Hafs ibn Murah
  Hafs ibn Murah

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Hafs ibn Murah war ein Zeitzeuge des jungen Propheten Muhammad (s.) und einer der Oberhäupter der Quraisch.

Er war wohlhabender, namhafter Mann und besaß ca. hundert Kamele, die er an Handelskarawanen vermietete. In Taif gehörten ihm Ländereien, die reiche Erträge gaben.

Er ist bekannt für ein Ereignis des noch jungen Muhammad (s.). Einstmals, als Prophet Muhammad (s.) noch im Knabenalter war, hatte Hafs ibn Murah seinen jährlichen Beitrag für die Versorgung der Pilger noch nicht geleistet. Jeder, der zu ihm ging und ihn an die Abmachung erinnerte, wurde offenbar von ihm zurückgewiesen.

Abdulmuttalib, der Hauptorganisator der Pilgerversorgung, beauftragte nach mehreren gescheiterten Versuchen mit anderen Botschaftern letztendlich den noch jungen Muhammad (s.) nach Hafs ibn Murah zu sehen und zu erkunden, warum er nicht zahlte.

Einige Zeit später wurde Abdulmuttalib die Nachricht überbracht, dass Muhammad (s.) in Begleitung des Hafs ibn Murah und sechs beladenen Kamelen angekommen sei. Hafs grüßte die Versammelten respektvoll, reichte Abdulmuttalib die Hand und entschuldigte sich dafür, seinen Beitrag erst so spät zu leisten. Er spendete sechs Kamele statt der vereinbarten fünf. In Anwesenheit der drei vorher verjagten namens Hufaid, Na'im und Samil erzählte Hafs ibn Murah dann, was geschehen war (hier in sinngemäßer Übertragung):

„Weißt du, was Hufaid tat, als er zu mir kam? Er trat in mein Haus ein und schrie mich in Gegenwart meiner Frau, meiner Kinder, meiner Gäste und Hausangestellten an, sofort meinen Anteil herzugeben und nicht so säumig zu sein! Als ich ihm erklären wollte, warum ich ihn nicht pünktlich geben könne, hörte er gar nicht zu, sondern schmähte mich vor meinen Angehörigen. Dadurch geriet ich in Zorn und befahl, ihn aus meinem Hause hinauszuwerfen! Es stimmt zwar, dass ich gesagt habe, ihm den Schädel einschlagen zu wollen, wenn er nicht sofort ginge, aber getan habe ich es nicht! Mit dieser Drohung wollte ich ihm nur eine passende Antwort auf sein schäbiges Verhalten geben!

Aber Na'im? Wie ging er gegen mich vor! Hört nur her! Ohne Er-laubnis drang er einfach in mein Haus ein, trat in den Hof hinaus und griff nach meinem Kamel, um es fortzubringen. Ich fragte ihn: „Was tust du da?!“ Er antwortete: „Ich bringe das fort, was der Rafadah-Vereinigung zusteht!“ Darauf ich: „Untersteh dich! Bist du gekommen, um eine Botschaft an mich auszurichten oder um zu stehlen? Wie benimmst du dich nur! Hat Abdulmuttalib dich angewiesen, in dieser Weise gegen mich vorzugehen? Bist du nicht ganz gescheit? Ist dir nicht klar, dass ich Herr in diesem Hause bin? Warum redest du mit mir nicht so, wie es sich gehört? Warum willst du das, was mir gehört, ohne Erlaubnis fortschleppen?“ Er gab mir irgendeine absurde Antwort und ich packte ihn demzufolge beim Ohr und warf ihn hinaus. Dann sagte ich noch: „So! Und dieses will ich dir auch noch sagen: Nicht eine Münze werde ich hergeben! Und dem, der dich geschickt hat, richte aus, dass von mir nichts zu erwarten ist!“

Ja, und dann kam noch Sami. Immerhin verhielt er sich ein bisschen besser als die beiden anderen. Aber auch er hat mich nicht gefragt, warum ich meinen Beitrag noch nicht gegeben habe und auch er war unhöflich und fing gleich an, mir Vorwürfe zu machen. Ich wollte ihm den Grund für die Verspätung erklären, doch er wollte ihn gar nicht wissen. Er redete, wenn ich etwas sagen wollte, ununterbrochen dazwischen und ließ mich nicht zu Worte kommen. Schließlich sagte ich ihm: „Weißt du was? Verschwinde, bevor ich dir etwas sage, was du nicht gerne hörst! Ich werde erst dann richtig antworten, wenn jemand kommt, der richtig mit mir spricht!“

Die drei haben mich rasend gemacht! Ich war drauf und dran, zu dir zu kommen und dich zu bitten meinen Namen aus der Liste zu streichen. Wenn Ansehen und Ehre von einer derartigen Behandlung abhängig sind, so lege ich keinen Wert darauf!

