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Der Unzurna-Vers ist der
Vers
2:104 im
Heiligen Quran, der die
Gläubigen [mumin] auffordert eine klare
unmissverständliche Sprache zu verwenden. Der
Vers
weist eine Reihe von Besonderheiten auf, die die
Ausleger [mufassir] intensiv beschäftigt haben.
In dem Vers heiß es sinngemäß: "
"O ihr diejenigen, die überzeugt sind, sagt nicht:
Behüte uns [raina /
رَاعِنَا]. Und sagt:
Schau auf uns [unzurna /
انظُرْنَا],
und hört. Und für die Abstreitenden ist leidvolle
Pein."
Zunächst einmal handelt es sich um den ersten
Vers
im
Heiligen Quran, der die Formulierung "O ihr diejenigen,
die überzeugt sind" verwendet, welcher 80 Mal im
Heiligen Quran vorkommt. Obwohl zuvor vor allem das Thema
Juden
behandelt hat, sollen hier alle Menschen gleichermaßen
angesprochen werden, die an
Gott
glauben.
Von
Ibn
Abbas stammt die
Überlieferung [hadith], dass die frühen
Muslime, wenn
Prophet Muhammad (s.) zu ihnen sprach und sie die
Verse
und Gebote aus dem
Heiligen Quran lehrte, ihn oft baten, langsam zu sprechen,
damit sie den Stoff gut verstehen konnten und genügend
Gelegenheit hatten, ihre Fragen zu stellen. Zu diesem Zweck
benutzten sie den Ausdruck [raina /
رَاعِنَا],
abgeleitet von der Wortwurzel /arra'a:/
رعي],
was so viel bedeutet wie "Behüte uns, indem Du auf uns
wartest".
Es gibt nur einen weiteren
Vers
im
Heiligen Quran, in dem dieses Wort verwendet wird (4:46).
Dort wird den
Juden
vorgeworfen, den Begriff durch Wortspielerei oder andere
Betonung zu missbrauchen und als Verhöhnung zu verwenden.
So haben die
Juden
in
Medina dasselbe Wort von dem arabischen Wort [ra'unah /
رُعُونَة] mit der Bedeutung
'Tollkühnheit, Leichtsinn, Dummheit' abgeleitet, was bedeutet:
"uns lächerlich machen", um damit die Bitte der
Muslime an den
Propheten Muhammad (s.) zu verspotten.
Der
Vers
2:104 wurde offenbart, um diesen spöttischen Gebrauch des
Wortes durch die
Juden
zu verhindern. Er befahl den Gläubigen "Schau auf uns" [unzurna
/ انظُرْنَا]
anstelle von [raina /
رَاعِنَا] zu verwenden, was im
genannten Zusammenhang die selbe Bedeutung hatte, aber klar
und eindeutig war. So konnten die Feinde es nicht
missbrauchen.
Einige andere
Ausleger [mufassir], haben auch behauptet, dass die Juden
/ ra'iyna / رَّاعِينَا
] aussprachen (von رَّاعِي / Viehhirte),
anstatt [raina /
رَاعِنَا] zu sagen, und den
Propheten Muhammad (s.) mit diesem Ausdruck als "unser
Viehhirte" verspotteten.
Diese Offenbarungsanlässe stehen nicht im Widerspruch
zueinander, so dass sie gleichzeitig richtig sein können.
In einer übertragenen
Auslegung [tafsir] wird darauf verwiesen, dass
Muslime darauf achten sollten, ihren Feinden keinen
Vorwand zu liefern, ihre Worte gegen sie zu missbrauchen. Sie
sollen sich davor hüten, Worte zu wählen, die mehrere oder
zweideutige Bedeutungen haben, die von Gegnern missbraucht
werden könnten, um sie damit zu verspotten, sondern sie sollen
vielmehr angemessene, eindeutige Worte wählen.