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Die Hagia Sophia (aus dem Griechischen Αγια Σοφια
- türkisch: Aya Sofya "heilige Weisheit")
oder Sophienkirche, war zeitweilig größtenteils ein Museum: Ayasofya Camii
Müzesi. Im Jahr 2020 wurde es umgewidmet in eine
Moschee.
Die große Kathedrale wurde im
byzantinischen Konstantinopel (heute
Istanbul) gebaut und war die
Hauptkirche des byzantinischen Reiches. Nach
der Eroberung der Stadt durch die
Osmanen wurde sie
umgebaut und zunächst zur Hauptmoschee erklärt. Dieser Umbau ist aus einer
religiös-islamischen Betrachtung heraus nicht unproblematisch
zumal ein
Ritualgebet auf
dem Grundstück eines Besitzers, der nicht damit einverstanden
ist, dass auf seinem Grundstück gebetet wird, ungültig
ist. Es waren aber nicht religiöse sondern machtpolitische
Bestrebungen der
Osmanen, die
zu dem Umbau führten.
Der Bau der Hagia Sophia war von hoher
Bedeutung für das frühe orthodoxe
Christentum und
Byzanz
und gilt als erstes Beispiel einer spezifisch byzantinischen
Architektur, die teilweise von den
Osmanen
übernommen wurde. Die Hagia Sophia war Jahrhunderte lang die
größte Kirche der Welt und später Vorbild vieler Moscheen im
Osmanischen Reich, wie z.B. der unmittelbar gegenüber
liegenden blauen Moschee.
Unter Kaiser Konstantin I., um 325 n.Chr., wurde mit dem Bau der ersten
Vorgängerkirche begonnen. Vollendet wurde sie unter Konstantius II. Sie brannte
im Juni 404 bei einem Aufstand nieder. Am gleichen Ort wurde sie in 532 von
Theodosius II. wieder aufgebaut. Kurz nach Beginn der Herrschaft von
Kaiser Justinian I., während des so genannten Nika-Aufstandes wurde sie
erneut niedergebrannt und anschließend auf seine Anweisung hin wieder neu
aufgebaut.
Bereits wenige Wochen nach der letzten Zerstörung begann der Aufbau
einer neuen, weitaus größeren Kirche, deren Form gemäß der Legende
Justinian im Traum offenbart worden sein soll. Er wollte eine Kirche
stiften, "die seit Adam nicht existierte und auch nicht mehr existieren
würde". Zehntausende Arbeiter standen unter Befehl des Architekten Anthemius von Tralles und des Mathematikers Isidorus von Milet. Innerhalb
von nur fünf Jahren wurde sie fertig gestellt und am 26. Dezember 537
geweiht. Der Legende nach drückte der Kaiser bei der Einweihung seine Erregung
äußerst ungewöhnlich aus. Er soll mit seinem durch Pferde gezogenen
Triumphwagen hinein gefahren sein, Gott gedankt haben und in Anspielung auf den
zerstörten Tempel in
Jerusalem laut gerufen haben:
"Salomo, ich habe Dich
übertroffen!" Ähnliche Legenden gibt es allerdings für viele
Kirchenweihungen, so dass die Glaubwürdigkeit nicht gesichert ist.
Am 7. Mai 558 stürzte die für die damalige Baukunst sensationell flache Kuppel bei einem Erdbeben
ein, wurde aber in den folgenden Jahren in ihrer heutigen Form wieder
hergestellt. In 989 und 1346 zerbrach sie erneut teilweise und wurde
wieder aufgebaut. Stützende Zusatzmauern wurden aus statischen Gründen
außen an der Kirche angebracht, behindern aber den ungetrübten Blick auf
den Bau. Wegen ihrer immensen, nahezu schwerelos über dem freien Hauptraum
schwebenden Kuppel galt sie in der Spätantike als achtes Weltwunder.