Doch nun zu Muhammad. Bis zum heutigen Tag, da dieser Sohn Abdullahs zu mir kam, kannte ich ihn nicht. Er stand plötzlich draußen vor der Tür meines Hauses und rief “Salam“ zu uns herein. Dann bat er, eintreten zu dürfen. Ich fragte: „Wer bist du?“ Er antwortete: „Ein Gast.“ – „Ich heiße meinen Gast willkommen!“, erwiderte ich. Lächelnd trat er ein und begann höflich mit seiner Rede. Er sprach: „Ich habe eine Botschaft, die ich aber nur Hafs wissen lassen darf!“ Da ich Gäste im Hause hatte, bat ich sie, mich mit dem Knaben einen Moment lang allein zu lassen. Als sie hinausgegangen waren, fuhr er fort: „Abdulmuttalib schickt mich. Ich bringe dir seinen Friedensgruß und den der anderen Freunde. Sie möchten dich daran erinnern, dass die Hadsch-Zeit bevorsteht. Die Ausgaben sind groß, doch die vorhandenen Mittel nur gering. Sie bitten dich, wenn es dir recht ist, deinen Anteil dazu beizutragen oder aber, so du verhindert bist, es zu sagen.“

Ich entgegnete: „Verhindert bin ich nun gerade nicht. Doch du..., sag mir, wer du bist?“ Er: „Ich bin der Sohn Abdullahs.“ Ich:“ Abdullah habe ich in guter Erinnerung, ich schätzte ihn sehr! Welch guten Vater hattest du doch! Und wie edel ist dein Großvater! Dazu..., welch gutes Kind bist du! Mein Anteil ist bereit, dass ich ihn übergebe. Nimm ihn und bring ihn den Freunden, damit sie mit ihm wirtschaften. Dass ich ihn bis heute nicht gab, hatte folgenden Grund...“

Er hörte meiner Rede geduldig zu, unterbrach mich nicht und sagte, als ich geendet hatte: „Damit wäre ja eigentlich alles in Ordnung. Aber die Angelegenheit käme besser ins Reine, wenn du mir eine Bitte gewährst.“ „Was kann ich tun?“, fragte ich. Er: „Wie gut wäre es, wenn du selbst mit mir kämest und Abdulmuttalib und die anderen Freunde aufsuchtest.“ Ich: „Ja, gibt es doch noch ein anderes Problem?“ Er: „Nein, aber es sind einige unter ihnen, die ein falsches Bild von dir bekommen haben und dich für eigensinnig und unzuverlässig halten. Wenn ich nur deinen Anteil bringe, so ist zwar dein Soll beglichen. Doch der negative Eindruck, den einige gewon-nen haben, ist damit nicht beseitigt. Kommst du aber mit und erklärst den Grund der Verspätung, so wird niemand mehr derartiges über dich denken oder sagen können, womit dein Ansehen wieder hergestellt ist.“

Dieser Vorschlag war gut. Ich selbst wäre nie auf den Gedanken gekommen. Darum sagte ich: „Du bist ein kluger Junge! Gut, ich komme mit dir!“ Unterwegs rühmte ich im Stillen seine Verständigkeit und edle Gesinnung. Wisset auch ihr den Wert dieses Knaben zu schätzen. Sein Verhalten erinnert an das der großen Propheten! Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich machen kann. Seht nur, er ist gegangen, hat sich verabschiedet, als er hörte, dass ich euch ein paar Dinge sagten wollte. Warum ging er wohl?

Er ging, bevor ich anfing, es euch zu erzählen, damit ihr nicht beschämt vor ihm dazustehen braucht. Wirklich, das ist wahrer Edelsinn! Abdulmuttalib, er ist wahrhaftig ein geeigneter Botschaftsträger!“

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