.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Necmettin Erbakan war 1996 n.Chr. der erste am
Islam
orientierte Ministerpräsident der Republik
Türkei und gilt als geistiger Vater späterer
Entwicklungen.
Er ist am 29. Oktober 1926 in Sinop an der Schwarzmeerküste
geboren. Die Schule besuchte er in Kayseri,
Trabzon und
Istanbul. Im Anschluss studierte er Maschinenbau und
schloss dieses mit Diplom der Universität Istanbul im Jahr
1948 n.Chr. ab. Er reiste nach Aachen, um an der Technischen
Hochschule Aachen seine Doktorarbeit zu schreiben. 1953 wurde
er promoviert zum Thema „Theorie über die Vorgänge bis zur
Zündung im Dieselmotor“. Er arbeitete bei der Fa. Deutz in
der Entwicklung. 1965 folgte er einem Ruf auf einen Lehrstuhl
als Professor an der Technischen Universität Istanbul und
kehrte zurück in die
Türkei, sprach aber inzwischen fließend Deutsch.
Seine spätere Ehefrau
Nermin Erbakan lernte er im Verband der türkischen
Handelskammern und Warenbörsen (TOBB) kennen. Sie heirateten
am 10. Januar 1967 nachdem ihr Mann aus Deutschland in die
Türkei zurückgekehrt war. Sie
hatten zusammen drei Kinder: Zeynep (geboren 1967 n.Chr.),
Elif (1974) und Muhammet Fatihi (1979).
Im Jahr 1970 gründete Erbakan die Nationale Ordnungspartei
(Millî Nizam Partisi, MNP), welche der Millî-Görüş-Bewegung
zugeordnet wurde. Durch Einflussnahme der USA auf die damalige
türische Politik wurde die Partei 1971 verboten. Zwei Jahre
später gründete er 1973 die Nationale Heilspartei (Millî
Selamet Partisi, MSP), mit der Erbakan von 1974 bis 1978
erfolgreich bei Wahlen abschnitt und in drei verschiedenen
Koalitionen stellvertretender Ministerpräsident wurde. Er war
überzeugt, dass die Rettung der
Muslime im
Islam
liegt, weshalb er vor alle gute Beziehungen zu den
Muslimen suchte. Die
Westliche Welt bezeichnete er als eine „nichtige“ oder
„falsche Ordnung“, da sie nicht auf
Gerechtigkeit basiere, sondern im missbrauchten Namen von
Freiheit Unrecht durch Macht praktiziere.
Seine Erfolge beim Volk auf Basis der Werbung für
Islam
sowie die
Islamische Revolution im Nahbarland
Islamische Republik Iran ließen die USA dazu veranlassen,
das türkische Militär zu einem Putsch zu ermutigen, welche am
12. September 1980 erfolgte. Erbakan wurde inhaftiert und 1982
wurde gegen ihn zehnjähriges Politikverbot verhängt. Eine
Volksabstimmung im Jahr 1987 führte aber dazu, dass er wieder
tätig werden durfte. Im selben Jahr wurde er zum Vorsitzenden
der Wohlfahrtspartei (Refah Partisi, RP) gewählt. Die Partei
gewann in der Folge die Wahlen und er wurde von 1996 bis 1997
Ministerpräsident in einer Koalitionsregierung. Wiederum
griffen die USA durch türkische Militärs ein. Am 28. Februar
1997 verabschiedete die Militärführung im Nationalen
Sicherheitsrat ein Memorandum, das die Regierung zu einer
Reihe undemokratischer Maßnahmen aufforderte, die vor allem
gegen den
Islam
gerichtet waren. Wie zuvor unterstützte die
Westliche Welt die Maßnahmen der Militärs. Da die
Maßnahmen auch zahlreiche Verbote gegen islamische Tugenden
beinhalteten, war Erbaken nicht bereit diese umzusetzen. So
wurde er von den Militärs zum Rücktritt gezwungen, was am 30.
Juni 1997 geschah. Seine Partei, die RP wurde im Dezember 1997
vom Verfassungsgericht verboten und Erbakan erhielt erneut ein
fünfjähriges Politikverbot wegen angeblicher Volksverhetzung.
Erbakan und andere klagten vor dem Europäischen Gerichtshof
für Menschenrechte gegen das Parteiverbot. Der Europäischen
Gerichtshof stellte sich faktisch hinter sämtliche Maßnahmen
der Militärs.
Im Dezember 1997 wurde die Tugendpartei (Fazilet Partisi,
FP) gegründet, die im Juni 2001 verboten wurde. Daraufhin
wurde im Juli 2001 die Glückseligkeitspartei (Saadet Partisi,
SP) gegründet. Ein so genannter Reformflügel unter Recep
Tayyip Erdoğan etablierte sich im Jahr 2001 erfolgreich als
Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (Adalet ve Kalkınma
Partisi, AKP). Erbakan wurde nach Ende seines Politikverbots
2003 Vorsitzender der SP. Doch inzwischen hatte die AKP die
ehemalige Rolle der von Erbakan geführten Bewegung übernommen,
so dass sie nicht an frühere Erfolge anknüpfen konnte zumal es
auch innerparteiliche Streitereien gab.
Ende 2003 wurde Erbakan im Zusammenhang mit Parteigeldern
der verbotenen RP wegen Betrugs und Dokumentenfälschung (139
Fälle) verurteilt. Er legte daraufhin im Jahr 2004 das Amt des
Parteivorsitzenden der SP nieder und trat aus der Partei aus.
Teile seines Vermögens wurden eingezogen und sei Pension
gepfändet. Ein erneutes Politikverbot endete im April 2009.
Am 27. Februar 2011 starb Necmettin Erbakan in
Ankara. Er wurde nach
Istanbul überführt und im
Merkez Efendi Friedhof im
Erbakan Ehrengrab
beigesetzt neben seiner Ehefrau
Nermin Erbakan. Das Paar hinterließ drei Kinder.
In einer Broschüre des Verfassungsschutzes
Nordrhein-Westfalen von 2002 wurde versucht, Erbakan als
Antisemiten darzustellen, indem aus seinem Buch „Die
gerechte Ordnung„ zitiert wurde: „Der Zionismus ist
ein Glaube und eine Ideologie, dessen Zentrum sich bei den
Banken der New Yorker Wallstreet befindet. Die Zionisten
glauben, dass sie die tatsächlichen und auserwählten Diener
Gottes sind. Ferner sind sie davon überzeugt, dass die anderen
Menschen als ihre Sklaven geschaffen wurden. Sie gehen davon
aus, dass es ihre Aufgabe ist, die Welt zu beherrschen. Sie
verstehen die Ausbeutung der anderen Menschen als Teil ihrer
Glaubenswelt. Die Zionisten haben den Imperialismus unter ihre
Kontrolle gebracht, und beuten mittels der kapitalistischen
Zinswirtschaft die gesamte Menschheit aus. Sie üben ihre
Herrschaft mittels imperialistischer Staaten aus.“