehrt, und du wirst verdammt sein zu
unermesslicher Demütigung, welche ferner nicht wieder gut zu
machen und unabänderlich sein wird, eine Schande, die nicht
wieder behoben werden kann. Allah, der Allmächtige, ist
Sattar,
Er verdeckt die Sünden, doch Er ist auch habgünstig.
Er ist der
Barmherzigste der Barmherzigen, doch gleichzeitig ist Er der
strengste Bestrafer. Er selbst sagt, dass Er schlechte Taten
so lange verbirgt, als dass sie keine gewissen Grenzen
überschreiten. Allah bewahre, dass die Schwere deiner Taten
Seinen Zorn erregen und Seine Duldung und Bereitschaft, Sünden
zu verbergen, übersteigen, wie du in dem Hadith gelesen hast.
Daher komme zu Vernunft und suche Zuflucht bei Allah und wende
dich Ihm zu, denn Allah, der Allmächtige, ist der Barmherzige
und sucht immer nach einer Entschuldigung, um Seine Gnade zu
überschütten. Wenn du Ihn um Vergebung bittest, wird Er dir
bereitwillig verzeihen, und deine Fehler und vergangenen Taten
verbergen, sodass niemand in der Lage sein wird, Kenntnis über
sie zu erlangen, und Er wird dich zu einem Menschen von großer
Ehre machen, ein Vorbild von Rechtschaffenheit und ein Abbild
Seiner Eigenschaften. Er wird deinen Willen im Jenseits
vollziehen, so wie Sein eigener Wille durchweg im gesamten
Universum ausgeführt wurde.
Es wird in einem
Hadith überliefert, dass wenn die Menschen in das Paradies
eingehen, sie eine Nachricht vom Allmächtigen ereilen wird,
und der Inhalt wird wie folgt lauten:
"Von dem Einen, der Ewig und Unvergänglich ist, an den, der
ebenfalls ewig und unvergänglich ist: Was immer Ich wünsche,
zum Leben zu erwecken, befehle Ich, dass es sei, und es
entsteht. Von jetzt an wurde beschlossen, dass ihr ebenfalls
befehlt, was immer ihr wünscht, dass es entsteht, und eurem
Wunsch wird Folge geleistet."
Deshalb sei nicht egozentrisch, und ordne deinen Willen unter
den Willen Allah's, dem Allmächtigen. Er wird dich dann zu
einem Mittel und Ausdruck Seines Willens machen. Er wird dir
Macht in den Bereichen, die unter Seiner Kontrolle stehen,
verleihen, und dir die Möglichkeit gewähren, im Jenseits zu
erschaffen. (Natürlich ist dies nicht dasselbe wie
Tawfid,
was eine falsche Ansicht ist, wie an anderer Stelle bewiesen.)
Nun, mein Freund, verfahre, wie es dir beliebt. Nehme es
entweder an, oder lehne es ab. Doch wisse, dass Allah, der
Allmächtige, weder dich, noch mich, noch irgendein anderes
Geschöpf benötigt, und er braucht unseren Dienst und unsere
Aufrichtigkeit nicht.
Riya'
in der Anbetung:
Die dritte Stufe ist ebenfalls in mehrere Abschnitte
unterteilt.
Abschnitt I:
Riya'
dieser Art tritt häufiger auf und ist offensichtlicher als die
Arten, die vorher erwähnt wurden. Dies, weil wir gewöhnlichen
Menschen normalerweise nicht zu den oben genannten zwei
Zuständen gehören. Aus diesem Grund kann der Teufel uns nicht
in der Weise erreichen, wie er jene überfällt, die sich in den
anderen Zuständen befinden. Aber da die Mehrheit derjenigen,
die Anbetung betreiben, ihre Hingabe zu Allah durch Gebete
äußerlich zum Ausdruck bringt, greift der Teufel in dieser
Stufe öfter ein. Sinnliche Verlockungen sind in dieser Stufe
ebenfalls häufiger. In anderen Worten: Da diese Art von
Menschen darauf ausgerichtet ist, die äußeren Freuden des
Himmels durch ihre Taten zu ersuchen, und danach streben, eine
höhere Stufe durch das Verrichten guter Taten und dem
Vermeiden von schlechten zu erreichen, findet der Teufel einen
Zugang auf diese Art und Weise.
Und er nährt die
Wurzeln von
Riya' und täuscht mit großer Sorgfalt, sodass dies
die Früchte hervorbringen kann, die er begehrt. Er wandelt
ihre Tugenden in Laster um, und veranlasst, dass sie durch den
Weg der rituellen Anbetung in die Hölle eingehen werden. Die
Handlungen, durch die sie erzielen wollen, das Paradies für
sich zu sichern, werden von ihm umgewandelt in jene, die ihre
Zerstörung und ihren Untergang erreichen werden. Die Taten,
die zum 'Iliyyin
– der höchsten Himmelsstufe geführt hätten, werden so
entstellt sein, dass der Handelnde von den Engeln auf Befehl
Allah's in
Sijjin gebracht wird. Deshalb haben Menschen, die
mehr Gewicht auf diesen Aspekt legen (d.h. formal) und andere
Aspekte nicht beachten, nichts als scheinbar gute Taten, um
Rettung im Jenseits zu sichern.
Es ist für sie
erforderlich, dass sie vorsichtiger sind, sodass diese
Bestimmung auch nicht aus ihren Händen gerissen wird und sie
den Flammen der Hölle ausgeliefert sind und der Glückseligkeit
für immer entzogen werden. Sie sollten über ihre Handlungen
wachen, damit die Türen des Himmels nicht geschlossen werden
und sich die Türen der Hölle für sie öffnen.
Wie kann man
Riya'
bekämpfen?
