Nazim Hikmet
Nazim Hikmet

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20.11.1901 oder 15.1.1902 - 3.6.1963

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Nazim Hikmet (Ran) war ein berühmter türkischer Dichter und Dramatiker, der als Begründer der modernen türkischen Lyrik gilt.

Er wurde 1901 oder 1902 in Thessaloniki als Sohn eines Beamten des Außenministeriums Hikmet Bey und dessen Ehefrau Ayşe Celile Hanım geboren. Nazims Vater gehörte dem Mevlevi-Orden an.

Er wuchs vor allem bei seinem Großvater in Aleppo und später Diyarbakır auf. Er schrieb mit 11 Jahren sein erstes Gedicht (Schrei der Heimat).

Die Vorfahren sollen zum Teil polnischer und deutscher Abstammung gewesen sein. Ein Urgroßvater mütterlicherseits war der als Karl Friedrich Detroit geborene spätere Mehmet Ali Pascha.

Am 2. September 1915 ging Hikmet nach Istanbul auf die Marinehochschule Heybeli, die 1917–18 von dem deutschen Kapitänleutnant Kurt Böcking befehligt wurde. Die Oktoberrevolution in Russland beeindruckte Hikmet sehr. 1918 ließen sich seine Eltern scheiden. Im folgenden Jahr widersetzte er sich den Offizieren, die sich den Besatzungstruppen ergeben hatten; er wurde wegen Anstachelung zum Aufruhr entlassen und nahm in der Folge an Veranstaltungen der Befreiungsbewegung teil.

1921 floh er aus dem besetzten Istanbul und bereiste mit seinem Freund Vala Nurettin Anatolien um sich der Befreiungsbewegung anzuschließen. Der Kontakt zum „einfachen Volk“ stärkte sein Interesse an sozialistischen Organisationen. Im gleichen Jahr wurden sie als Lehrer nach Bolu gesandt. Ende des Jahres reisten beide illegal in die junge Sowjetunion, wo sie die Hungersnot in den ländlichen Gebieten Südrusslands erlebten. In Moskau studierte Hikmet Soziologie und Kunstgeschichte an der Kommunistischen Universität der Werktätigen des Ostens und hatte Kontakte zu den sowjetischen Futuristen, die Hikmets Dichtung beeinflussten. Ab 1924 war er Mitglied der illegalen Kommunistischen Partei der Türkei (TKP). Für seine politischen Überzeugungen und die Mitarbeit in der Zeitschrift Aydınlık wurde er nach der Rückkehr in die Türkei verfolgt. 1925 floh er erneut nach Moskau; beim Versuch, zurückzukehren wurde er 1928 verhaftet und muste eine Gefängnisstrafe von acht Monaten absitzen. Seine russische Geliebte Lena konnte ihm nicht in die Türkei folgen und starb kurz darauf. Ab 1929 hatte Hikmet erste Erfolge als Autor trotz staatlicher Repressionen. In der Folge wurden seine Schriften immer wieder zensiert und er selbst inhaftiert. 1933 bis 1935 war er erneut in Haft in Bursa, dort entstand Das Epos von Scheich Bedreddin. 1936 heiratete er Piraye.

Im Jahr 1938 wurde er von einem Kriegsgericht zu 28 Jahren Haft verurteilt und ein Publikationsverbot wurde über ihn verhängt. In der Haft war er ungebrochen produktiv und übersetzte unter anderem Krieg und Frieden von Lew Tolstoi. Mitte der 1940er Jahre verliebte er sich in Münevver und schrieb Liebesgedichte und -briefe an sie. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich Ende der 1940er Jahre dramatisch.

1950 wurde Hikmet nach einem Hungerstreik und internationalen Protesten in einer Generalamnestie begnadigt. Er begann zur Sicherung des Lebensunterhaltes Drehbücher zu schreiben. Er heiratete Münevver; Anfang des Jahres 1951 wurde der gemeinsame Sohn Mehmet geboren. Nazım Hikmet musste 1951 erneut – und diesmal endgültig – nach Moskau fliehen, nachdem ihm als 49-jähriger die Einberufung zum Wehrdienst zugestellt wurde. Im gleichen Jahr ließ er sich scheiden. Im selben Jahr wurde er von der Türkei ausgebürgert. In Moskau gehörte er zur intellektuellen Prominenz und er bereiste in den kommenden Jahren vor allem den Ostblock. 1959 heiratete er Wera Tuljakowa. Münevver und Mehmet sah er nur kurz 1961 bei einem Besuch in Warschau. Am 3. Juni 1963 starb er in Moskau an einem Herzinfarkt, wo er auch auf dem Nowodewitschi-Friedhof begraben ist. Er hinterließ ein sehr umfangreiches Werk. Teilweise hatte er diese unter den Pseudonymen Orhan Selim, Ahmet Oğuz, Mümtaz Osman und Ercüment Er zuvor veröffentlicht.

Bis 1965 bestand das strikte Publikationsverbot in der Türkei weiter. Am 6. Januar 2009 erhielt der zu Lebzeiten ausgebürgerte Dichter posthum die türkische Staatsbürgerschaft zurück indem das 46 Jahre zurückliegende Ausbürgerungsurteil als unrechtmäßig rückgängig gemacht wurde.

Während in der DDR bereits 1959 ein erster Gedichtband Hikmets in deutscher Übersetzung erschien, war er in Westdeutschland bis Ende der 1970er Jahre nur durch drei Gedichte bekannt, die Hans Magnus Enzensberger 1960 in sein Museum der modernen Poesie aufgenommen hatte. Elf weitere Gedichte waren 1971 in Yüksel Pazarkayas Sammlung Moderne türkische Lyrik erschienen. Im Jahr 2016 widmete ihm die türkische Post eine Gedenkbriefmarke.

Zeit seines Lebens war er stets kritisch eingestellt gegenüber der Sicht der Westlichen Welt auf den Orient. Bereits in jungen Jahren hatte er So 1925 zu Pierre Lotis Schilderungen geschrieben: „Das ist der Orient, wie ihn der französische Dichter sah! Das ist der Orient der Bücher, von denen pro Minute eine Million gedruckt werden! Doch es gab weder gestern, noch gibt es heute so einen Orient und es wird ihn auch morgen nicht geben!“

In der Alay Villa (Alay Köşkü) ist eine Büste für Nazim Hikmet aufgestellt. Das Nazim Hikmet Kulturzentrum versucht sein ideelles Erbe zu bewahren.

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