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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Der Berg Athos gilt orthodoxen
Christen als heilig und ist eine orthodoxe Mönchsrepublik
mit autonomem Status unter griechischer Souveränität. Er
befindet sich auf dem gleichnamigen östlichen Finger der
Halbinsel Chalkidiki und beherbergt 20 größere Klöster, die
Teil des UNESCO-Welterbes sind. Oberhaupt aller Klöster ist
seit 1312 n.Chr. der Patriarch der orthodoxen Kirche, der in
Istanbul residiert.
Das erste Kloster soll 963 n.Chr.
vom
byzantinischen Mönch Athanasios Athonitos gegründet worden
sein, wobei allerdings auch vorher Mönche auf dem Berg gelebt
haben sollen.
Der Berg Athos selbst ist ein Marmormassiv mit 2033 Metern
Höhe. Der Name der Insel bzw. des Berges wird auf eine Legende
zurück geführt. Demnach schleuderte ein thrakischer Titan
einen gewaltigen Stein - den Athos - gegen den Göttervater
Zeus. Eine andere Legende nennt Athos einen gottlosen Riesen,
dem Poseidon aus Wut über dessen Unverfrorenheit den Berggau
Pallene auf Haupt und Hände wirft. Von Homer stammt die erste
schriftliche Bezeugung des Namens Athos. In der Nähe des
Gipfels finden sich noch heute Überreste eines Zeustempels.
Deinokrates, ein Architekt Alexander des Großen, wollte aus
dem Marmormassiv des Athos eine gewaltige, ruhende Statue des
Alexander herausbrechen. Es blieb nur bei einer kleinen
Marmorplatte, einer “Himmelfahrt Alexanders“, die heute an der
Rückwand des Katholikons des Klosters Dochiariou eingemauert
ist und an Alexander erinnert.
Der Berg wird auch im Zusammenhang mit der
Heiligen Maria (a.) erwähnt. Als
Maria
(a.) bedingt durch einen Sturm in der Bucht von Iviron
landete, soll sie von dem Landschaftsgepräge so beeindruckt
gewesen sein,
dass sie dieses Gebiet kurzerhand zum "Garten Mariens" erklärt
haben soll, wie es von den Mönchen erzählt wird. Diese
Geschichte findet sich allerdings nicht in den detaillierten
Geschichten über die
Heilige
Maria (a.) im
Islam.
Manchmal wird die Invasion des Gebietes durch
Muslime im 9. Jh. im Zusammenhang mit der Besiedelung
Athos durch Mönche genannt, welche durch Vertreibung dorthin
gelangt sein sollen, aber das scheinen eher Legenden zu sein,
denn zu jener Zeit lebten bereits Mönche auf dem Berg und
zudem haben
Muslime zu jener Zeit bei ihren Eroberungen kaum Einwohner
vertrieben, und schon gar nicht Mönche. Zudem soll mit jener
Legende wohl vor allem von den Massakern abgelenkt werden, die
auch den Berg Athos durch die innerchristlichen Machtkämpfe
jener Epoche erreichte.
Als Thessaloniki nach dreijähriger Belagerung 1387 n.Chr.
unter die Herrschaft der
Osmanen gelangt (und damit auch der Athos), ändert sich
für die Mönche die Situation lediglich derart, dass sie eine
Schutzsteuer [dschizya] an die
Osmanen zu entrichten haben. Da diese aber geringer ist,
als ihre früheren Abgaben an vorherige Herrscher, bricht sogar
eine Zeit des materiellen Wohlstandes aus. Es gibt zwar eine
kurzzeitige Rückeroberung, aber die Verhältnisse klären sich
1430 n.Chr., als
Murat
II. in Thessaloniki einzieht und es in das
Osmanische Reich integriert. Damit beginnt auch auf dem
Athos die
osmanische Herrschaft bis 1912 n.Chr.. Unter der
Herrschaft der
Osmanen wurde keine einzige Kirche auf dem Athos in eine
Moschee umgewandelt, auch nicht, nachdem 1453 n.Chr.
Konstantinopel erobert und in
Istanbul umbenannt wird.
Die Zeit des Reichtums auf dem Berg, der teilweise mit
einem gewissen Sittenverfall in den Klöstern einhergeht, nimmt
ein jähes Ende, als sich 1821 aus der “Gesellschaft der
Freunde“, einer griechisch- makedonischen Spielart einer
Freimaurerloge, eine nationale Bewegung gegen die osmanische
Herrschaft etabliert, die auf dem Athos Gehör findet. Am
30.5.1821 eröffneten die Athosmönche mit einem feierlichen
Gottesdienst in der Protatonkirche zu Karyes die
Volkserhebung. Die Antwort der
Osmanen erfolgt auf militärische Art. Zum ersten Mal seit
rund einem Jahrtausend füllt das Wehgeschrei von Frauen und
Kindern die Athosklöster. 1822 n.Chr. kapitulierte der Athos
vor den Truppen des Mehmed Emin und verblieb weiterhin im
Osmanischen Reich. Mit dem russisch-osmanischen
Krieg 1877 beginnt der Abstieg des Athos. Je schwächer das
Osmanische Reich wird, desto weniger können die Klöster
vor Räuberbanden und Piraten geschützt werden. Als 1912 die
Osmanen Athos verlassen, wollen die Bulgaren es
militärisch erobern, werden aber von den einheimischen Mönchen
verjagt und Athos wird letztendlich griechisch.
Danach folgt eine Besatzung nach der anderen: Russen,
Franzosen und Engländer besetzen 1917 den Athos. Nach den
Spuren des Ersten Weltkrieges enteignet 1923 de facto die
griechische Regierung allen Besitz des Athos außerhalb der
eigentlichen Klosterregion. Erstmals seit einem Jahrtausend
ist die Existenz des Athos und damit seine Lebensfähigkeit
ernsthaft in Frage gestellt.
Nach dem zweiten Weltkrieg ist die Zahl der Mönche auf
Athos auf ein historisches Tief gesunken.