.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Marzbanname ist eine Sammlung von Geschichten und Legenden aus
dem alten
Iran.
Es wurde wahrscheinlich im Original in einem heute nicht mehr
vorhandenen
Persischen Dialekt namens "Tabari" geschrieben. Oft werden
Saaduddin
Saiduddin Warawini und
Muhammad ibn Ghazi Malatyavi als Autoren angegeben, aber
sie haben es wohl lediglich ins neue
Persische übertragen. Obwohl die vermittelten Werte
zumeist
islamischer Natur sind, wird die Herkunft auf die
Vorislamische Zeit unter der Sassaniden angenommen.
Warawini gibt die Ursprünge der Geschichten auf das 10.
Jh. n.Chr. an, aber neue wissenschaftliche Untersuchungen
gehen von einem früheren Ursprung aus.
Eine beispielhafte Geschichte handelt von der Höflichkeit
beim Bitten:
Erzählung von der Magd und der Sauerspeise
Einen Herrn erfasste Verlangen nach Sauerspeise. Er sagte
zur Magd: "Verlange vom Nachbarn Sauerspeise!" Die Magd
ging in das Haus des Nachbarn und sagte: "Mein Herr
befiehlt: Fülle diese irdene Schüssel [mit] Sauerspeise!"
Der Nachbar sagte: "Es ist keine übrig geblieben." Die
Magd kam mit leeren Händen zurück. Der Herr fragte: "Mit
welchen Ausdrücken hast du das Verlangen nach dem Gewünschten
ausgesprochen?" Die Magd gab Bericht. Der Herr sagte:
"Wenn immer die Darstellung des Verlangens des Schmuckes der
Schmeichelei bar ist und von der Hilfe des Schmeichelns fern,
kommt seine Durchführung nicht an die Grenze(n) der
Möglichkeit, und die irdene Schüssel kehrt (leer) wie das Herz
der Mutter des Moses zurück. Geh an die Tür jenes anderen
Nachbarn und schlage den Türring sanft! Und wenn er sich
meldet, gib mit voller Ehrerbietung Antwort! Und wenn du in
das Haus trittst, erfülle die Bedingungen der Begrüßung und
Unterwürfigkeit und des Dienstes und der Demut! Und
rückhaltlos zeige große Freude! Und küsse das Haupt der
Hausfrau! Und setze dich einen Augenblick! Und von dir äußere
ungemeine Übereinstimmung und vollkommene Zuneigung! Und nach
dem Lob der Liebenswürdigkeit und der Erheiterung sage ihr:
"Deine Keuschheit ist allgemein bekannt und die Ordnung deines
Hauses berühmt und die Köstlichkeit deiner Sauerspeise
bekannt. Hat etwa mein Herr, dein Diener, von eurer
Sauerspeise genossen? Immer versenkt er sich in deren
Lobpreisungen und in ihrer Beschreibung schlägt er die
höchsten Töne an." Und dann brich davon ab und verschämt
und schamhaft sage: "Das Vergnügen an jener Sauerspeise hat
das Verlangen nach ein wenig aufgestachelt. Wenngleich das
Langweilen und die Belästigung die Grenze überschritt, hat er
doch das Verfahren [deines] Hausfrauentums und das Lob deiner
Sauerspeise meiner Hausfrau gegenüber besprochen. Er möchte
den Beweis seiner Rede durch deine Sauerspeise führen. Wenn du
ein wenig (zu spenden) geruhst, wird dieses Geschenk zur
übrigen Großherzigkeit hinzugefügt." Und wenn sie die
Weisung gibt, geh mit der Magd in die Vorratskamrner und halte
sie mit verschiedenem Geplauder beschenkt! Und preise ihre
Anmut und Schönheit und Koketterie und (ihren) Liebreiz! Und
sage ihr: "Das Auge Gottes über dich! Du bist durch die
Reinheit der Eigenschaften berühmt und ob der Gefälligkeit der
Sitten gepriesen. Wenn dein Herr gesunden Sinn und demütige
Naturanlagen hätte, hättest du das Anrecht auf die
Hausfrauenwürde und wärst des Ranges der Herrin würdig. Und
wenn es auch nicht leicht erreichbar ist, wirst du doch bei
dieser Anmut und Schönheit, die du hast, zu diesem Range
gelangen." Die Magd tat so. Jene andere Magd brachte nebst
der Sauerspeise ein Stück weißes Brot und sagte: "Wann immer
Sauerspeise nötig ist, sag (es) mir ohne Benachrichtigung der
Herrin, dass ich es durchführe!" Die Magd ging mit Brot und
Sauerspeise in den Dienst des Herrn. (Marzbanname Seite 11
ff.)