In den meisten Fällen weiß der scheinheilige Mensch selbst
nicht, dass sich diese bestimmte Untugend in seine Taten
durchgedrungen hat, und seine Taten haben nun heuchlerische
Ausmaße angenommen und sind damit wertlos. Aufgrund dessen,
dass die Versuchungen des Teufels und des Selbst kaum zu
beobachten sind, schattenhaft und schleichend geschehen und
der Weg der Menschheit so zart und dünn ist – es sei denn,
jemand ist überaus benachteiligt – kann er das Böse begreifen,
das ihnen innewohnt.
Er denkt, dass
seine Taten für das Wohlgefallen Allah's ausgeführt werden,
während sie den Interessen des Teufels dienen. Da der Mensch
von Natur aus ichbezogen erschaffen wurde, verdeckt der
Schleier der Eigenliebe und des Egoismus seine eigenen Augen
vor seinen Schwächen und Untugenden. Wenn Allah will, werden
wir ebenfalls über dieses Thema diskutieren, während wir
gewisse andere Ahadith kommentieren. Ich bitte in dieser
Hinsicht um Allah's Hilfe.
Beispielsweise ist der Erwerb des religiösen Wissens eine der
wichtigsten religiösen Pflichten und eine Art des
Gottesdienstes, doch ein Mensch, der damit beschäftigt ist,
hervorragende Leistungen in diesem Bereich zu erzielen, neigt
dazu, leichte Beute für die Untugend von
Riya'
zu werden, was sein Herz in solcher Weise erfasst, dass er
selbst sich dessen nicht bewusst ist und derselbe dicke
Schleier der Selbstliebe seinen Blick behindert. Er will einen
wichtigen Rang in den Augen der großen Gelehrten und Menschen
der Vornehmheit und Ehre erreichen, indem er ein wichtiges
Problem so löst, dass kein anderer Mensch es zuvor gelöst hat.
Er versucht,
sich selbst als eine Person zu projizieren, die sich von
anderen unterscheidet, indem er das Thema in einer
einzigartigen Weise darstellt, um sich selbst zum Fokus der
Aufmerksamkeit zu machen. Mit einem Hauch von
Selbstbewusstsein geht er davon aus, dass wenn jemand unter
den Gelehrten und Würdenträgern ihn mit schmeichelhaften
Worten lobt, er in der Lage sei, den Applaus und das Lob der
ganzen Versammlung zu empfangen.
Der arme Kerl wird nicht erkennen, dass, selbst wenn er
weltlichen Ruhm und Ehre unter den Gelehrten oder der Elite
erwirbt, in den Augen des Königs der Könige in Ungnade fallen
wird, und diese beabsichtigten Handlungen werden ihn in das
Sijjin
führen. Dieser Akt von
Riya'
wird gleichermaßen von einigen anderen Untugenden begleitet,
wie dem Wunsch nach Demütigung und Beleidigung anderer, oder
dem des Verletzens der Gefühle des Glaubensbruders, oder dem
Wunsch, manchmal unverschämt einem Gläubigen gegenüber zu
sein.
Eine dieser
Untugenden genügt, damit er in der Hölle landen wird. Wenn
dein trügerisches Selbst erneut in die Fallen der eigenen
Arglist tappt und darin erfolgreich sein wird, dich zu
überzeugen, dass dein Ziel zu einem Grundsatz der Shari'ah
bekannt wurde und zum Aussprechen des Wortes der Wahrheit, was
eine der lobenswertesten Handlungen der religiösen Hingabe
darstellt, und du nicht deine geistige Überlegenheit
demonstrieren willst, solltest du dein Selbst befragen, indem
du dir die Frage stellst, dass wenn ein Freund von dir
dieselbe religiöse Angelegenheit in einer besseren Art und
Weise gelöst und dich in der Versammlung dieser Gelehrten und
hochrangigen Personen besiegt hätte, ob du selbst dann
dieselbe Stellung eingenommen hättest?
Wenn dem so ist,
dann warst du deinem eigenen Selbst treu. Doch wenn sich dein
Selbst erneut hinbiegt, um andere zu täuschen und es nicht
unterlässt, einen weiteren Verrat zu begehen und geltend
macht, dass die Äußerung der Wahrheit eine verdienstvolle
Handlung darstellt und auch eine spirituelle Belohnung
besitzt, und dass es in deinem Interesse liegt, eine hohe
Stufe im Jenseits zu erreichen, dann tust du gut daran, dein
Selbst zu fragen: Angenommen wenn Allah, der Allmächtige, dir
die wirkliche Ehre für deine Niederlage, falls du sie höflich
annimmst, gewährt, würdest du dich weiterhin durchsetzen
wollen?
Wenn du siehst, dass dein Selbst es liebt, andere in einer
wissenschaftlichen Diskussion zu beherrschen, um allgemeine
Bekanntheit für dein Wissen und deine Gelehrtheit unter den
Gelehrten zu erzielen, und die Diskussionen, die du führst,
darin abzielen, den Respekt und die Ehre anderer für sich zu
gewinnen, dann wisse, dass sich der intellektuelle Diskurs,
welcher die höchste Form des Gottesdienstes und der Anbetung
ist, in die sündhafte Handlung von
Riya'
wandelt, welche dich, gemäß der Überlieferung von
al-Kafi,
in das
Sijjin führen wird, du wirst als Polytheisten
eingestuft, und diese Handlung wurde ausgeführt mit dem
Anlass, Respekt in den Augen der Menschen zu erreichen.
Diese Handlung
von dir wird deinem Glauben, gemäß einer Überlieferung, mehr
Schaden verursachen als der Schaden, der entsteht, wenn zwei
Wölfe eine Herde Schafe ohne Hirten von beiden Seiten
angreifen. Daher ist es für dich notwendig, der du ein
Gelehrter bist und verantwortlich für die Besserung der Ummah,
und den Weg zum Jenseits ebnest und spirituelle Schwäche
heilst, dass du zunächst dich selbst besserst und einen
einwandfreien spirituellen Zustand aufrechterhältst, sodass du
nicht in die Kategorie der Gelehrten fällst, die nicht danach
handeln, was sie bekunden.
