Palästina
Palästina

Aussprache: filastiin
arabisch:
فلسطين
persisch:
فلسطين
englisch: Palestine

Bild: Moschee auf dem Ölberg - Himmelfahrtskapelle, Palästina in Bildern, Sven Hedin, München 1929

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Palästina wird auch "Heiliges Land" genannt und liegt an der südöstlichen Küste des Mittelmeeres. Durch das zentral gelegene Jerusalem hat Palästina eine besondere religiöse Bedeutung für alle drei monotheistischen Religionen. Die Jahrzehnte andauernde Besatzungspolitik gegenüber palästinensischen Christen und Muslimen wirkt auf die Region als beständiger Unruheherd.

Der Name Palästina wird auf das Volk der Philister zurückgeführt, die ab ca. 1175 v. Chr. an der Mittelmeerküste des Landes Kanaan siedelten. Nach ihnen benannten assyrische Texte des 8. Jh. v. Chr. die Region. In der größten Zeit der Herrschaft durch Muslime war Palästina eine Region der Provinz Schaam.

Im Laufe der Geschichte hat Palästina viele Herrscher gesehen, darunter auch Alexander den Großen.

Die islamische Herrschaft begann im Jahr 638 n.Chr., als Jerusalem von einer Armee in der Zeit des zweiten Kalifen Umar ibn Chattab erobert wurde. 691 n.Chr. errichten Muslime auf dem Berg, der als Tempelberg bezeichnet wird, den Felsendom. Der Islam wurde der Bevölkerung nicht aufgezwungen. Erst im Laufe der Zeit konvertierten einige einheimische Stämme zum Islam. Nach geschichtlichen Angaben war nach ca. 100 Jahren eine Mehrheit der ehemals christlichen teilweise auch jüdischen Bevölkerung zum Islam konvertiert.

Die Region profitierte mit ihrer höchsten Dichte an Grabstätten von Propheten und damit der enormen Anziehungskraft für Pilger zunächst auch vom Handel des Reiches und der Nähe zur Hauptstadt der Umayyaden in Damaskus. Nachdem die Abbasiden im Jahr 762 n.Chr. die Hauptstadt nach Bagdad verlagert hatten, nahm die wirtschaftliche Bedeutung Palästinas teilweise ab. Die religiöse Bedeutung aber blieb, so dass das Gebiet wiederholt Schauplatz von Kämpfen wurde von Seldschuken, Fatimiden und europäischen Kreuzfahrern. Palästina profitierte auch von den Errungenschaften der muslimischen Welt, als diese ihr goldenes Zeitalter der Wissenschaft, Kunst, Philosophie und Literatur erlebte. Erst unter den Mamluken brach die Weiterentwicklung Palästinas ab. Die Osmanen besiegten die Mamelucken 1516 und beherrschten Palästina mit kurzen Unterbrechungen 400 Jahre lang. Den Christen und Juden wurde als Angehörige einer Buchreligion ein großes Maß an Autonomie zugebilligt.

Viele deutsche Dichter und Denker widmeten Teile ihrer Schriften Palästina. Sehr bekannt ist dabei die Ringparabel von Lessing.

Nach wissenschaftlichen Angaben werden für die Zeit 1881, die als Beginn der jüdischen Einwanderung gewertet wird, ca. 460.000 Einwohner in Palästina angegeben. 400.000 davon waren Muslime, bis zu 20.000 Juden, (was allerdings mit einer späteren geringeren Angabe nicht übereinstimmt) und 40.000 unterschiedliche Christen.

Im Jahre 1897 berief Theodor Herzl den ersten Zionistenkongress in Basel ein und legte damit einen wichtigen Grundstein für die spätere Gründung eines "Judenstaates" in Palästina, wie er es in seinem gleichnamigen Buch nannte.

Nach Angaben der "Jewish Colonization Association" für das Jahr 1903 lebten im Jahre 1898 ca. 5200 Juden in Palästina in landwirtschaftlichen Mustersiedlungen (Siehe auch "Altneuland", 1904 Heft 11, Seite 339).

