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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Dinschawai ist ein Dorf ca. 100 km nordwestlich von
Kairo
im Nildelta. Die Ortschaft ist bekannt für ein Massaker der
britischen Kolonialisten in 1906 n.Chr..Am 13. Juni 1906,
provozierten englischen Offizieren einen Zwischenfall, der in
der kolonialen Literatur anders dargestellt wird. Eine Gruppe
englischer Offiziere unternahm ein Taubenschießen in der
näheren Umgebung des Dorfes und näherten sich dabei dem Dorf
Dinschawai. In der Nähe des Ortes schossen die Offiziere auf
die Tauben der Einwohner. Die provozierte Menge ging auf die
Offiziere los, worauf diese das Feuer auf die Menschen
eröffneten, einige Dorfbewohner schwer verletzten und eine
Dorfbewohnerin wohl auch töteten. Auf Seiten der Briten gab es
keinen Verletzten. Allerdings erlag losgeschickter Soldat
einem Hitzeschlag, als er eiligst Unterstützung herbeiholen
sollte. Dafür wurden die Dorfbewohner von den britischen
Besatzern bestraft, wobei ein Exempel statuiert werden sollte:
Der britische Generalkonsul Evelyn Baring, 1. Earl of
Cromer berief ein Militärgericht ein. Mehr als 50 Dorfbewohner
wurden verhaftet, und vor dem Gericht angeklagt, das unter dem
Vorsitz des von den Briten eingesetzten amtierenden
Justizministers Butros Ghali, dem späteren
Ministerpräsidenten, in Dinshawai tagte. Vier Mal wurde die
Todesstrafe verhängt und sogleich vollstreckt. Acht Personen
wurden in aller Öffentlichkeit ausgepeitscht. Ein Dutzend Mal
wurden mehrjährige Zwangsarbeit verhängt.
Das Ereignis löste landesweit Proteste aus und formierte
den Widerstand. Dinschawai wurde zum Symbol kolonialer
Willkürjustiz und bewirkte eine deutliche Stärkung es
Widerstandes und erschütterte das Selbstverständnis der
britischen Kolonialsten nachhaltig. Die britische Presse
versuchte die Urteile als singuläre Justizirrtümer zu
verharmlosen. In
Ägypten galten die Bauern von Dinschawai als Idole des
Widerstandes.
Dem Earl of Cromer wurde unterdessen in Großbritannien ein
Verdienstorden verliehen. Als sich die britische Presse
kritisch mit dem Dinschawai-Zwischenfall auseinanderzusetzen
begann und George Bernhard Shaw gegen die Willkürurteile
protestierte, wendete sich das Blatt. Im Dezember 1907 ordnete
die Regierung die Freilassung sämtlicher Gefangenen an und
Lord Cromer musste zurücktreten.
Der Dichter Ahmed Schauki verfasste Verse über das Ereignis
und die Presse machte es in ganz Ägypten bekannt.
Eine kurze Behandlung des Vorfalls kann in den
unveröffentlichten »Lebenserinnerungen« des
Max von Oppenheim (Kapitel 1. 7, S. 88/89) gefunden
werden.