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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Gundischapur ist eine ehemalige Stadt, die im nördlichen
Bereich der heutigen iranischen Provinz Chuzistan, ca. 10 km
süd-östlich von Dezful unweit des Flusses Karun liegt. Sie war
eine der wichtigsten, vielleicht sogar die zweitgrößte Stadt
des Sassanidenreiches und Sitz der
Akademie von Gundischapur.
Die Stadt wurde von Schapur
I. nach der Eroberung der römischen Metropole Antiochia am
Orontes gegründet und auch Antiochia Schapurs genannt, wobei
es Anzeichen gibt, dass es sich nicht um eine völlige
Neugründung, sondern um die Umbenennung einer älteren Stadt
handelt. In der Stadt wurden viele Deportierte aus Antiochia
angesiedelt. Die Stadt soll, vor allem unter Schapur I., als
sassanidische Winterresidenz gedient haben. In Gundischapur
ist vermutlich auch der gefangene römische Kaiser Valerian
verstorben.
Gundischapur war Schauplatz zahlreicher christlicher und
manichäischer Martyrien. Hier starben Mani und der christliche
Katholikos Simon bar Sabbae. Die Stadt war Sitz eines
christlichen Metropoliten, 484 n.Chr. wurde hier auf der
Synode von Beth-Lapat die Lehre des Nestorios als verbindlich
für die Christen im persischen Reich festgelegt. Die Stadt
bestand noch bis in die islamische Zeit, verlor aber an
Bedeutung. Der letzte Bischof ist 1318 n.Chr. bezeugt.
Die Stadt war bisher nicht das Ziel größerer Ausgrabungen.
1963 wurde der Ort kurz bei einem Survey untersucht, der
immerhin eine grobe Vorstellung vom einstigen Aussehen der
Stadt lieferte. Die Ruinen verteilen sich auf eine Fläche von
ca. 3 x 2 km. Die Straßen der Stadt sind nach einem
schachbrettartigem Muster ausgelegt, was auf eine griechische
Gründung deuten mag, vielleicht das Werk der aus Antiochia
stammenden Einwohner der Stadt. Dies korrespondiert mit der
Beschreibung arabischer Geographen wie Hamzah al-Isfahani und
Yaqut, die berichten, dass die Stadt in ihrer Länge und Breite
von jeweils acht Straßen, die sich im rechten Winkel trafen,
durchkreuzt wurde.