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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Als Missolonghi-Belagerungen gelten drei Belagerungen der
griechischen Stadt Missolonghi (auch Mesolongi geschrieben),
die durch die
Osmanen durchgeführt worden sind. Die dritte Belagerung
ist im historischen Gedächtnis die bedeutendste.
Missolonghi ist eine Hafenstadt in Ätolien-Akarnanien. Die
erste Belagerung erfolgte im Oktober 1822 mit dem Ziel, die
strategisch günstig gelegene Hafenstadt in der Anfangsphase
des griechischen Unabhängigkeitskrieges zu erobern, misslang
aber aufgrund von strategischen Fehlern des
Osmanen. Anfangs waren sie so stark, dass sie die Stadt
leicht hätten einnehmen können, wollten aber kein
Blutvergießen. Die Griechen zogen die Verhandlungen so in die
Länge, bis Verstärkung eintraf und dadurch die Einnahme
unmöglich wurde. Ende Dezember 1822 wurde die Belagerung
aufgehoben.
Die zweite Belagerung gilt als größere als die erste und
dauerte mehrere Monate im Zeitraum September bis November
1823.
Als die historisch bedeutsame gilt die dritte Belagerung
von Missolonghi. Sie fand vom Datum 15. April 1825 bis zum 10.
April 1826 statt.
Die Griechen hielten fast ein Jahr durch, bevor ihnen das
Essen ausging und sie einen Massenausbruch versuchten, der
jedoch zu einer Katastrophe führte. Die Griechen hatten sehr
hohe Verluste. Dieser Sieg der
Osmanen gilt als Schlüsselfaktor, der zum Eingreifen der
Großmächte auf Seiten der Griechen führte.
Bei der dritten sehr blutigen Belagerung mit Verlusten auf
beiden Seiten gelang es schließlich den
Osmanen, den Belagerungsring zu schließen. Ohne Nachschub
konnte die Ortschaft hinter ihren Mauern nur eine begrenzte
Zeit ausharren. Die Situation wurde für die Einwohner immer
schwieriger, da die Menschen hungerten. Als alle
Lebensmittelvorräte aufgebraucht waren und keine Hoffnung auf
Erleichterung bestand, beschlossen die belagerten Griechen,
dass einige der Männer im kampffähigen Alter aus den Toren
stürmen und versuchen sollten, die Frauen und Kinder in
Sicherheit zu bringen, während der Rest bleiben würde um die
Stadt bis zum Tod zu verteidigen.
In der Nacht zum 10. April 1826 griffen die Griechen die
Osmanen von einer Seite an, während die anderen versuchten
von der anderen Seite zu fliehen. Von den 9000 verbliebenen
Einwohnern waren nur 7000 stark genug, um die Flucht zu
versuchen. Diejenigen, die im Sterben lagen oder zu krank
waren, verschanzten sich mit allem restlichen Schießpulver in
den Häusern um sich beim Angriff der
Osmanen selbst in die Luft zu sprengen. Vorher wurden noch
alle osmanischen Gefangenen in der Stadt getötet.
Die
Osmanen hatten durch Deserteure von dem Plan erfahren,
aber ließen die Frauen und Kinder fliehen. Allerdings geriet
die Flucht zu eines Desaster, bei der viele getötet wurden,
weil man statt zu fliehen einige Signale falsch verstanden
hatte und herannahende griechische Verstärkung vermutete,
worauf man selbst die
Osmanen angriff. Tatsächlich aber gab es keine griechische
Verstärkung. Von den 7000 Fliehenden sollen es nur 1000
geschafft haben.
Am Palmsonntag am nächsten Morgen drangen die
Osmanen in die Stadt ein. Viele der Griechen töteten sich
selbst, indem sie sich mit Schießpulver in die Luft sprengten,
anstatt sich zu ergeben, was wiederum zu Verlusten bei den
Osmanen führte.
Für die Griechen war es eine militärische Katastrophe, die
sie allerdings moralisch ausschlachten konnten, so dass in der
Folge die Großmächte Großbritannien, Frankreich und Russland
noch intensiver gegen die
Osmanen zu Felde zogen. Die Osmanen konnten nur vier Jahre
in Missolonghi bleiben und mussten sich danach zurückziehen.
Victor Hugos Gedicht „Les Têtes du sérail“ aus seinen Les
Orientales (1829) feiert die griechischen Helden der
Belagerung. Missolonghi gilt im modernen Griechenland aufgrund
seiner Rolle und seines Opfers im griechischen
Unabhängigkeitskrieg als „heilige Stadt“.
Im
Militärmuseum Istanbul (Askerî Müze) ist ein Gemälde aus
der Schule von
Hasan Riza mit dem Titel "Missolonghi" ausgestellt, in der die
dritte Belagerung thematisiert wird (siehe Foto).