.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Freundschaft ist nach der Familie eine der Elemente einer
gesunden Gesellschaft. Es ist der Kontakt mit anderen auf
Basis von Zuneigung und Gegenseitigem Beistand.
Freundschaft gilt als anzustrebendes Ziel im
Islam
u.a. auf Basis des
Verses
im
Heiliger Quran:
"O ihr Menschen, wir haben euch aus Mann und Frau
erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass
ihr einander erkennen möget..." (49:13).
Der Auftrag an die Menschheit zum Erkennen des Anderen ist
mit Zuneigung, Anziehung und Solidarität verbunden.
Freundschafts-, Liebes-, Bekanntschafts-, und
Familienbeziehungen in einer konstruktiven Form erhöhen
Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl und helfen gegen
Vereinsamung, Abkapselung und Zurückgezogenheit.
In einer prophetischen
Überlieferung heißt es: "Jeder gehört zum Glauben
seines Freundes. So soll denn jeder Acht geben, wen er sich
zum Freund nimmt!"
Diese Überlieferung verdeutlicht den Wirkungsrahmen und die
Rolle der Freundschaft im Leben des Menschen. Freundschaft ist
eine geistige und ideelle Begegnung und Verbindung von
Menschen, deren Gefühle und Empfindungen sie eint. Der Freund
einer Person gibt einen Teil der Persönlichkeit derselben
Person wieder.
Die Zuneigung wird aus der Sicht des
Heiligen Quran zu den wertvollsten Gaben
ALLAHs
und den schönsten menschlichen Eigenschaften gezählt (vgl.
Heiliger Quran 8:62). Der aufrichtige Freund ist ein
zwingender Faktor der Rechtleitung, und der elende Freund ein
zwingender Faktor der Verderbnis. Die Freundschaft weilt aber
nur dann
ewig, wenn sie auf
Glauben basiert und führt sonst früher oder später zur
Feindschaft (vgl. 43:38).
Ein Freund zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sich
gegenüber seinem Freund nicht egoistisch verhält, sondern
vielmehr selbstlos mit seinen Freunden umgehen, d. h. man
stellt seinen Vorteil vor den eigenen, wenn man merkt oder
spürt, dass derjenige diesen Vorteil benötigt. Dieser
Charakterzug wird im
Heiliger Quran im Zusammenhang mit der Aufopferung der
Helfer
gegenüber den
Auswanderern dargelegt (59:9). In der Idealvorstellung
führt jene Freundschaft dann zur
Verbrüderung.
Imam
Sadiq (a.) sagte: "Der echte Freund ist der, der dir
die Wahrheit sagt, nicht der, der dich in allem bestätigt."
Ein weiteres Merkmal der Freundschaft ist die Bewahrung der
Geheimnisse des Freundes und Achtung all dessen, was er einem
an materiellen bzw. geistigen Dingen anvertraut hat. Dazu
sagte
Imam Sadiq (a.): "Ein Geheimnis zu verraten ist
unmenschlich.", und
Prophet Muhammad (s.) sagte: "Wer die Geheimnisse
seines gottergeben Bruders in dieser Welt geheim hält, und ihn
nicht bloßstellt, dessen Geheimnisse wird Gott am Tage der
Auferstehung geheim halten." Damit sind auch Schwächen bis
hin zu
Sünden gemeint, die man allein kennt.
Ein weiteres Kennzeichen für Freundschaft ist es, dass man
seinem Freund mit freundlicher oder heiterer Miene begegnet,
selbst dann wenn man im Innern seines Herzens traurig oder
betrübt ist.
Imam
Baqir (a.) sagte dazu: "Eine heitere Miene schafft
Zuneigung und Nähe zu Gott. Eine finstere Mine und ein
düsterer Blick dagegen schaffen Abneigung und Entfernen von
Gott."
Gegenüber einem Freund achtet man auf regelmäßigen und
engen Kontakt, denn ein Besuch lässt den Freund z.B. spüren,
dass er einem wichtig ist und man sich um ihn sorgt gemäß
einer Aussage von
Prophet Muhammad (s.): "Der Besuch festigt die
Zuneigung."
Ein wahrer Freund ist und bleibt ein verlässlicher Partner
auch in schweren Momenten der Not oder wenn er selbst z. B.
höheren gesellschaftlichen Status erlangt. Wahre Freundschaft
zeigt sich auch dadurch, dass man seinem Freund Irrtümer und
Mängel aufzeigt, die ihm selbst oder auch anderen schaden
können. Gleichzeitig muss er aber auch die Fehler seiner
Freunde ertragen können.
Prophet Muhammad (s.) sagte: "Das Gleichnis des
rechtschaffenen Gefährten und des schlechten Gefährten ist das
Gleichnis von dem, der den Moschus trägt und dem, der den
Blasebalg betätigt. Was den Träger des Moschusduftes angeht,
so gleicht er dir entweder, du erkaufst etwas von ihm oder
aber du verspürst seinen wohlriechenden Duft. Der Betreiber
des Blasebalgs aber verkohlt dir entweder die Kleidung oder er
lässt dich einen üblen Geruch wahrnehmen."
Gemäß zahlreichen
Überlieferungen [hadith] der
Ahl-ul-Bait (a.) ist der selbst gewählte Freund eine Art
Spiegel des eigenen Ichs, denn man sieht in dem Freund das,
was in ihm selbst ist.