Während der Besetzung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer in den
Jahren 1204 bis 1261 diente die Hagia Sophia venezianischen Geistlichen für einen kurzen Zeitraum
als römisch-katholische Kirche, sonst war sie dem orthodoxen Ritus geweiht.
Als am 29. Mai 1453 die Osmanen unter
Fatih
Sultan Mehmed die Stadt einnahmen, soll dieser bereits am Nachmittag des Tages
den ersten moslemischen Gottesdienst in der Kirche abgehalten haben, was
gemäß islamischem Brauch gar nicht zulässig
war. In den
folgenden Jahren wurde die Kirche zur
Moschee umgewandelt, was wiederum
ohne Erlaubnis der Besitzer islamisch nicht zulässig ist. Christliche
Insignien wurden durch moslemische ersetzt, die Ikonen entfernt, die
Mosaiken innerhalb der Kirche wegen eines angeblichen
Bilderverbots unter Putz gelegt, Kreuze gegen den Halbmond
ausgetauscht. An vier Ecken des Gebäudes wurden vier
Minarette errichtet, die der ursprüngliche
Bau nicht hatte.
Das früheste stammt bereits aus der Zeit
Fatih
Sultan Mehmeds. Das
kannelierte Minarett ließ sein Sohn
Bayezit II. errichten, die
übrigen Selim II. im 16. Jahrhundert
n.Chr.. Im Laufe der Zeit wurden weitere muslimische Ergänzungen hinzugefügt.
Die Hagia Sophia
wurde anschließend bis 1932 als
Moschee
genutzt. Auf
Anweisung Atatürks wurde sie in das später bestehende Museum umgewandelt
und die typisch byzantinischen Mosaike mühevoll wieder freigelegt.
Um den Protest
von Muslimen zu mildern, wurden einige Zeit später große, arabisch
beschriftete hölzerne Rundschilder aus dem 19. Jh. n.Chr. mit den Namen
ALLAH,
Prophet Muhammads (s.) und der ersten vier
Kalifen und
Imam Hasan (a.) und
Imam Husain (a.) im Gebäude angebracht.
Sie stammen aus der Zeit von 1847 bis 1849, als die Schweizer Architekten
Gaspare und Giuseppe Fossati von
Sultan
Abdülmecit I. mit einer gründlichen Restaurierung des damals noch als
Moschee
genutzten Gebäudes beauftragt wurden.
Die Mischung aus
byzantinischem
Original und
muslimischen Hinzufügungen zeugt für den unklaren Charakter des
heutigen Bauwerks. In einer kleinen Seitenhalle wurde
später eine nur von außen, nicht aber von der Haupthalle aus zugängliche
Moschee errichtet
(Bild links: Zugang zur Seitenhalle 2006). Sie wurde 2020 geschlossen, als
der Hauptsaal wieder in eine
Moschee
umgewandelt worden ist.
Vor dem Eingang in die Kirche sind noch einige Fundamente des Baus aus
dem 5. Jahrhundert und des Glockenturms des Lateinischen Reiches (13.
Jahrhundert) zu sehen. Die Grundfläche des Gebäudes bildet ein Rechteck
von etwa 70 x 75 Metern. Die Kirche hatte zwei Vorhallen im Westen, den
Narthex und den äußeren Exonarthex. In diesem sind noch einige
nichtfigürliche Mosaiken aus Justinians Zeit erhalten. Fünf – inzwischen
vermauerte – Tore führten aus dem Atrium in diese Halle, fünf weitere in den Narthex.
Über dem mittleren der Tore
befindet sich ein Mosaik aus
dem 10. Jahrhundert, das die Kaiser Konstantin und Justinian zeigt, die
der thronenden
Maria (a.) mit
Jesus (a.) als
Kind auf dem Arm eine Stadt (Konstantinopel) und
eine Kirche (die Hagia Sophia) darbringen. Das beeindruckendste Mosaik des
Narthex zeigt den Thronenden
Jesus (a.) über dem Kaisertor, dem mittleren
der neun Eingänge in das Hauptschiff (Bild unten von 2006). Dieses war allein dem Herrscher
vorbehalten, sein Türrahmen ist aus Bronze.