In der Balfour-Deklaration 1917 wurde das Wohlwollen der britischen Regierung für eine jüdische Heimstatt in Palästina erklärt. Bereits vorher wurde 1916 im geheimen Sykes-Picot-Abkommen mit Frankreich und dem zaristischen Russland eine Vereinbarung über die Aufteilung des Osmanischen Reichs getroffen, welche die Bolschewiken 1918 veröffentlichten. In einer Korrespondenz zwischen Husain ibn Ali aus dem damaligen Hidschaz (heutiges Saudi-Arabien) und dem britischen Hochkommissars in Ägypten Henry McMahon, wurde bereits 1915/1916 den Arabern die Selbstständigkeit versprochen, sollten sie Großbritannien im Kampf gegen die Osmanen unterstützten. Viele Araber halfen den Kolonialmächten und kämpften an ihrer Seite gegen ihre muslimischen Glaubensgeschwister. Und so kam es nicht nur zur Zerschlagung des Osmanischen Reichs sondern auch einer Aufteilung des damals zusammenhängenden Gebietes auf dem Reißbrett.

Nach Zerschlagung des Osmanischen Reichs besetzte Großbritannien und Frankreich die von ihnen im Sykes-Picot-Abkommen ausgehandelten Gebiete: Frankreich den Libanon und Syrien; Großbritannien Palästina (was damals auch Jordanien beinhaltete) und den Irak. Nach dem Motto "teile und herrsche" wurden später die eigenen noch zusammenhängenden Mandatsgebiete in mehrere kleinere Nationalstaaten aufgeteilt. Frankreich teilte sein Gebiet in Libanon und Syrien, Großbritannien seine Gebiete in Palästina, Transjordanien (das spätere Jordanien) und Irak. Auf allen Seiten all jener Grenzen lebten Blutsverwandte und Glaubensgeschwister mit gleicher Sprache und gleicher Kultur!

Anfang 1922 übertrug der Völkerbund auf der Friedenskonferenz von Paris Großbritannien das Mandat für Palästina für das Gebiet, das heute gemeinsam von Israel und Jordanien eingenommen wird. Zu den Mandatsbedingungen gehörte, dass die Briten die Verwirklichung der Balfour-Deklaration ermöglichen sollen, in der sie am 2. November 1917 die "Gründung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk" versprochen hatten, ein bis dahin einmaliger Vorgang in der jüngeren Weltgeschichte: Mitten in einem fremden Gebiet, bzw. einem Gebiet, in dem eine Religionsgruppe in der Minderheit war, sollte ein Staat für jene Gruppe entstehen. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass all jene Pläne lange vor dem zweiten Weltkrieg und vor dem Holocaust bestanden!

Im Juni 1922, noch vor Inkrafttreten des Mandats, teilte Winston Churchill das Mandatsgebiet in Palästina westlich des Jordan, wo die jüdische Heimstätte errichtet werden sollte, und Transjordanien östlich des Jordan, auf dessen Gebiet ein autonomes arabisches Emirat eingerichtet wurde. Die offizielle Verabschiedung des Mandats durch den Völkerbund geschah am 24. Juli 1922. Die genaue Ausgestaltung der Grenzen wurde dabei der Mandatsmacht Großbritannien überlassen.

Das nicht eingehaltene Versprechen der arabischen Unabhängigkeit richtet den bisher anti-osmanischen arabischen Nationalismus gegen die Mandatsmächte. Die durch die Mandatsmächte erfolgreich vorangetriebene Gespaltenheit der Araber aber führte dazu, dass keine Einheitsfront gegen die neuen Kolonialherren aufgebaut werden konnte.

Die Ziele der jüdischen Bevölkerungsminderheit waren eine Forcierung der Einwanderung, ein möglichst großer "Judenstaat", wie es Herzl genannt hatte, und zunächst eine Beibehaltung des britischen Mandats. Zwischen 1924 und 1932 kam es zu einer weiteren Immigrationswelle, gefolgt von einer weiteren Welle von 1933 bis 1939, wodurch die jüdische Bevölkerung in Palästina wuchs.