Betet zu Allah, dem Allmächtigen, dass Er eure Herzen von den
Flecken des Polytheismus und der Heuchelei reinigt, und den
Spiegel unserer Herzen von dem Rost der Liebe zum Diesseits
läutert, was die Quelle aller Laster ist. O Allah! Bitte helfe
uns und behüte uns hilflose Geschöpfe, die von der Krankheit
der Eitelkeit und der Gier nach Macht und Ehre befallen sind,
und beschütze uns auf dieser gefährlichen Reise entlang der
Komplexität des verworrenen dunklen Weges, O du Mächtigster
und Gewaltigster.
Riya'
im Gemeinschaftsgebet
Das Gemeinschaftsgebet ist eine bedeutende Form des
islamischen Gottesdienstes und der Leiter dieses Gebets nimmt
eine unverkennbar ehrenhafte Stellung ein. Aus diesem Grund
widmet sich der Teufel diesem Gottesdienst mehr. Er ist
neidischer auf den Leiter des Gemeinschaftsgebets als auf
irgendwen sonst. Er ist ständig damit beschäftigt, einen Weg
zu finden, die Gläubigen davon fernzuhalten, diese göttliche
Ehrung zu erhalten, und er entzieht ihren Taten die
Aufrichtigkeit und die Wahrhaftigkeit und führt sie zu
Sijjin.
Er versucht sie zum Polytheismus zu bekehren und für dieses
Ziel überfällt er die Herzen der Imame (des
Gemeinschaftsgebets) durch verschiedene Wege, wie z.B.
'Ujb
(Selbstbewunderung), worüber wir später sprechen werden und
Riya',
welches das zur Schau stellen der Religiosität bedeutet, durch
diesen bedeutsamen Gottesdienst, um die Menschen zu
beeindrucken, Bekanntheit zu erlangen, und deren Bewunderung
und Respekt zu erhalten; zum Beispiel wenn ein Imam sieht, wie
eine fromme Person sich dem Gemeinschaftsgebet anschließt, so
versucht er seine Bescheidenheit und Hingabe zur Schau zu
stellen, um dessen Aufmerksamkeit und Bewunderung zu erhalten.
Er versucht, verschiedene Wege zu finden, damit dieser Mann in
den Versammlungen, in denen die Leute sind, die nicht anwesend
waren beim Gemeinschaftsgebet, erwähnt wird, damit seine
Wichtigkeit zur Schau gestellt wird; er versucht immer wieder
und wieder die Menschen darüber zu informieren, dass diese
Person ein Mitbetender im Gemeinschaftsgebet war; dadurch
versucht er einen falschen Eindruck über eine enge Verbindung
mit ihm zu hinterlassen, vor allem wenn diese Person zu den
berühmten Persönlichkeiten gehört, und so versucht er solch
eine große Liebe und Freundschaft ihm gegenüber auszudrücken,
welche er nie ausdrückte, nicht mal für einen kleinen
Augenblick Allah oder Seinen geliebten Dienern gegenüber.
Der Teufel lässt auch den Leiter eines kleinen
Gemeinschaftsgebets nicht außer Acht. Er wendet sich an ihn
und macht ihm bewusst, dass er so wenig Interesse an
weltlichen Gewinnen hat, dass er zufrieden damit ist, seine
Zeit in einer kleinen ortsansässigen Moschee einer armen
Gegend zu verbringen.
Dieses Gefühl ist ähnlich dem ersten, oder sogar schlimmer als
das; die Untugend der Eifersucht verbreitet ihre Fangarme in
den Herzen solcher Leute, welche nicht die Großzügigkeiten
dieser Welt genießen; der Teufel entzieht ihnen die
Herrlichkeit der anderen Welt ebenfalls und sie sind so dazu
verdammt, in beiden Welten zu leiden.
Zur selben Zeit lässt der Teufel auch nicht von den Kragen von
Menschen wie dir und mir locker, welche keinen Zugang zur
Leitung eines Gemeinschaftsgebets haben und welche über das
Fehlen angemessener Verhältnisse (um die Leitung dessen
übernehmen zu können) jammern; er lässt uns über den Nutzen
von Versammlungen von Muslimen zweifeln und lässt sie uns
verachten und über sie spotten.
Und so geschieht uns schlimmeres als den beiden Gruppen; weder
gehören wir zur ersten Kategorie von Menschen, welche die
guten Dinge in diesem Leben genießen, noch gehören wir zur
zweiten Kategorie, deren Errungenschaften vergleichsweise
bescheiden sind; noch haben wir irgendeinen Anspruch in der
jenseitigen Welt; nichtsdestotrotz, wenn wir die Möglichkeit
hätten, so würden wir beweisen, dass wir machtgieriger,
ansehnsdurstiger und erfolgshungriger sind als irgendwelche
anderen Gruppen.
Wie kann
Riya‘
in die Reihen der Gemeinschaft eindringen?
Der Satan ist nicht zufrieden damit, den Leiter des
Gemeinschaftsgebets in die Hölle zu zerren. Seine Begierde ist
damit nicht befriedigt. Er dringt ebenfalls in die Reihen der
Betenden ein. Da die erste Reihe angesehener ist als die
anderen Reihen, und der rechte Flügel besser als der linke,
nimmt er sich diese öfter zum Ziel als irgendeine andere
Reihe. Er lenkt die Frommen des rechten Teils der ersten Reihe
auf sich, und stiftet sie dazu an, sich den anderen gegenüber
überlegener darzustellen in den Augen der Menschen.