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Der Hauptraum (links Ansicht von 2006)
wird durch die rund 56 Meter hohe Kuppel beherrscht. Die
Grundfläche beträgt 7.570 m². Hinzu kommen im Westen und
Osten kleinere Halbkuppeln und weitere muschelförmige
Kuppeln. In den Zwicken sind sechsflügelige Engel
dargestellt. Die Apsis hat Mosaike aus dem 9. Jh.n.Chr. (Bild oben von 2006): Eine thronende
Maria (a.) mit Kind,
rechts davon der Erzengel
Gabriel (a.), links
Michael (a.). Die Hauptkuppel, die
Halbkuppeln, die Gewölbe des Narthex, die Seitenschiffe und die Emporen –
eine Fläche von über 10.000 m² – waren ursprünglich mit goldgrundierten
Mosaiken bedeckt. Im Süden steht die in muslimischer Zeit errichtete
Gebetsnische
[mihrab], im Mittelschiff rechts vor
der Apsis die
Kanzel [mimbar], links die Sultansloge aus dem 18. Jahrhundert, eine
Einrichtung, die jeglichem islamischem Gleichheitsgrundsatz in der
Moschee
widerspricht. An der nordwestlichen Ecke des Hauptsaals befindet sich
die sagenumwobene
Wunschspalte in der Hagia Sophia. |
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Kanzel [mimbar] der Hagia Sophia (2006) |
 Auf den Emporen, die bei den Christen wie den Muslime den Frauen
vorbehalten waren, sind noch Reste der alten Mosaike erkennbar: Auf der
Nordempore das Bild Kaiser Alexanders (912/913), auf der Südgalerie ein
Mosaik mit Kaiserin Zoe und ihrem Gemahl Konstantin IX., daneben ein
Mosaik des Kaisers Johannes II. Komnenos mit Kaiserin Irene und Kronprinz
Alexios, die der Heiligen
Maria (a.) mit Kind Gaben reichen. Das prachtvollste
Mosaik ist ein Andachtsbild, eine Deesis, aus dem 14. Jahrhundert, das
Jesus (a.) mit
Maria (a.) und
Johannes (a.) zeigt. Es ist größtenteils
zerstört, die Gesichter blieben jedoch erhalten. |
Im südlichen Teil des Innenbereichs befindet sich die
Bibliothek des Mahmud I..
Im Hof gibt es zahlreiche archäologische Funde, einen Moscheebrunnen
zur
rituellen Waschung [wudhu], der im Stil des türkischen Rokoko im Jahr
1740 n.Chr. errichtet worden ist, sowie die sogenannten
Hagia
Sophia Mausoleen mit mehreren Sultansschreinen darunter.
Die Pläne dieses bedeutenden Bauwerkes und heutigen
UNESCO-Weltkulturerbes blieben für immer verschollen. Seit hunderten von
Jahren versuchen Fachleute zu ergründen, wie es den Wissenschaftlern und
Künstlern im 6. Jahrhundert gelungen war, eine frei schwebende nahezu 56
Meter hohe Kuppel von 31 Metern Durchmesser auf nur vier Pfeilern zu
errichten. Berücksichtigt man die in der Spätantike verfügbaren
technischen Möglichkeiten, so gilt sie noch heute für viele Fachleute als
eine der kühnsten Konstruktionen von Menschenhand. „Das entscheidende
Erlebnis beim Eintritt durch die Kaiserpforte in den Hauptraum, der sich
sogleich in voller Weite und Höhe bis zum Scheitel der riesigen Kuppel
frei überschaubar darbietet, ist die Unmöglichkeit, ein eindeutiges
Verhältnis zu den Dimensionen und eine gültige Bestimmung der Proportionen
zu finden. Dieses von den Erbauern beabsichtigte Phänomen ergibt sich aus
der räumlichen Struktur, der scheinbaren Schwerelosigkeit der Kuppel, und
der verwirrenden Fülle direkter und indirekter Lichtführung“ schrieb
Marco Polo.
