Angelo Soliman
Angelo Soliman

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??? - ??? n.d.H.
1721 - 21.11.1796 n.Chr.

Bild: um 1750 n.Chr.

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Angelo Soliman war ein versklavter Afrikaner, der als Kammerdiener von Erbprinz Alois I. von Liechtenstein berühmt und später ausgestopft als Exponat einer Ausstellung missbraucht wurde.

Er ist vermutlich um 1721 n.Chr. im heutigen Nordostnigeria geboren. Er wird dem Volk der Kanuri im Nordosten Nigerias zugerechnet, die seit dem 11. Jh. Muslime waren. Angelo Soliman soll direkt von den Häuptlingen des Stammes abstammen. Im Rahmen der Kolonisation Afrikas wurde sein Stamm völlig ausgelöscht und er wurde als Kind von den Kolonialisten versklavt. Angeblich sollen ihn Europäer für ein Pferd gekauft haben. Er wurde als Kamelhüter eingesetzt. Seine Sklavenhalter sollen ihm den Namen André gegeben haben. Mit zehn Jahren soll er mit dem Schiff nach Messina gebracht worden sein, wo er für eine Marquise als Geschenk gekauft wurde. Sie sorgte dafür ihn in die Sitten des Hofes einzuführen. Die Legende besagt, dass er angeblich aus Zuneigung zu einer Dienerin namens Angelina den Namen Angelo angenommen habe. Es ist aber eher davon auszugehen, dass ihm der Name von der Marquise gegeben wurde, die ihm den Nachnamen Soliman hinzugefügt hat, eine Verballhornung von Salomo (a.) bzw. Suleiman.

An einem 11. September wurde er getauft, was er später als seinen Geburtstag angab. Das Jahr ist nicht bekannt. Im Jahr 1734 wurde er dem Fürsten Johann Georg Christian von Lobkowitz übereignet, der ihn als Mohr und Diener dienen ließ. Er nahm ihn auch zu Feldzügen mit. In einer Schlacht soll Soliman ihm das Leben gerettet haben, was seine Lage drastisch verbesserte. Nach Lobkowitz’ Tod kam Soliman 1753 zu Fürst Wenzel von Liechtenstein und stieg dort zum obersten Kammerdienerschaft auf. Kaiser Josef II. schätzte Soliman als Gesellschafter, Franz Moritz Graf von Lacy soll dogar mit ihm befreundet gewesen sein.

Ohne Wissen des Fürsten heiratete er am 6. Februar 1768 die Witwe Magdalena, geborene von Kellermann, verwitwete Christiani. Als Josef II. davon erfuhr, entließ er Soliman fristlos. Am 18. Dezember 1772 wurde seine Tochter Josephine († 1801 in Krakau) geboren. Einige Nachkommen erlangten Berühmtheit.

Im Jahr 1773 stellte der neue Fürst, Franz Josef von Liechtenstein, Soliman erneut ein um die Entlassung durch seinen Vorgänger und Onkel gutzumachen. Im Jahr 1781 wurde Soliman in die Freimaurerloge "Zur wahren Eintracht in Wien" aufgenommen. Hier knüpfte er Kontakte zu der Landeselite.

Obwohl er getauft wurde und christlich heiratete, wurde ihm nach seinem Ableben nicht die Würde eines Christen zuteil. Nach seinem Tod durch Schlaganfall am 21. November 1796 fertigte der Bildhauer Franz Thaler zunächst einen Gipsabdruck von Solimans Kopf an. Anschließend wurden nur seine inneren Organe bestattet. Seine Haut wurde präpariert und bis 1806 im Kaiserlichen Naturalienkabinett als halbnackter Wilder mit Federn und Muschelkette ausgestellt. Seine Tochter, Baronin Josephine von Feuchtersleben, protestierte gegen die Ausstellung als ausgestopfter Afrikaner, aber es gab keine Rückgabe der Leichenteile. Obwohl er getauft war und das Christentum solch eine Behandlung des toten Körpers verbietet, wurde der völlig Integrierte und angepasste Afrikaner nach seinem Tod wie ein Tier behandelt.

Während des Wiener Oktoberaufstandes 1848 verbrannte Solimans mumifizierte Körperhülle. Eine Gipsbüste Solimans steht heute im Rollettmuseum in Baden bei Wien in der Dauerausstellung.

Im Jahr 2013 wurde in Wien Landstraße (3. Bezirk) der Angelo-Soliman-Weg nach ihm benannt. Soliman war zudem Motiv einer 55-Cent-Briefmarke des Jahres 2006, was zu einer Verklärung des respektlosen Umgangs mit seinem Körper betragen sollte.

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