Im Jahre 1937 legte die britische Peel-Kommission einen so genannte Teilungsplan vor, der sich nach außen an der neuen künstlich geschaffenen prozentualen Bevölkerungsverteilung orientieren sollte aber in der Realität das fruchtbare Galiläa und wirtschaftlich wie strategisch wichtige Küstenstreifen als jüdischen Teil vorsahen, während der arabische Teil vor allem die Wüstenregionen umfassten. Eine Spaltung ihres Landes wurde von den Arabern grundsätzlich abgelehnt. Die jüdische Seite zeigt sich gespalten. Eine Gruppe um Golda Meir, lehnte den Vorschlag ab und wollte ein größeres Gebiet, eine andere Gruppe um David Ben Gurion sah in diesem Kleinststaat die Basis für eine spätere Expansion. Zitat: "...nachdem wir eine große Macht aufgebaut haben, werden wir die Teilung des Landes beseitigen und über ganz Erez Israel expandieren" (Brief an seinen Sohn); "das Ja zur Teilung verpflichtet uns nicht zum Verzicht auf Transjordanien" (Ben Gurion, Memoiren Bd. 4, S. 151). Die Teilung des Landes wurde von der Woodhead-Kommission, die 1939 das MacDonald-Weißbuch veröffentlichte zumindest offiziell wieder verworfen. Mit dieser taktischen Wendung versuchte Großbritannien die Araber, die bereits mehrfach auf britische Taktiken hereingefallen waren, als Bündnispartner im 2. Weltkrieg zu gewinnen. Jenes Weißbuch wurde von den im Lande lebenden Juden abgelehnt, da es die Auflösung militanter Organisationen verlangte, dieses Ziel aber nie effektiv verfolgte. Jene Organisationen wurden von Juden als Selbstverteidigungseinheiten verstanden, von ihren Gegnern hingegen als Terrororganisation verurteilt, wie die Hagana.

Dass jene scheinbare Wendung lediglich temporärer und taktischer Art war, konnte man unter anderem daran erkennen, dass im 2. Weltkrieg schließlich 27.500 jüdische Soldaten aus Palästina in der britischen Armee kämpften. Diese bildeten später einen wichtigen Teil der zu gründenden israelischen Armee. Männer wie Mosche Dajan oder Jitzchak Rabin kämpften an der Seite Großbritanniens.

Ben Gurion versuchte damals die Einwanderung, die von den Briten "offiziell" als illegal erklärt wurde, zu verstärken. Die Araber hofften auf einen Sieg Deutschlands, weil sie darin die Befreiung von der britischen Besatzung sahen. In diesem Zusammenhang wird oft die Rolle des Amin Al-Husaini erwähnt.

Nach dem zweiten Weltkrieg wollten die Briten nicht die alleinige Schuld an der widerrechtlichen Besatzung und der Gründung eines Staates auf fremden Boden gekoppelt an gewaltsamer Enteignung und Vertreibung der ursprünglichen Einwohner auf sich nehmen und beabsichtigten daher das Mandat den USA zu übertragen. In der Folge wurde das Anglo-American Committee of Inquiry gegründet, das vorschlug, zumindest 100.000 Juden die Einreise zu ermöglichen, das Mandat 10 weitere Jahre fortzusetzen und Verhandlungen zwischen Palästinensern und Juden zu beginnen. Das Komitee tagte an mehreren Orten und hörte viele Zeugen, zu denen auch Albert Einstein gehörte. Abermals machten die Briten in der Öffentlichkeit die Entwaffnung von Terrorgruppen wie der Hagana zur Voraussetzung, was abermals abgelehnt wurde. In der Folge kam es zu einem bewaffneten Aufstand der drei größten jüdischen Terrorgruppen Hagana, Irgun und Lechi gegen militärische Ziele der Briten, die nach und nach zu deren Rückzug führte. Der spätere israelische Ministerpräsident Schamir wurde damals steckbrieflich als Terrorist - wenn auch halbherzig - gesucht. Die Leitung der Terroroperationen unterstand Golda Meir. Die Hagana versuchte zudem mit vielerlei Mitteln die Einwanderung zu verstärken. In den Jahren 1945 und 1946 häuften sich die Terroranschläge jüdischer Untergrundbewegungen auf britische Einrichtungen in Palästina wie auch auf arabische Einrichtungen. Leute wie Jitzchak Rabin, wurden verhaftet. Als Antwort darauf planten die drei großen Terrororganisationen einen Anschlag auf den Südflügel des King David Hotel in Jerusalem, in dem sich das Hauptquartier Großbritanniens befand; bei dem Anschlag wurden 91 Menschen ermordet, darunter auch arabisches Personal des Hotels.

Wie sehr das britische Mandat von taktischen Interessen getrieben war, konnten die Araber erkennen, als Briten später unerwartet Verbündete der bei der Gründung des Staates Israel wurden.

