Johann Dietz
Johann Dietz

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18.12.1665 - 7.3.1738 n.Chr.

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Johann Dietz war ein deutscher Barbier und Feldscher, der auch als Autor tätig war.

Seine Schilderungen des bürgerliches Lebens im vorfriderizianischen Preußen gelten als besonders ausgezeichnet, obwohl sie erst 1915 veröffentlicht worden sind.

Er trat Ende 1686 als Feldscher, eine Art Krankenpfleger, in die Armee ein, die der Große Kurfürst mit 12.000 Soldaten in den Großen Türkenkrieg schickte. In der Belagerung von Ofen (1684/1686) stand Dietz vor den Schrecken des Krieges. Seine Schilderungen dazu in seinem Lebenslauf gelten als die bedeutsamsten deutschsprachigen Schilderungen eines Augenzeugen.

Darin heißt es u.a.: "Da ward ein Zetergeschrei. Ich sahe mich umb. Da war alles voll Türken und Tartern, welche den Plündernden die Köpfe runtersäbelten, sie auch bei den Haaren übers Pferd wurfen; denn die Türken und Tartern sind starke Leute. Es würde mir gleichso gegangen sein, wenn ich nicht gleich alles von mir geschmissen und es aufs Laufen gelegt. Zu meinem Glück ich einen Damm antraf, auf beiden Seiten mit Bruch und Morast, zu welchem ich hinuntersprang und mich nieder, in'n Bruch, auf mein Angesicht legte und kuckete, wo es hinaus wollte. Da ging die völlige türkische Armee vorbei, über den Damm, weil sie unsere Leute repussieret und zurückgetrieben hatten [...] Ich war auf einem Berge, nicht fern, auf dem Gesicht liegend, und konnte alles eigentlich mit ansehen. So bald die ersten Gewehr losgingen, da wurde Lärmen und ging alles über und über mit Stücken, Granaten und Steinwerfen, Schießen und Hauen; sogar die türkischen Weiber und Kinder, auch die Juden, derer viel darin waren, trugen zu und wehreten sich desperat auf der Bresche; also daß die Toten auf derselbigen über zwei Ellen übereinander lagen. Es half aber nichtes. Sie mussten daran glauben. Sie mochten nun sich wehren und schreien, wie sie wollten, die Stadt war erstiegen. Da ward das Kind im Mutterleibe nicht geschonet. Alles, was angetroffen ward, musste sterben. [...] Ich muss sagen, dass die Türken in ihrer Religion besser, als teils Christen sein; denn sie fallen tages dreimal auf ihr Angesicht; sonderlich, wo sie Wasser finden, waschen sie sich und beten zu GOtt. Auch darf keiner, der nicht beschnitten, bei Leib und Leben in ihre Moscheen kommen; und müssen sie ihre Schuhe ausziehen, wann sie neingehen wollen. Sie trinken keinen Wein, sondern Meth und Wasser; und wo je einer Wein heimlich trinket, und es gewahr wird, er öffentlich gepeitschet wird. Der Diebstahl wird hart bestraft."

Foto: Y. Özoguz (2014) im Brandenburg-Preußen Museum während der Ausstellung „Türcken, Mohren und Tartaren. Muslime in Brandenburg-Preußen“

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