Der hilflose
Mensch, sich der Einflüsterung des Satans nicht bewusst,
versucht, seine Überlegenheit durch einen scheinheiligen Blick
oder eine Geste darzulegen, was seinen inneren Polytheismus
aufzeigt, was ausreicht, um ihn in
Sijjin zu schicken. Von nun an stiehlt sich der
Satan in andere Reihen, um andere Menschen anzulocken, sodass
aufgrund seiner unbeholfenen Gesten und seines lustigen
Verhaltens, ein Betender zum Ziel von Spott und Hohn der
anderen wird, welche sich selbst als frei von jeder Art von
Fehlern betrachten. Manchmal wurde beobachtet, dass eine
ehrenhafte Person, insbesondere ein Gelehrter seltener Ehrung
und hoher intellektueller Stufe, durch den Teufel in die
letzte Reihe gesetzt wurde, um den Leuten erkenntlich zu
machen, dass, obwohl seine Stellung viel höher ist, er sich
nicht um weltliche Stellungen kümmert und frei von
Selbstachtung ist und er gekommen ist, um in der letzten Reihe
zu sitzen. Einige Menschen dieser Art werden niemals in der
ersten Reihe sitzen.
Der Satan begnügt sich nicht alleine damit, den Imam und seine
Anhänger zu beeinflussen. Manchmal greift er sich einen
Einzelgänger durch den Bart, indem er ihn überredet, sein Haus
oder sein Geschäft zu verlassen, und durch seine Verlockungen
bringt er ihn in eine Ecke der Moschee auf eine Gebetsmatte.
Für solch einen Menschen ist kein Imam
'Adil
oder geeignet, das Gebet zu leiten.
Der Satan bringt
ihn dazu, eine anhaltende Niederwerfung und
Ruku''
und ein erweitertes Gebet zu verrichten. In seinem Herzen der
Herzen wünscht sich dieser Einzelne, die Menschen glauben zu
lassen, dass er fromm und gewissenhaft in einem solchen Grade
ist, dass er das Gemeinschaftsgebet vermeidet, sodass er nicht
in die Falle des Folgens eines ungerechten Imams fällt. Diese
Person, abgesehen davon, dass sie eingebildet und scheinheilig
ist, ist gleichermaßen unwissend gegenüber den Gesetzen der
Shari’ah.
Der
Marji‘ al-Taqlid
(Vorbild der Nachahmung), dem er folgt, hat möglicherweise
keine Bedingung für das Gebet hinter einem Imam mit Ausnahme
der Annehmbarkeit des äußeren Verhaltens festgesetzt. Doch der
Einzelgänger interessiert sich nicht dafür, denn sein
eigentlicher Beweggrund ist
Riya‘.
Er will sich selbst lediglich als einen Menschen der
Frömmigkeit darstellen, um Gefallen und Bewunderung unter den
Menschen zu erreichen.
In derselben Weise werden unsere anderen Handlungen durch den
Satan gestört. Dieses verdammte Geschöpf macht, wann immer es
ein dunkles Herz findet, dieses zu seinem Ruheplatz und
versucht, unsere sichtbaren und unsichtbaren Taten zu
zerstören, und wandelt unsere guten Taten in solche, dass sie
uns direkt in die Hölle führen.
Eine Einladung
zur Aufrichtigkeit:
Mein Freund, sei vernünftig und vorsichtig in deinem Handeln.
Fordere von deinem Selbst Rechenschaft über jede Tat ein. Nimm
dich selbst für jede Einzelheit ins Kreuzverhör. Versuche,
deine Taten durch Selbstprüfung zu bewerten, ob sie zur
Verwirklichung von Tugend oder aus anderen Beweggründen heraus
verrichtet wurden. Was hat dich angeregt, Fragen über das
Nachtgebet zu stellen? War es rein um Allah's Willen mit der
Absicht, dieses Gebet zu verrichten, oder um dich selbst als
eine tief religiöse Person darzustellen? Warum ist es so, dass
du andere eifrig mit allen möglichen Mitteln von deiner
Pilgerreise informieren willst und von der Anzahl derer, die
du bereits vollzogen hast?
Warum bist du
nicht zufrieden damit, deine wohltätigen Taten auf dich allein
zu beschränken, und was willst du erreichen, indem du anderen
von deinen Taten der Nächstenliebe berichtest, denn sobald du
Gelegenheit findest, teilst du sie ihnen mit? Wenn sie für
Allah ausgeführt wurden, und du beabsichtigst, dass Menschen
es dir gleich tun, und du in dieser Hinsicht denkst (dass
derjenige, der den Weg der Rechtschaffenheit aufzeigt, genau
so ehrenwert ist wie jener, der es tut), während du die Tat
ausführst, ist die Darlegung gerechtfertigt. Danke Allah, denn
Er ermöglichte dir, mit einem reinen Gewissen und reinen
Herzens zu handeln.
Doch hüte dich
vor der List des Satans, während du dein Selbst befragst, da
er die Handlungen, die mit
Riya'
verdorben sind, als selbstlos und heilig darstellen kann.
Wenn deine Handlung nicht um den Willen Allah's geschieht,
dann ist es besser darauf zu verzichten, zu tun, was du getan
hast, weil dies zu
Sum'ah zählt, d.h. der Anzeige von schlechten
Tugenden, was ein Zweig des verfluchten Baumes von
Riya' ist, denn Allah, der Allmächtige, nimmt es
nicht an und verdammt seinen Täter zum
Sijjin.
Wir sollten Zuflucht bei Allah vor dem Laster der Falschheit
suchen, dessen List sehr geschickt ist. Wir haben eine
allgemeine Vorstellung davon, dass unsere Taten nicht rein und
aufrichtig sind, denn wären wir Seine wahren Diener gewesen,
warum belästigt der Teufel dann unsere Unverletzlichkeit und
macht uns zu einem Instrument seiner bösen Anordnungen? In den
Worten meines verehrten Lehrers ist der Teufel der Wachhund
des Gerichts des Allmächtigen. Er bellt nicht den Menschen an,
der nahe zu Allah ist, und plagt ihn nicht.
