Evliya Çelebi
Evliya Tschelebi (Çelebi)

Aussprache: auliyaa tschelebii
arabisch:
اوليا جلبي
persisch:
اوليا چلبي
englisch:
Evliya Çelebi

1611 - 1682 n.Chr.

Bild: Das bekanntestes Werk von Tschelebi im neuen Türkisch

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Evliya Tschelebi (Çelebi) war ein bekannter Reisender im Osmanischen Reich. Er beobachtete die gesellschaftliche Ordnung und die Eigenheiten des Volkes an den von ihm besuchten Orten und schrieb sie nieder.

Evliya Tschelebi kam 1611 n.Chr. als Sohn des bekannten Derwisch Muhammad Zilli in Unkapanı, in Istanbul zur Welt. Vermutlich starb er 1682 n.Chr. auf der Rückreise aus Ägypten oder in Istanbul. Sein Vater war oberster Goldschmied im Palast der Osmanen. Die Familie war zuvor aus Kütahya nach Istanbul eingewandert und hatte sich in der Gegend Unkapanı niedergelassen. Die Grundschulausbildung genoss Evliya Tschelebi mit Hilfe privater Lehrer, besuchte später eine Madrasa, lernte von seinem Vater die Kunst der Vergoldung und Kalligraphie sowie Ornamentik und interessierte sich für Musik. Evliya Tschelebi lernte den Heiligen Qur'an auswendig und erhielt den Titel Hafidh. Danach wurde er in die höhere Lehranstalt des Palastes "Enderun" aufgenommen. Durch die Unterstützung seines Onkels Melek Ahmed Pascha, begann Evliya Tschelebi für Sultan Murat IV.. zu arbeiten.

Die in seiner Kindheit von seinem Vater und Verwandten erzählten Geschichten, erweckten in Tschelebi eine große Sehnsucht auf das Reisen. In der Einleitung seines Werkes "Seyahatname" (Reisebriefe), erzählt Tschelebi bei der Beschreibung seines Interesses an Reisen, dass er eines Abends vom Propheten Muhammad (s.) geträumt habe. Eigentlich habe er "Fürsprache, oh Prophet" [schafaa ya rasulallah] sagen wollen, aber er habe stattdessen "Reisen oh Prophet" [sayaha ya rasulallah] gesagt. Daraufhin habe ihm Prophet Muhammad (s.) die Chance gegeben, in ferne, fremde Länder zu reisen.

Nach diesem Traum, der im direkten Zusammenhang mit der Bruder Tschelebi Moschee (Ahi Çelebi Camii) steht (der Traum ist dort wiedergegeben), besuchte Tschelebi 1635 n.Chr. zunächst alle Teile Istanbuls und schrieb seine Beobachtungen und Erlebnisse nieder. Gegen 1640 n.Chr. besuchte er Bursa, Izmit und Trabzon, reiste 1645 n.Chr. auf die Krim zu Bahadir Giray. Gemeinsam mit einigen hochrangigen Staatsmännern, zu denen er gute Beziehungen unterhielt, trat Tschelebi schließlich lange Reisen an und nahm als Botschafter, der Briefe übermittelte, an Kriegen teil. Bei der Eroberung Dschaninas 1645  arbeitete Tschelebi für Yusuf Paschaa. 1646 fungierte Tschelebi als Buchhalter des Generalgouverneurs von Erzurum: Mehmed Pascha. Er besuchte dann die östlichen Provinzen sowie Gebiete in Aserbaidschan und Georgien. Zeitweilig war er für die Beförderung der Post in die Revan Karawanserei beauftragt und konnte somit auch Gümüschhane sowie Tortum besuchen. 1648 kehrte Tschelebi nach Istanbul zurück und reiste mit Mustafa Pascha nach Damaskus, wo er drei Jahre blieb. Nach 1651 reiste er durch Bulgarien und blieb eine Zeit in Sofia. Zwischen 1667 und 1670 bereiste Tschelebi Österreich, Albanien, Teselia, Kandia, Komotini und Saloniki. Nach Angaben verschiedener Quellen, reiste Tschelebi insgesamt 50 Jahre lang.

Seine Aufzeichnungen geben Auskunft über die Beziehungen des Osmanischen Reichs zu den Nachbarländern. Sein Werk Seyahatname ist nicht nur die Aufzeichnung seiner Beobachtungen aus verschiedenen Gebieten, sondern umfasst zugleich historisch relevante Analysen und Kommentare. In seinem Werk sind Vergangenheit Gegenwart  mit der Zukunft verbunden. Tschelebi erzählte zwei Geschehnisse an verschiedenen Gebieten, als ob er sie zeitgleich beobachtet hätte. Das Werk informiert auch über Geschichten, Volkslieder, Volksgedichte, Sagen, Märchen, Dialekte, Volkstänze, Kleidung, Hochzeiten, Feste, Glauben, über die zwischenmenschlichen Beziehungen, über Nachbarschaft, gesellschaftliche Eigenschaften, Kunst und Handwerk. Tschelebi beschrieb aber nicht nur die Menschen, sondern berichtete auch über architektonische Werke wie Häuser, Moscheen, Brunnen, Karawansereien, Paläste, Konaks, Badehäuser, Kirchen, Klöster, Türme, Festungen, Mauern, Straßen oder Synagogen. Er lieferte Informationen über das Baudatum, über Restaurationen, von wem das Werk gebaut und restauriert wurde, über die Umgebung des Gebäudes und die Atmosphäre.

Der Reisebericht Seyahatname von Tschelebi gehört zu den ersten, die in der neuen Druckerei des Ibrahim Mütferrika gedruckt wurde. Obwohl das Werk sehr berühmt ist, wurde es  nicht umfassend wissenschaftlich erforscht. Eine Übertragung ins neue türkisch erfolgte in den ersten acht Bänden: 1898-1928 und die letzten zwei Bände: 1935-1938.

Die spätere Analyse seines Traums, der im direkten Zusammenhang mit der Bruder Tschelebi Moschee (Ahi Çelebi Camii) steht (der Traum ist dort wiedergegeben) ergibt, dass er sich einiges Wissen über die Schia angeeignet hatte (auch über die Zwölf Imame (a.)) und dieses im Widerspruch zu seinem vorherigen Wissen stand, was in dem Traum der Gegensätze deutlich wird. Die anschließende intensive Reisetätigkeit wirkt wie eine Flucht oder der Aufbruch zur Suche.

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