.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Ziya Gökalp
(Geburtsname Mehmed Ziya, ab 1911 unter dem
Schriftstellernamen Ziya Gökalp bekannt) war ein
türkischer Denker, politischer Publizist, Essayist,
Intellektueller und Mitbegründer der Soziologie im
Osmanischen Reich und in der modernen
Türkei. Die Umsetzung der Idee eines säkularen Staates in
der
Türkei wird großteils auf seine Ideen zurückgeführt.
Gökalp ist am 23.3.1875 oder 1876 in Diyarbakir geboren,
sein Vater war Journalist in der Stadt. Während seiner
schulischen Laufbahn an einer modernen Hochschule lernte er
Französisch und moderne Wissenschaften. Nach dem Tod seines
Vaters lehrte ihn sein Onkel
Persisch und
Arabisch sowie Werke klassischer islamischer Lehre. 1895
ging er nach
Istanbul. Der Widerspruch zwischen Ideal und Realität des
Islam
in der
Türkei und der für ihn unüberwindlich erscheinende
Widerspruch zwischen real existierendem
Glaube,
Mystik
[tasawwuf] und moderner Wissenschaft sowie die Ablehnung seiner Pläne von einer
höheren Ausbildung in
Istanbul durch seinen Onkel hatte ihn
zuvor zu einem Selbstmordversuch getrieben, von dem er durch
seinen Freund Dr. Abdullah Cevdet abgehalten worden war.
In
Istanbul besuchte Gökalp die Veterinärsschule und lernte
so seine späteren Genossen Ibrahim Temo und Ishak Sukuti
kennen. Seine revolutionäre Lebensphase begann
durch sein Studium und durch seinen Beitritt zur damals noch
geheimen Organisation der Einheit und des Fortschritts (İttihad
ve Terakki). 1897 wurde er deshalb verhaftet und zu einem Jahr
Gefängnis verurteilt und anschließend nach Diyarbakır in die
Verbannung geschickt. Nach der Machtergreifung der Jungtürken
im Jahre 1908 wurde er einer der bekanntesten
osmanischen Schreiber.
1909 wurde er in Selanik (heutiges Saloniki) in das
Zentralkomitee der İttihad ve Terakki gewählt. Er brachte mit
einer Gruppe von jungen Schreibern die Periodika Genç Kalemler
(Junge Stifte bzw. Junge Schreiber) und Yeni Felsefe Mecmuası
(Die Zeitschrift der neuen Philosophie) heraus, die an der Entwicklung einer Ideologie interessiert war, die eine soziale
Veränderung anstrebte, die das Ziel der konstitutionellen
Revolution von 1908 war. Diese Gruppe führte zum Erscheinen
zweier Tendenzen: einer materialistischen und sozialistischen
und einer ideologischen und nationalistischen, wobei Gökalp
der führende Name der letzteren Tendenz wurde, die erstere
Tendenz verschwand bald.
Von 1912 bis 1919 lebte Gökalp in
Istanbul. 1912 wurde er
zum ersten Professor der Soziologie an der Universität
Istanbul benannt. In dieser Zeit machte er die Bekanntschaft
mit ausgewiesenen Intellektuellen aus Kasan, von der Krim und
aus Aserbaidschan, was seinem Nationalismus einen pantürkistischen Anstrich verlieh.
Gökalp blieb aber in erster Linie der nationalistische
Ideologe der Türken im
Osmanischen Reich. Der türkische Nationalismus, den er
prägte, und der der Zeit entsprechend rassistische Züge in
sich trug, sollte aus
dem Gemisch von östlicher und westlicher Zivilisation
hervorgehen. Allerdings gehörte er noch zu denen, die das Elemente des
Islam
als integralen Teil der
türkischen Kultur als geistige Kraft
bewahren wollte. Die türkische Nation sollte nur so weit verwestlicht
werden, soweit die westlichen Werte mit dem
Islam in Einklang blieben.
Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde er von den
Briten zusammen mit mehreren türkischen Staatsmännern und
Intellektuellen nach Malta ins Exil geschickt, wo er zwei
Jahre blieb. 1921 kehrte er in die Türkei zurück und schloss
sich der durch
Mustafa Kemal geführten Nationalbewegung an.