So wie der
Wachhund die Freunde des Herrn nicht vom Hause vertreibt, so
erkennt der Satan gleichermaßen die Freunde Allah's und
erlaubt keinem Fremden, Zugang zu Ihm zu finden. Deshalb
solltest du sofort wissen, dass, wann immer du erkennst, dass
sich der Satan in deine Angelegenheiten einmischt, deine
Handlungen nicht mit aufrichtigen Absichten verrichtet werden
und nicht für den Allmächtigen gedacht sind. Wenn du ein
aufrichtiger Gläubiger in Allah bist, warum ergießen sich aus
deiner Zunge heraus nicht Worte der Weisheit, die von Herzen
kommen?
Seit etwa
vierzig Jahren denkst du, dass du rechtschaffene Taten
verrichtet hast, um Allah's Wohlgefallen zu erreichen, während
in einem Hadith dargestellt wird, dass wer immer Allah für
vierzig Tage treu bleibt, dem sprudelt die Weisheit ausgehend
von seinem Herzen heraus. Dies ist ein Zeichen für uns zu
begreifen, dass unsere Taten nicht um Allah's Willen
verrichtet wurden, obwohl wir uns dessen nicht bewusst sind,
und dies ist der Hauptgrund unserer unheilbaren Krankheit.
Erbarmenswert ist der Zustand der Anbetenden, Betenden, Leiter
und Anhänger des Freitagsgebets in der Gemeinschaft und der
Menschen von hohem Wissen und Gelehrtheit. Wenn sie im Gericht
des Höchsten am Tage der Auferstehung ihre Augen öffnen
werden, werden sie erfahren, dass sie nicht nur unter den
Sündern, Tätern großer Sünden sind, sondern sogar noch
schlimmer als Ungläubige und Götzendiener sein werden, und
ihre Aufzeichnung der Taten wird gar dunkler sein als die der
anderen (Ungläubigen und Götzendienern).
Es ist ein Grund des Mitleids für einen Menschen, dass seine
Gebete und anderen gottergebenen Handlungen als Brennstoff für
das Feuer der Hölle dienen werden. Möge Allah uns vor dem
Moment bewahren, wenn, trotz der Almosen und der
Zakat
und der Frömmigkeit, das Aussehen von jemandem zu solcher
Scheußlichkeit verzerrt wird, die man sich nicht einmal
vorstellen kann. Du, ein hilfloses Geschöpf, wirst
gebrandmarkt als
Mushrik,
als ein Götzendiener, und ein Sünder trotz deines Glaubens an
die Einheit Allah's. Wenn Allah will, wird Er den Sündern
durch Seine Barmherzigkeit vergeben, doch dem
Mushrik,
so sagte Er, wird Er nicht vergeben, wenn er ohne Reue stirbt.
In den Ahadith wird angegeben, dass wenn jemand der
Riya'
gewohnt war – derjenige, der seine Religiosität, Hingabe,
hohen religiösen Rang, seine Predigten und die Leitung der
Gebete, sein Fasten, sein
Namaz und selbst seine frommen Taten verrichtet,
um Respekt in den Herzen der Gläubigen zu erreichen, ein
Polytheist ist. Sein
Shirk (Götzendienst) wird von den Überlieferungen
der Imame der heiligen Leute des Hauses (a.) und dem
qur'anischen Text bestätigt, und damit ist seine Sünde
unverzeihlich. Es wäre besser für dich gewesen, unter die
Täter großer Sünden zu sein, einer, der berüchtigt für sein
übles Verhalten und das Begehen offensichtlicher Beleidigungen
ist, während du ein Monotheist bist, anstatt zu einem
Polytheisten zu werden.
Nun, mein Freund, prüfe dich selbst ernsthaft und finde einige
Mittel, um deine (spirituelle) Krankheit zu heilen, und
erkenne die Vergeblichkeit des Erwerbs von Ehre in den Herzen
der Menschen, ein kleines Stück Fleisch wird den Hunger eines
Vogels nicht besänftigen. Diese schwachen Geschöpfe besitzen
keinerlei Macht, und ihre Einschätzung ist unerheblich. Die
wirkliche Macht soll in Ihm gesucht werden. Er ist der
Absolute Grund aller Gründe – der Äußerste Grund. Selbst wenn
sich alle Geschöpfe gemeinsam anstrengen, eine einzige Mücke
zu erschaffen, werden sie darin nicht erfolgreich sein, und
wenn die Mücke ihnen einen leichten Schaden verursacht, werden
sie nicht in der Lage sein, ihn zu verhindern, wenn Allah
nicht will.
Alle Macht gehört dem Allmächtigen. Er ist die treibende Kraft
im Universum. Wann immer du etwas tust und dich anstrengst, um
etwas auszuführen, schreibe in dein Herz mit dem Stift der
Vernunft: Niemand ist erfolgreich im Reich der Existenz außer
Allah. Bestücke dein Herz durch alle möglichen Mittel mit dem
Grundsatz der Einheit göttlichen Handelns (Tauhid
al-Af'ali), was die erste Stufe des Glaubens in
die Einheit des Seins ist, und wandle es auf diese Weise in
ein Herz eines wahren Gläubigen.
