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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Albanien (albanisch: Shqipëria) ist ein Staat in Südosteuropa.
Mehr als zwei Drittel der Fläche sind Bergland. 70 Prozent der
albanischen Bevölkerung leben auf dem Lande.
Vor Ankunft der
Osmanen auf der Balkanhalbinsel waren fast alle Albaner
Christen – katholisch im Norden und orthodox im Süden. Am
28. Juni 1389 n.Chr. besiegten die
Osmanen eine Koalition von Balkanvölkern unter serbischer
Führung auf dem Amselfeld und eroberten einen beträchtlichen
Teil der Halbinsel. Die Eroberung Albaniens erfolgte im frühen
15. Jh.n.Chr.. Im Jahr 1415 wurde die Gebirgsfestung Kruja
eingenommen, und 1417 die strategisch ebenso wichtigen
südalbanischen Städte Vlora, Berat und Kanina. Bis 1431 war
Südalbanien Teil des
Osmanischen Reichs. Eine Sandschak-Verwaltung mit Sitz in
der 1419 eingenommenen Stadt Gjirokastra wurde errichtet.
Die Berge Nordalbaniens blieben zunächst unter Kontrolle ihrer
autonomen Stammesführer, wobei diese nach und nach für ihre
eigene Sicherheit formell im Namen des
Sultans handelten.
Die Eroberung der
Osmanen traf zunächst auf einigen Widerstand, v.a. unter
dem albanischen Fürsten Skanderbeg [Gjergj Kastrioti]
(1415-1468). Dieser konnte dreizehn
osmanische Offensiven zurückschlagen, drei davon unter
Anführung der jeweiligen
Sultane selbst:
Murat
II. im Jahre 1450 und
Fatih Sultan Mehmed in den Jahren 1466 und 1467. Obwohl
Skanderbeg in der
christlichen Welt für seinen Widerstand gegen die
Osmanen gefeiert wurde und ihm die Auszeichnung Athleta
Christi (Glaubenskämpfer Christi) von Papst Calixtus III.
(1455-1458) verliehen wurde, fand er wenig Unterstützung. Bis
zu seinem Tod in Alessio (Lezha) am 17. Januar 1468 hielt der
Widerstand an. In 1478 n.Chr. wurde die Festung von Kruja
durch die
Osmanen eingenommen. Shkodra ergab sich 1479, und Durres
wurde als letzte im Jahre 1501 erobert.
Die folgenden vier Jahrhunderte unter
Osmanen änderte Albanien von Grund auf. