Dimitrie Cantemir
Dimitrie Cantemir

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Dimitrie Cantemir, den man im Türkischen Kantemiroğlu (Sohn des Kantemir) genannt hat, war Historiker, Musikwissenschaftler und Universalgelehrter der 18. Jh. n.Chr. mit Schwerpunkt Osmanen.

Er ist am 26. Oktober 1673 in Silișteni als Sohn des moldauischen Woiwoden Constantin Cantemir geboren. Die bojarische Familie Cantemir gehörte demniederen moldauischen Adel an. Seine Mutter Ana Bantăș war eine hochgebildet und sorgte für eine gute Ausbildung des Sohnes. Er verschwieg später seine tatsächliche Herkunft, um eine Herkunft von dem Chan Temir vorzutäuschen.

Früh lernte er Griechisch und Latein sowie die antiken Klassiker. Zwischen 1688 und 1710 wurde er ins Exil nach Istanbul gezwungen, wo er Türkisch und die Geschichte der Osmanen an der Griechischen Akademie des orthodoxen Patriarchen studierte. Durch den Schutz der Osmanen für seine Person wurde die Loyalität seines Vaters zu den Osmanen erhofft. Er nutzte die Gelegenheit um die Kultur der Westlichen Welt den Osmanen näher zu bringen. Er war unter anderem mit dem Großwesire der Osmanen Baltacı Mehmed Pascha befreundet. 1710 kehrte er nach Moldau zurück.

1711 schloss er sich einem Feldzug Peter des Großen gegen die Osmanen an. Es wird angenommen, dass dieser Seitenwechsel, nunmehr gegen die Osmanen, aufgrund einer Streitigkeit um die Bezahlung am Hof der Osmanen ausgelöst worden sein soll.

Nach verlorener Schlacht floh Cantemir nach Russland, wo er sich niederließ. Von Peter dem Großen wurde ihm der Titel Prinz (Seren) des Russischen Reiches verliehen. Von Karl VI. erhielt er den Ehrentitel Fürst des Heiligen Römischen Reiches. In seinen letzten Lebensjahren soll er von einer tiefen Sehnsucht nach Istanbul erfüllt gewesen sein. Er starb am 21. August 1723 in Dmitrowka bei Charkiw und wurde in Moskau begraben. Als er starb beherrschte er 11 Sprachen.

Cantemir war zweimal verheiratet. Zuerst heiratete er in Iași am 9. Mai 1699 Cassandra Cantacuzene (1682–11. Mai 1713) und am 14. Januar 1717 in Sankt Petersburg Anastassija Trubezkaja (14. Oktober 1700–27. November 1755). Mit der ersten Frau hatte er drei Kinder:

bulletMaria Cantemir, (1700–1754) beeindruckte Peter den Großen derart, dass dieser plante, sich von seiner Frau Katharina I. scheiden zu lassen. Nach deren Thronbesteigung musste Maria einem Kloster beitreten.
bulletAntioch Kantemir, (1708–1744) wurde russischer Botschafter in London und Paris, war mit Voltaire befreundet und bekannt für seine satirischen Gedichte.
bulletConstantine Cantemir, (1703–1747), wurde mit einer Verschwörung der russischen Fürstenfamilie Galitzine gegen Anna von Russland in Verbindung gebracht und nach Sibirien verbannt.

Mit seiner zweiten Frau hatte er eine Tochter:

bulletSmaragda Cantemir, (1720–1761) war eine der prominentesten Schönheiten ihrer Zeit und Ehefrau des Prinzen Dmitriy M. Galitzine, einem Freund von Elisabeth von Russland.

1711 bis 1719 schrieb er seine wichtigsten Werke, darunter sein bedeutsamstes Werk unter vielen von ihm verfassten Werken über die Geschichte der Entstehung und des Verfalls des Osmanischen Reiches. Es zirkulierte ungedruckt über mehrere Jahre als Manuskript in Europa, bevor es 1734 in London gedruckt und ins Deutsche und Französische übersetzt wurde. Erst 1745, also posthum, erschien die deutsche Übersetzung. Es war ein Standardwerk, das bis in die Mitte des 19. Jh. n.Chr. wirkte. Das darin beschriebene negative Bild hing wohl auch mit seinen persönlichen Erfahrungen zusammen. 

Cantemirs Werk fußt auf zwei Traditionen: Der Text orientiert sich sehr stark an osmanischen Reichschroniken mit einer Gliederung nach Regierungsjahren der Sultane. Eher in der Tradition griechisch-römischer Historiographie sind hingegen die fiktiven wörtlichen Zitate der Protagonisten, die Cantemir ihnen in den Mund legt. Die fehlenden Quellen wurden später angegriffen. In seinem Werk nimmt er Partei für die orthodoxe Kirche und indirekt auch für den russischen Zaren.

In einem verschollenen Buch hat er auch die orientalische Musik behandelt. Dabei kam ihm zugute, dass er auch als Komponist und als Theoretiker Osmanischer Musik gearbeitet hat. Sein Buch "Kitâbu 'Ilmi'l-Mûsikí alâ Vechi'l-Hurûfât" wurde 1698 in Iași veröffentlicht und behandelt neben der Praxis von Melodie und Rhythmus der Musik der Osmanen auch zeitgenössische und vorhergehende Arbeiten in einer von ihm selbst entwickelten Notation. Das Buch wurde 2011 in Istanbul nachgedruckt.

Ein Original seines Werks "Geschichte des Osmanischen Reichs" wurde auf der Sonderausstellung „Türcken, Mohren und Tartaren. Muslime in Brandenburg-Preußen“ im Brandenburg-Preußen Museum präsentiert (siehe unten).

Foto Y. Özoguz (2014)

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