Erleuchte dein Herz mit dem heiligen Ausspruch: Es gibt keinen
Gott außer Allah, und forme es dementsprechend. Führe dein
Herz auf die Stufe der Ruhe (Itminan),
und mache dir klar, dass der Mensch weder Schaden, noch Gutes
verursachen kann, und dass Allah allein imstande ist, jemandem
jeglichen Schaden oder Gutes anzutun. Heile deinen Blick, der
an Blindheit leidet, sodass du am Tage des Gerichts nicht
blind versammelt wirst und dich beim Allmächtigen beschwerst:
Mein Herr! Warum
hast Du mich blind versammelt …? [20:125]
Der Wille des Allmächtigen hat dem Willen anderer Wesen
gegenüber Vorrang. Wenn sich dein Herz diesen heiligen Worten
hingibt, und an sie glaubt, kann dies zu hoffen geben, dass
deine Taten belohnt werden und alle Spuren des Polytheismus,
Riya',
Unglauben und Heuchelei vom Angesicht deines Herzens
weggewischt werden. Dieser tiefe Glaube liegt im Einklang mit
der Vernunft und der Offenbarung, und keine Spuren des
Determinismus (Jabr)
werden vorhanden sein. Es ist möglich, dass einige Leute, die
die Bedeutung, die Grundsätze und die Bestandteile des
Determinismus nicht kennen, ihn so missverstehen, dass er kein
Jabr, sondern
Tauhid
ist.
Determinismus
ist eine Art des
Shirk.
Während
Tauhid die Rechtleitung ist, ist Determinismus die
Irreführung. Diese Gelegenheit ist nicht geeignet, um über
Determinismus und Freiheit zu diskutieren. Doch jene, die
diese Angelegenheit voll und ganz verstehen, können die
Bedeutung dessen, was ich sagte, schätzen. Darüber hinaus hat
der Prophet (s.) uns darum gebeten, in solchen Diskursen nicht
nachsichtig zu sein.
Jedenfalls bitte Allah, den Allmächtigen, durch das Bittgebet
und demütiges Flehen zu jeder Zeit, besonders in der
Einsamkeit, dass Er dich führt und dein Herz mit dem Licht des
Tauhid erleuchtet. Bitte Ihn darum, dir den Blick
für das Verborgene zu gewähren, die Wahrnehmung der Einheit
(in der Vielfalt) – die Einheit des göttlichen Seins, sodass
du nichts anderem Bedeutung beimisst und jede andere Sache als
bedeutungslos und als eine Kleinigkeit ansiehst. Ersuche Sein
heiliges Wesen, um deine Handlungen rein und aufrichtig zu
machen, und dich auf den Weg der Aufrichtigkeit und Liebe zu
lenken. Und wenn du eine solche spirituelle Stufe erreicht
hast, dass deine Gebete erhört werden und du etwas für dieses
hilflose Geschöpf Allah's tun kannst, das sein Leben vergeudet
hat mit sinnlosen Beschäftigungen ohne wirkliches Ziel, mit
dem Verlangen nach Begierde und Lust, dessen Sünden das Herz
bis zu einem Punkt krank werden ließ, an dem keine Ermahnung,
kein Rat, kein qur'anischer Vers, keine Überlieferung des
Propheten (s.), kein Argument oder weiser Ausspruch irgendeine
Wirkung erzielen können, dann bete für ihn. Mögen deine Gebete
seine Erlösung sichern.
Sei durch das
Gedenken dieser Dinge, die du bereits kennst und die auch
nicht neu für dich sind, von ganzem Herzen aufmerksam und
aufrichtig, und schätze, ohne nachzulassen, deine Bewegungen,
Pausen und dein Verhalten neu ab. Prüfe immer eingehend deine
verborgenen Absichten, und berücksichtige alles strengstens in
derselben Weise, wie ein Geschäftspartner den anderen
berücksichtigt. Halte dich von allem fern, was
Riya'
und dergleichen ähnelt, wie tugendhaft es auch erscheinen mag.
Selbst wenn du in den Angelegenheiten der obligatorischen
religiösen Pflichten glaubst, dass du sie in der
Öffentlichkeit nicht aufrichtig ausführen kannst, verrichte
sie im Geheimen, obgleich es wünschenswerter ist, sie offen
auszuführen. Es tritt selten auf, dass
Riya'
in den obligatorischen Pflichten selbst auftritt.
Häufiger bezieht
es sich auf die Art und Weise der Durchführung und auf
Handlungen, die
mustahabb
oder übergebührlich sind. Auf jeden Fall reinige dein
Herz von dem Schmutz des Polytheismus mit vollkommener
Feierlichkeit und strengster Selbstkritik, damit du nicht,
Allah bewahre, in diesem Zustand von dieser Welt gehen
solltest, in dem deine Leistung bedauerlich ist und es keine
Hoffnung auf Erlösung für dich gibt. Dann wirst du den Zorn
Allah's erregen, wie in der folgenden Überlieferung aus
Wasa'il al-Shi'ah von
Qurb al-Asnad
und berichtet von Amir al-Mu'minin (a.) erwähnt
wird:
Amir al-Mu'minin
(a.) berichtet, dass der Prophet (s.) sagte:
"Jemand, der eine Handlung verrichtet, die Allah liebt, um sie
den Menschen zu zeigen, und im Geheimen solche Eigenschaften
offenbart, die Allah verabscheut, wird dem Groll und dem Zorn
Allah's [am Tage der Auferstehung] begegnen."
Es gibt zwei wahrscheinliche Interpretationen zu diesem Hadith.
Erstens geht es um eine solche Person, die sich selbst als
Vorbild der Tugendhaftigkeit vor den Menschen darstellt,
während ihr inneres Selbst mit hässlichen Untugenden getränkt
ist. Zweitens könnte es um eine Person gehen, die nach außen
hin mit der Absicht von Riya' tugendhafte Taten verrichtet. In
jedem Fall ist es offensichtlich, dass der Hadith
Riya'
verurteilt, denn das Verrichten der obligatorischen Handlungen
und Pflichten, wenn sie denn nicht durch
Riya' angeregt wurden, kann nicht Gegenstand des
göttlichen Zorns sein. Höchstwahrscheinlich liegt die zweite
Interpretation näher an der Bedeutung dieses Hadith, denn die
öffentliche Verrichtung schlechter Taten ist eine größere
Sünde.