1923 wurde er Abgeordneter von Diyarbakir im neuen türkischen
Parlament. am 25.10.1924 starb er als Mitglied der Großen
Nationalversammlung der Türkei in
Istanbul. Er wurde im Friedhof des Schreins des
Mahmut II. beigesetzt.
Nach Angabe der
Freimaurergroßloge der Türkei war Ziya Gökalp ein
Freimaurer.
Es war ein öffentlich vorgetragenes politisches Gedicht
Gökalps, das dem damaligen Bürgermeister Istanbuls Recep
Tayyip Erdoğan (später Ministerpräsident) ein Politikverbot und
eine viermonatige Haftstrafe einbrachte.
Ziya Gökalp schrieb auch Gedichte, blieb aber in der
Hauptsache Essayist. Sein einziges Buch Türk Medeniyet Tarihi
(Die Geschichte der türkischen Zivilisation) blieb unvollendet
und wurde postum veröffentlicht. Gökalp prägte in seiner wohl
bekanntesten Schrift "Die Grundlagen des Türkismus" (1923)
anknüpfend an Ernest Renan den modernen Begriff der türkischen
Nation mit. Er lehnte darin jede Form des - damals in Europa
herrschenden - völkischen Nationalismus bzw. Rassismus ab, und
bekannte sich zu seiner türkischen Identität. Allerdings wurde
jener Ansatz später von Nationalismus und Rassismus dominiert.
Außerhalb der Türkei hatte Gökalp Einfluss auf Sati'
al-Husri. Husri verließ 1919 die Türkei, um sich der
arabischen Nationalbewegung anzuschließen, wobei er Gökalps
Theorien übernommen zu haben scheint.
Zu seinen Werken zählen
 | Kızıl Elma (Der rote Apfel, Istanbul 1330 bzw. 1914)
|
 | Türkleşmek, İslamlaşmak, Muasırlaşmak (Türkisierung,
Islamisierung, Modernisierung, Istanbul 1918) |
 | Yeni Hayat (Neues Leben, Istanbul 1918) |
 | Altın Işık (Goldenes Licht, Istanbul 1339 bzw. 1923)
|
 | Türk Töresi (Türkische Tradition, 1923) |
 | Doğru Yol (Der richtige Weg, 1923) |
 | Türkçülüğün Esasları (Grundlagen des Türkismus, Ankara
1339 bzw. 1923) |
 | Türk Medeniyet Tarihi (Geschichte der türkischen
Zivilisation, postum 1926) |
 | Kürt Aşiretleri Hakkında Sosyolojik Tetkikler
(Soziologische Untersuchungen der kurdischen Stämme) |
 | Malta mektupları (Briefe aus Malta), hrg. Ali Nüzhet
Göksel, Istanbul 1931 |
 | Ziya Gökalp ve Çınaraltı (Ziya Gökalp - Unter dem Ahorn),
hrg. Ali Nüzhet Göksel, Istanbul 1939 |
 | Fırka nedir? (Was ist eine Partei?), hrg. E. B. Şapolyo,
Zonguldak 1947 |
 | Ziya Gökalp: hayatı, sanatı, eseri (Ziya Gökalp: sein
Leben, seine Kunst, sein Werk), hrg. A. N. Göksel, Istanbul
1952 |
 | Ziya Gökalp külliyatı, Şiirler ve halk masalları (Ziya-Gökalp-Sammlung,
Gedichte und Volksmärchen), hrg. F. A. Tansel, Ankara 1952
|
 | Yeni Türkiyenin hedefleri (Die Ziele der neuen Türkei),
Ankara 1956 |
 | Ziya Gökalpın ilk yazı hayatı, 1894-1909 (Die ersten
Schriften von Ziya Gökalp, 1894-1909), hrg. Şevket Beysanoğlu,
Istanbul 1956 |
 | Turkish nationalism and Western civilization: selected
essays of Ziya Gökalp (Türkischer Nationalismus und westliche
Zivilisation: ausgewählte Essays von Ziya Gökalp), übersetzt
und hrg. Niyazi Berkes, London/New York 1959 |