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Der Mevlevi-Orden ist ein
Orden [tariqa]
von
Sufis, die ihre Entstehung auf
Dschalaleddin Rumi, auch bekannt als Mevlana, zurück
führen.
Die Anhänger des Mevlevi-Ordens werden aufgrund ihres
bekanntesten Ritus auch als
Tanzende Derwische bezeichnet. Heute gilt die Stadt
Konya
als der Ursprungsort Mevlevi-Ordens. Davon zeugen auch einige Gräber hochrangiger
Angehöriger des Ordens.
Das Oberhaupt des Mevlevi-Ordens wird Maqam Tschelebi (Çelebi)
genannt. Ihm zur Seite stehen die
Scheichs des
Ordens
[tariqa]. Einer dieser
Scheichs ist das Lehroberhaupt, der sogenannte Sertarik.
Überall in der Welt gibt es so genannte Mevlana
Kultur-Zentren, wie z.B. in Silivrikapi in
Istanbul (siehe Foto unten).
Es ist nicht bekannt, ob
Dschalaleddin Rumi selbst ein Interesse daran gehabt hat,
eine große Anzahl an
Derwischen zu leiten oder einen
Orden
zu gründen. Der Mevlevi-Orden
wurde erst unter seinen Sohn
Sultan Walad begründet, wenn es auch auf
Rumi zurückführbar ist. Sein Sohn hatte zunächst die
Leitung an Husamaddin Çelebi (auch Tschelebi) übergegeben, den
er für geeigneter erachtete, den Orden zu führen. Während
seiner elfjährigen Amtszeit ließ Husamaddin die bis heute
erhaltene Grüne Kuppel bauen, unter der sich die Grabstätte
Rumis befindet. Nach dem Ableben von Husamaddin im Jahr
1284 n.Chr. trat
Sultan Walad, damals 58 Jahre alt, an seine
Stelle. Damit begann eine 28-jährige Blütezeit, die zu einem
raschen Anwachsen der Anhängerzahl führte. In dieser Zeit
wurden die Beziehungen zu den herrschenden
Seldschuken verbessert und der
Sema der
Tanzenden Derwische als Bestandteil der Riten des Ordens
integriert. Beim Ableben Sultan Walads (1312 n.Chr.), war der
Mevlevi-Orden in seinen Grundzügen fest etabliert.
Die Bezeichnung "Mevlevi" stammt von Rumi selbst, der gesagt
haben soll: "Biz Mevleviyiz" ("Wir gehören zu "Maula").
Während seine heutigen Anhänger die Bezeichnung "Maula" auf
ALLAH
beziehen, ist zu berücksichtigen, dass es ein Derivat von
Wali
(Schutzfreund) ist und angesichts
Rumis Herkunft auch in diesem Sinn gedeutet werden kann.
Gemeinsame Lesungen in
Rumis "Mesnevi" gehörten zu den Veranstaltungen der ersten
Zeit.
Erst im Laufe der folgenden Jahrzehnte gewann die
Bezeichnung Mevlevi eine größere Bedeutung und wurde zur Zeit
von Rumis Sohn
Sultan Walad zur Bezeichnung für des
Ordens
[tariqa]. Zu der Zeit von Schamsuddin Amir Alim (gest. 1395
n.Chr.), dem Sohn und Nachfolger von Ulu Arif Çelebi, hat sich
der Mevlevi-Orden schon über die Grenzen
Anatoliens hinaus verbreitet. Sein Nachfolger wurde sein
Sohn Ulu Arif Dschelebi (gest.1320 n.Chr.)
Nachfolgende Ordensleiter wie Schamsaddin Abid (gest.
1338), Husamaddin Wadschid (gest. 1342) Amir Adil Tschelebi (Çelebi)
(gest. 1368), Amir Alim Tschelebi II. (Çelebi II.) (gest.
1395) und Tschelebi (Çelebi) (gest. 1421), überstanden die
politischen Wirren der Zeit, konnten aber den Wirkungskreis
des Ordens nicht bedeutsam ausweiten.
Als Pir Adil Tschelebi (Çelebi), der Sohn des Amir Alim, im
Jahr 1421 n.Chr.
Scheich beschloss er eine Umstrukturierung des Pfades,
wobei man jedoch den ursprünglichen Stil des Sema (des
Wirbeltanzes), der praktisch seit der Zeit Sultan Walads fast
unangetastet geblieben war, beibehielt. Sein Sohn und
Nachfolger Çamaluddin Tschelebi (Çelebi) erlebte die Einnahme
Konyas
durch die
Osmanen (1467 n.Chr.). Gleichzeitig führten Anstrengungen
eines Nachfahren Rumis mütterlicherseits, Divana Mehmed
Tschelebi (Çelebi), und seines Schülers Şahidi Dede (gest.
1550) im Gebiet der Ägäis zur Ausweitung der Anhängerschaft
bis hin nach
Istanbul. In vielen Städten der
Osmanen wurden neue Mevlevi-Zentren gegründet. Von Vorteil
erwies sich, dass
Bayezit I., der durch die Mutter Davlat Hatun ein
Nachkomme
Rumis war, den Orden unterstützte. Die Tatsache, dass
Mehmed I., der Sohn von
Bayezit I., anstelle des üblichen Titels "Sultan" den
Titel Tschelebi (Çelebi) annahm, der damals vor allem in
Verbindung mit den Nachkommen Rumis gebracht wurde, zeigt
seine Verbundenheit zu den Mevlevi.