Dies ist eine Warnung an uns, vorsichtig zu sein, damit wir
nicht, Allah bewahre, etwas tun, was den Zorn des Königs der
Könige und des Barmherzigsten der Barmherzigen erregt:
Eine
Überlieferung von Imam Ali (a.):
Wir schließen diesen Abschnitt mit einer Überlieferung ab, die
vom Befehlshaber der Gläubigen, Amir al-Mu'minin (a.),
berichtet wird, aufzufinden in
al-Kafi.
Al-Shaykh al-Saduq hat dieselbe Überlieferung auch von Imam
al-Sadiq (a.) berichtet, die ein Teil des letzten Willens und
des Testaments des Propheten (s.) an Ali (a.) darstellt:
Imam al-Sadiq (a.) sagte, dass Amir al-Mu'minin (a.) sprach:
"Es gibt
drei unterschiedliche Merkmale von jemandem, der an Riya'
gewohnt ist: Er drückt Freude und Fröhlichkeit aus, wenn er
von Leuten begrüßt wird; er wird freudlos und mürrisch, wenn
er alleine ist; und er wünscht sich, gelobt zu werden für
alles, was er tut."
Da diese Untugend so verborgen und schleichend ist, dass sie
von der Person selbst unbemerkt bleibt, liegt sie in
Unkenntnis über die Tatsache, dass sie innerlich ein Heuchler
ist, und sie denkt sich, ihre Handlungen wären rein und
tadellos. Deshalb wurden die Zeichen dieser Eigenschaft so
beschrieben, dass die Menschen imstande sein sollten, ihre
verborgenen Beweggründe zu erkennen, indem sie ihr inneres
Selbst in ihrem Licht betrachten, und damit imstande sind, sie
zu verhindern und sie dementsprechend zu behandeln. Ein
Einzelner kann sich prüfen und wissen, dass er nicht dazu
neigt, seine religiösen Pflichten zu erfüllen, wenn er alleine
ist.
Selbst wenn er
sich mit großem Zwang dazu treibt, sie zu verrichten, oder er
sie sogar ständig verrichtet, verrichtet er sie nicht mit
wahrer Aufrichtigkeit und Reinheit des Herzens, sondern
vielmehr als eine körperliche Tätigkeit. Doch während er seine
Gebete in der Moschee, in der Gemeinschaft der Menschen und
der Anwesenheit der anderen verrichtet, wird er dazu angeregt,
seine Gebete mit äußerster Freude und Begeisterung zu
verrichten. Er neigt dazu, lange und sich hinziehende
Ruku'
und Niederwerfungen zu verrichten. Er führt die
Mustahabb-Handlungen
richtig aus, auf die kleinsten Einzelheiten achtend.
Wenn man seinem inneren Zustand ein wenig Aufmerksamkeit
schenkt, kann man den Grund für diese Kraft erfahren. Warum
ist es so, dass er das Netz seiner (angeblichen) Frömmigkeit
spinnt, um die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zu ziehen?
Er kann sich selbst täuschen, indem er sagt, dass es ihn mehr
erfreut, in der Moschee zu beten, so wie es lobenswerter ist,
so zu verfahren, und dass es auch mehr Lohn mit sich bringt.
Er wird sich selbst davon überzeugen, indem er sagt, dass es
vorzuziehen ist, das Gebet in einer besseren Weise vor anderen
zu verrichten, damit sie seinem Beispiel folgen und von der
Religion angezogen werden. Der Mensch täuscht sich selbst mit
allen Mitteln und denkt niemals daran, sich selbst zu
verbessern.
Für eine kranke
Person, die sich selbst als fehlerfrei betrachtet, gibt es
keine Hoffnung, geheilt zu werden. Das unglückliche innerste
Wesen des Menschen strebt nicht nur im Geheimen die
Zurschaustellung seiner guten Taten vor den Menschen an, sich
dem inneren Drang nicht bewusst, sondern konzentriert sich
auch darauf, seine Sünden als Gottesdienst und seine
Einbildung als Verbreitung der Religion darzustellen, trotz
der Tatsache, dass das Verrichten der
Mustahabbat-Gebete in der Verborgenheit
mustahabb
ist.
Warum ist es so, dass dein Selbst immer in der Öffentlichkeit
reagiert, und warum genießt du es, aus Furcht vor Allah in der
Versammlung von Menschen zu weinen, obwohl du im Alleinsein
trotz unter Druck setzen deiner Augen keine einzige Träne
hervorbringen kannst? Wo ist die Furcht vor Allah? Erfasst sie
dich nur in der Versammlung von Menschen? Überwältigt sie dich
nur zum Ereignis der Nächte der Bestimmung vor mehreren
tausend Menschen? Solch ein Mensch verrichtet hundert
Gebetsabschnitte und rezitiert
Dua Jaushan
al-Kabir und
Dua Jaushan
al-Saghir zusätzlich zu mehreren
Suren aus dem Qur'an und ist nicht gelangweilt und
fühlt nicht die geringste Müdigkeit.
Wenn ein Mensch etwas rein für Allah verrichtet oder dafür, um
Seine Segnungen zu erreichen, oder aus Furcht vor der Hölle
oder der Hoffnung auf das Paradies, warum sollte er sich
wünschen, dass seine Taten von den Menschen gelobt und
bewundert werden? Seine Ohren sind allzeit begierig danach,
etwas vom Lob über ihn zu hören, und sein Herz trachtet nach
denen, die seine Hingabe bemerken und feststellen, wie
ehrwürdig dieser Herr doch ist, denn er verrichtet sein Gebet
so pünktlich und nimmt seine übergebührlichen Pflichten sehr
wichtig. Wenn deine Taten für Allah sind, was hat diese
übertriebene Begierde dann zu bedeuten?
