Necmettin Erbakan
Necmettin Erbakan

Aussprache:
arabisch:
نجم الدين أربكان
persisch:
نجم الدين أربكان
englisch:
Necmettin Erbakan

29.10.1926 - 27.2.2011

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Necmettin Erbakan war 1996 n.Chr. der erste am Islam orientierte Ministerpräsident der Republik Türkei und gilt als geistiger Vater späterer Entwicklungen.

Er ist am 29. Oktober 1926 in Sinop an der Schwarzmeerküste geboren. Die Schule besuchte er in Kayseri, Trabzon und Istanbul. Im Anschluss studierte er Maschinenbau und schloss dieses mit Diplom der Universität Istanbul im Jahr 1948 n.Chr. ab. Er reiste nach Aachen, um an der Technischen Hochschule Aachen seine Doktorarbeit zu schreiben. 1953 wurde er promoviert zum Thema „Theorie über die Vorgänge bis zur Zündung im Dieselmotor“. Er arbeitete bei der Fa. Deutz in der Entwicklung. 1965 folgte er einem Ruf auf einen Lehrstuhl als Professor an der Technischen Universität Istanbul und kehrte zurück in die Türkei, sprach aber inzwischen fließend Deutsch.

Seine spätere Ehefrau Nermin Erbakan lernte er im Verband der türkischen Handelskammern und Warenbörsen (TOBB) kennen. Sie heirateten am 10. Januar 1967 nachdem ihr Mann aus Deutschland in die Türkei zurückgekehrt war. Sie hatten zusammen drei Kinder: Zeynep (geboren 1967 n.Chr.), Elif (1974) und Muhammet Fatihi (1979).

Im Jahr 1970 gründete Erbakan die Nationale Ordnungspartei (Millî Nizam Partisi, MNP), welche der Millî-Görüş-Bewegung zugeordnet wurde. Durch Einflussnahme der USA auf die damalige türische Politik wurde die Partei 1971 verboten. Zwei Jahre später gründete er 1973 die Nationale Heilspartei (Millî Selamet Partisi, MSP), mit der Erbakan von 1974 bis 1978 erfolgreich bei Wahlen abschnitt und in drei verschiedenen Koalitionen stellvertretender Ministerpräsident wurde. Er war überzeugt, dass die Rettung der Muslime im Islam liegt, weshalb er vor alle gute Beziehungen zu den Muslimen suchte. Die Westliche Welt bezeichnete er als eine „nichtige“ oder „falsche Ordnung“, da sie nicht auf Gerechtigkeit basiere, sondern im missbrauchten Namen von Freiheit Unrecht durch Macht praktiziere.

Seine Erfolge beim Volk auf Basis der Werbung für Islam sowie die Islamische Revolution im Nahbarland Islamische Republik Iran ließen die USA dazu veranlassen, das türkische Militär zu einem Putsch zu ermutigen, welche am 12. September 1980 erfolgte. Erbakan wurde inhaftiert und 1982 wurde gegen ihn zehnjähriges Politikverbot verhängt. Eine Volksabstimmung im Jahr 1987 führte aber dazu, dass er wieder tätig werden durfte. Im selben Jahr wurde er zum Vorsitzenden der Wohlfahrtspartei (Refah Partisi, RP) gewählt. Die Partei gewann in der Folge die Wahlen und er wurde von 1996 bis 1997 Ministerpräsident in einer Koalitionsregierung. Wiederum griffen die USA durch türkische Militärs ein. Am 28. Februar 1997 verabschiedete die Militärführung im Nationalen Sicherheitsrat ein Memorandum, das die Regierung zu einer Reihe undemokratischer Maßnahmen aufforderte, die vor allem gegen den Islam gerichtet waren. Wie zuvor unterstützte die Westliche Welt die Maßnahmen der Militärs. Da die Maßnahmen auch zahlreiche Verbote gegen islamische Tugenden beinhalteten, war Erbaken nicht bereit diese umzusetzen. So wurde er von den Militärs zum Rücktritt gezwungen, was am 30. Juni 1997 geschah. Seine Partei, die RP wurde im Dezember 1997 vom Verfassungsgericht verboten und Erbakan erhielt erneut ein fünfjähriges Politikverbot wegen angeblicher Volksverhetzung. Erbakan und andere klagten vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen das Parteiverbot. Der Europäischen Gerichtshof stellte sich faktisch hinter sämtliche Maßnahmen der Militärs.

Im Dezember 1997 wurde die Tugendpartei (Fazilet Partisi, FP) gegründet, die im Juni 2001 verboten wurde. Daraufhin wurde im Juli 2001 die Glückseligkeitspartei (Saadet Partisi, SP) gegründet. Ein so genannter Reformflügel unter Recep Tayyip Erdoğan etablierte sich im Jahr 2001 erfolgreich als Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (Adalet ve Kalkınma Partisi, AKP). Erbakan wurde nach Ende seines Politikverbots 2003 Vorsitzender der SP. Doch inzwischen hatte die AKP die ehemalige Rolle der von Erbakan geführten Bewegung übernommen, so dass sie nicht an frühere Erfolge anknüpfen konnte zumal es auch innerparteiliche Streitereien gab.

Ende 2003 wurde Erbakan im Zusammenhang mit Parteigeldern der verbotenen RP wegen Betrugs und Dokumentenfälschung (139 Fälle) verurteilt. Er legte daraufhin im Jahr 2004 das Amt des Parteivorsitzenden der SP nieder und trat aus der Partei aus. Teile seines Vermögens wurden eingezogen und sei Pension gepfändet. Ein erneutes Politikverbot endete im April 2009.

Am 27. Februar 2011 starb Necmettin Erbakan in Ankara. Er wurde nach Istanbul überführt und im Merkez Efendi Friedhof im Erbakan Ehrengrab beigesetzt neben seiner Ehefrau Nermin Erbakan. Das Paar hinterließ drei Kinder.

In einer Broschüre des Verfassungsschutzes Nordrhein-Westfalen von 2002 wurde versucht, Erbakan als Antisemiten darzustellen, indem aus seinem Buch Die gerechte Ordnung zitiert wurde: „Der Zionismus ist ein Glaube und eine Ideologie, dessen Zentrum sich bei den Banken der New Yorker Wallstreet befindet. Die Zionisten glauben, dass sie die tatsächlichen und auserwählten Diener Gottes sind. Ferner sind sie davon überzeugt, dass die anderen Menschen als ihre Sklaven geschaffen wurden. Sie gehen davon aus, dass es ihre Aufgabe ist, die Welt zu beherrschen. Sie verstehen die Ausbeutung der anderen Menschen als Teil ihrer Glaubenswelt. Die Zionisten haben den Imperialismus unter ihre Kontrolle gebracht, und beuten mittels der kapitalistischen Zinswirtschaft die gesamte Menschheit aus. Sie üben ihre Herrschaft mittels imperialistischer Staaten aus.

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bullet Erbakan Ehrengrab - Bildergalerie

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