Die Außenfassade wurde im 20. Jahrhundert mehrfach farblich verändert. Ein maßstabsgetreues Miniaturmodell der
Hagia Sophia ist in
Miniatürk ausgestellt.

Grundriss der Hagia Sophia - in der oberen Hälfte (a) der
Empore, in der unteren Hälfte (b) des Erdgeschosses. Quelle: Wilhelm
Lübke, Max Semrau: Grundriss der Kunstgeschichte. Paul Neff Verlag,
Esslingen, 14. Auflage 1908

Längsschnitt der Hagia Sophia. Quelle: Wilhelm Lübke,
Max Semrau: Grundriß der Kunstgeschichte. Paul Neff Verlag, Esslingen, 14.
Auflage 1908.
Mehrmals haben
Muslime
nach der Gründung der Republik versucht den Zustand als
Moschee wieder herzustellen. Alle Versuche diesbezüglich
blieben aber erfolglos. Anlässlich des
Monats Ramadan im Jahr 1437
n.d.H. (Juni 2016) wurden Teile des Gebäudes kurzzeitig
als
Moschee genutzt. Das führte zu Protesten aus Griechenland.
Vor den Lokalwahlen im Jahr 2019 kündigte der amtierende
Staatspräsident Erdoğan die baldige Umwandlung in eine
Moschee an.
Am 29. Mai 2020, dem 567. Jahrestag der Eroberung
Konstantinopels durch
Fatih Sultan Mehmed, wurde in der Hagia Sophia aus dem
Heiligen Quran rezitiert. Weitere Bemühungen der
amtierenden Regierung führten dazu, dass am 10. Juli 2020
gerichtlich entschieden wurde, dass die Kabinettsentscheidung
aus dem Jahr 1934 zur Umwandlung des Bauwerks in ein Museum,
keine rechtliche Grundlage gehabt habe und deshalb nichtig
sei. Die UNESCO warnte die Türkei vor der eigenmächtigen
Umwandlung. Griechenland verurteilte den Entscheid. Die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten von Amerika und
Russland nannten die Entscheidung bedauerlich. Es gab
allerdings auch kritische Stimmen, die sich darüber gewundert
haben, dass
Christen das Gebäude lieber als Museum sehen statt einer
Andachtsstätte für
Gott. Papst Franziskus äußerte sich beim
Sonntagsgebet am 12. Juli 2020 auf dem Petersplatz
dahingehend, dass er „schwer getroffen“ sei, wenn er an
die Heilige Sophia denke.
Am 24. Juli 2020 erfolgte nach vielen Jahrzehnten das erste
Gemeinschaftsritualgebet [salat-ul-dschami] in der Hagia
Sofia unter Teilnahme des türkischen Präsidenten Erdogan. Der Boden ist
vollständig mit Teppichen ausgelegt. Die bildhaften
Fresken an den Wänden sind mit Vorhängen bedeckt. Das Gebäude
wird seither Große Hagia Sofia Moschee (Ayasofya-i Keber Camii)
genannt.
Seither wird das Gebäude als
Moschee genutzt, so dass es, anders als zur Zeit zu einem
Museum umfunktioniert worden war, ohne Eintrittgebühren besichtigt werden konnte.
Diese Praxis wurde 2024 wieder aufgehoben, so dass von
Touristen wiederum Eintrittsgebühren erhoben werden.
Einen ähnlichen geschichtlichen Verlauf bis zur Umwidmung zu einem Museum hatte die
Hagia
Sophia in Trabzon.
Die Hagia Sophia war Motiv für viele Kunstwerke wie z.B. dem
Wedgwoods-Teller mit Hagia Sophia.