Wenn dich die
Furcht vor der Hölle und die Hoffnung auf das Paradies dazu
treiben, diese Taten zu verrichten, was hat diese Liebe der
Öffentlichkeit dann zu bedeuten? Du solltest erkennen, dass
dieses Begehren vom verfluchten und abscheulichen Baum von
Riya'
rührt. Deshalb versuche dich, so gut du kannst, von
diesen sinnlosen Neigungen (weitestgehend) zu reinigen, und
versuche, dich zu bessern.
Unterschiede im
Grad und den Stufen der Eigenschaften unter den verschiedenen
Individuen:
In diesem Abschnitt ist es wichtig, dich daran zu erinnern,
dass jede Eigenschaft der Seele, sowohl die guten als auch die
schlechten, zahlreiche Grade und Stufen hat. Jene, die
Tugenden erwerben und Abstand von ihren Lastern nehmen, werden
mit den 'Urafa',
den Heiligen und Freunden Allah's (Awliya'Allah)
versammelt. Was die anderen Individuen angeht, so wird das
Wesen der Laster und Tugenden durch die spirituelle Stufe, zu
der sie gehören, bestimmt. Es kann sein, dass die
Eigenschaften, die von jenen, die höheren spirituellen Stufen
zugehörig sind, als Laster betrachtet werden, während sie von
jenen, die tieferen Stufen angehören, nicht als solches
betrachtet werden. Sie können im Gegenteil sogar gewissermaßen
als Fähigkeiten angesehen werden. Und ebenso können die
Eigenschaften, die von den Menschen niederer Gruppe als
tugendhaft angesehen werden, Laster für Menschen höherer
Gruppe sein.
Riya'
ist ein solches (verhältnismäßiges) Laster, welches wir
derzeit diskutieren. Die Redlichkeit (Ikhlas)
ist die höchste Stufe der Freiheit von
Riya'
und Eigenschaft der Heiligen (Awliya'Allah);
andere teilen diese Eigenschaft nicht. Die Menschen erreichen
im Allgemeinen eine niedere Stufe davon, und dies schadet
ihrem Iman
oder Ikhlas
nicht, denn sie besitzen generell eine natürliche Neigung, die
anderen von ihren Tugenden in Kenntnis zu setzen. Obwohl sie
sie nicht absichtlich deshalb verrichtet haben, sie
vorzuzeigen, ist ihr Selbst instinktiv dazu geneigt, sie
bekannt zu machen.
Diese Neigung
macht ihre Handlung weder ungültig, noch macht sie sie zu
Ungläubigen, Heuchlern (Munafiqun)
oder Polytheisten. Doch diese Eigenschaft wird im Falle eines
Wali oder
'Arif bi-Allah als Unzulänglichkeit betrachtet,
denn für sie kommt sie
Nifaq oder
Shirk
gleich. Absolute Reinigung von der Unreinheit des Polytheismus
und das Erzielen vollkommener Redlichkeit (Ikhlas)
in der Ergebenheit ist im Wesentlichen eine Hauptvoraussetzung
für die Erreichung der Stufe, die den
Awliya'Allah
vorbehalten ist, und es gibt sogar sieben höhere Stufen, die
sie erreichen können, doch an dieser Stelle wäre es nicht
geeignet, ins Detail zu gehen.
Unsere Imame, der Friede sei mit ihnen, haben erklärt, dass
ihre Anbetung die Anbetung der freien Seelen (Ahrar)
war, welche allein aus Gründen der Liebe zu Allah verrichtet
wurde, weder aufgrund der Furcht vor der Hölle, noch der
Hoffnung auf das Paradies, und sie haben diese Stufe als
ersten Schritt ihrer
Wilayah betrachtet. Für sie ist die Anbetung ein
Zustand der Freude und Begeisterung, welche jenseits unserer
Vorstellungskraft und unseres Verständnisses liegt. Abgesehen
von den oben genannten Ahadith, die vom Propheten (s.) und
Amir al-Mu'minin (a.) überliefert wurden, gibt es ebenfalls
einen weiteren Hadith, den Zurarah von Imam Abu Ja'far (a.)
berichtet, der wie folgt lautet:
Zurarah berichtet, dass er Imam al-Baqir (a.) über den Rang
einer Person befragte, die gute Taten verrichtete, die von
anderen gesehen wurden, was ihn dann glücklich gemacht hat.
Der Imam (a.) sagte:
"Es existiert kein Nachteil darin. Es gibt niemanden, der es
nicht mag, wenn den Leuten seine guten Taten kenntlich gemacht
werden, falls er sie nicht [einzig und allein] zum Zwecke
ihrer Bewunderung verrichtet."
In einem der beiden Ahadith wird die Absicht der Verrichtung
guter Taten zur Erlangung von Respekt und Bewunderung als
Zeichen von
Riya' betrachtet, während in einem anderen Hadith
ausgesagt wird, dass kein Nachteil in der Freude liegt, die
aus der Darlegung einer guten Tat folgt. Diese beiden
unterschiedlichen Meinungen wurden im Hinblick auf die Gruppe,
der ein Individuum angehört, gebildet. Es gibt auch noch
einige andere Gründe für diese Sichtweise, doch wir werden
darauf verzichten, sie zu erwähnen.
Was ist
Sum'ah?
Am Ende sollte beachtet werden, dass
Sum'ah
bedeutet, dass man die guten Eigenschaften den Ohren
anderer Menschen mündlich übermittelt, und das zu dem Zwecke,
um sie auf sich zu ziehen und sich selbst bekannt zu machen,
und diese Absicht ist ein Zweig des lasterhaften Baumes von
Riya'.
Aus diesem Grund haben wir
Sum'ah
als Teil von
Riya'
behandelt, nicht als eigenständiges Laster, und haben
dessen Bedeutung nicht getrennt ausgearbeitet.