Der Teilungsplan und damit die Gründung Israels wurden in der Folge zügig umgesetzt und die Teilung führte im Verlauf von Jahrzehnten zu einer beständigen Expansion Israels, wie es Ben Gurion vorhergesagt hatte. Diese Expansion war begeleitet von Mord und Vertreibung der ursprünglichen muslimischen wie auch christlichen einheimischen Bevölkerung. So kam es am 9. April 1948 zu einem Massaker in dem palästinensischen Dorf Deir Jassin. Der Ort wurde von Truppen des Irgun Menachem Begins angegriffen. Weitaus mehr als 100 Palästinenser  (die Angaben sind sehr unterschiedlich, und gehen bis zu 300), darunter Kinder, Frauen und Greise, wurden ermordet. Die Aktion erfüllte ihren Zweck, Panik unter der arabischen Bevölkerung auszulösen, um die Vertreibung zu erleichtern. Ähnliche völkerrechtswidrige Aktionen anderer Länder wurden Jahrzehnte später als "die ethnische Säuberung Palästinas" bezeichnet.

Am 14. Mai 1948 kam es zur Staatsgründung des heutigen Israel, das bis heute die Gründung eines unabhängigen und lebensfähigen Staates Palästina mit vielerlei Mitteln verhindert, nicht zuletzt durch die andauernde völkerrechtwidrige Besiedlung der besetzten Gebiete. Das zum größten Teil von Muslimen bewohnte Palästina wurde im Zuge der ethnische Säuberung Palästinas entvölkert und es kam zur Zionistische Vernichtungen palästinensischer Ortschaften.

Während für die Mehrheit der in der UN organisierten Staaten die Staatsgrenze Israels in den Grenzen von 1967 verlaufen sollte, akzeptiert Israel diese Regelung nicht und besiedelt die besetzten Gebiete unaufhörlich. Millionen von Flüchtlingen nichtjüdischen Glaubens können nicht in ihre Heimat Palästina zurück, während nach wie vor Menschen jüdischen Glaubens aus aller Welt problemlos einwandern können, auch in Siedlungen in den besetzten Gebieten.

Manche jüdische Geistliche und Teile der zionistischen Bewegung beanspruchen das biblische Land "Erez Israel" als unveräußerliches Recht des jüdischen Volkes, wobei in der Ansicht mancher Außenstehender nicht die Religion des Judentums, sondern ein völkisches Denken im Vordergrund steht. Da jenes beanspruchte Gebiet bis zum Euphrat reicht, erhalten die von vielen Muslimen als moderne Kolonialkriege betrachteten Konflikte um den Irak zusätzliche Brisanz.

Manche muslimische Gelehrte sehen in der aktuellen Situation die Prophezeiung einer Ayat aus dem Heiligen Qur'an erfüllt.

"Und Wir hatten den Kindern Israels in der Schrift klargelegt: "Siehe, ihr werdet gewisslich zweimal im Land Verderben anstiften, und ihr werdet gewisslich unmäßig hoffärtig und herrisch werden." (Heiliger Qur'an 17:4)

Hierbei wird die aktuelle Situation als "zweites Mal" angesehen.

So ist der Konflikt um Palästina mehr als jeder andere Konflikt, neben strategischen, wirtschaftlichen und politischen Interessen auch auch von religiösen Interessen auf allen beteiligten Seiten geprägt, zumal auch die Heiligsten Stätten aller drei monotheistischen Religionen im historischen Palästina liegen, wie unter anderem Jerusalem, Bethlehem, Hebron und zahlreiche weitere Orte.

Zur Befreiung Palästinas wurde der jährliche Internationaler Tag von Quds (Quds-Tag) ausgerufen. Das erste deutschsprachige Lied über Palästina von einer muslimischen Gruppe ist Palästina, Palästina (Lied).

Links zum Thema

bullet Landkarte Palästina zur Zeit Jesu (a.)
bullet Landkarte Palästina 1878
bullet Landkarte Palästina 1905
bullet Landkarte Palästina 1929
bullet Jerusalem
bullet Zionistische Vernichtungen palästinensischer Ortschaften
bullet Palästina: Widerstand der Muslime Briefmarken - Bildergalerie
bullet Palästina Kindergemälde - Bildergalerie

Videos zum Thema

   

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