Spätere Sultane der
Osmanen förderten den Orden finanziell, so dass
insbesondere unter der Leitung von Husrav Tschelebi (Çelebi)
(gest. 1561), Faruk Tschelebi (Çelebi) (gest. 1591) und Bostan
Tschelebi (Çelebi) I., diese Unterstützung zur Verbreitung und
Stärkung des Ordens führte.
Erst zur Regierungszeit von
Murat IV.,
als Bostans Nachfolger Abu Bakir Tschelebi (Çelebi) den Orden
leitete, verlor der Orden die Unterstützung durch die
Osmanen, da
Murat IV.
keine wohlwollende Einstellung zu
Mystikern
hatte. Erst eine angebliche eigene
mystische
Erfahrung soll
Murat IV.
von seiner abgeneigten Haltung abgebracht haben.
In der Stagnationsphase des Ordens wurde er gleitet von
Arif Tschelebi (Çelebi) (gest. 1642) Hussein Tschelebi (Çelebi)
(gest. 1666) und Abdulhalim Tschelebi (Çelebi) (gest. 1679).
Letzterem folgte sein Sohn Kara Bostan Tschelebi (Çelebi).
Während des 1.Weltkriegs war der damals recht bekannte
Dichter Izbudak, mit bürgerlichem Namen Walad Tschelebi (Çelebi),
der erste Scheich des Mevlevi-Ordens. Er wurde während des
Krieges von seinem Posten enthoben und durch seinen Vorgänger
im Amt, den früheren Scheich Abdulhalim Tschelebi (Çelebi),
ersetzt, der nun gleichzeitig auch Mitglied des Parlaments
war, wo er im Otoman Machis-i Mabusan (gesetzgebende
Generalversammlung) die Stadt
Konya
repräsentierte.
Abdulhalim Tschelebi (Çelebi) blieb ein Jahr im Amt, wurde
aber dann von Amil Tschelebi (Çelebi) abgelöst. Er starb nicht
einmal ein Jahr später, sodass Abdulhalim Tschelebi (Çelebi)
zum dritten und letzten Mal das Amt des
Scheichs annahm. Abduhalims dritte Amtsperiode währte von
1920–1925, wobei er im türkischen Parlament zunächst die Stadt
Konya
vertrat und anschließend zum zweiten Präsidenten der
Generalversammlung gewählt wurde.
Als am 2.9.1925
Mustafa Kemal Atatürk sämtliche religiösen Aktivitäten
durch Beschluss der großen Türkischen Nationalversammlung
(Türk Büyük Milli Meclisi) verbieten lässt, waren davon auch
die Rituale der Mevlevi-Derwische betroffen.
Atatürk ordnete an, die Ordensräume in
Konya
zu restaurieren und als Museum der Öffentlichkeit zugänglich
zu machen. Abdulhalim Tschelebi (Çelebi) starb sechs Wochen
nach dem Parlamentsbeschluss am 12.10.1925. Walad Dschelbi
übernahm ein zweites Mal für kurze Zeit die Leitung. Ihm
folgte ebenfalls kurzzeitig Amil Tschelebi (Çelebi). Aus
politischen Gründen war es aber nicht weiter möglich, die
Leitung des Ordens aufrecht zu erhalten. Daher ging die
Familie Tschelebi (Çelebi) mit vielen treuen Anhängern nach
Aleppo,
das damals unter französischem Protektorat stand. Ab 1944
wurde auch in
Syrien
die weitere Tätigkeit untersagt und somit waren auch in
Syrien keine traditionelle Ausbildung und Organisation mehr
möglich.
1952 erlaubte die türkische Regierung wieder erstmals
anlässlich des Todestages von
Dschalaleddin Rumi, ein Sema-Ritual (siehe
Tanzende Derwische) zu veranstalten. Der Erfolg innerhalb
der Bevölkerung führte dazu, jedes Jahr ein Festival
anlässlich des Todestages von Hz. Mevlana zu veranstalten.
Alljährlich kommen nun Besucher aus aller Welt in den Tagen um
den 17. Dezember in Konya zusammen, um gemeinsam mit den
Derwischen das Fest "Schab-i-Arus" (Nacht der Vereinigung bzw.
Hochzeitsnacht) zu feiern. Zuerst fanden die Veranstaltungen in
einer Sporthalle statt, später wurde dafür eigens eine Halle
errichtet.
Inzwischen hat sich der Orden - auch bei der Praktizierung
seiner Riten - Nichtmuslimen geöffnet. Die Häuser des Ordens
werden
Mevlevihane genannt.
Ab 1996 hat Faruk Hemdem Tschelebi (Çelebi) (Sohn von
Celaleddin Tschelebi (Çelebi) Efendi) als neuer Leiter den
Aufbau der "Internationalen Mevlana Stiftung" vorangetrieben.
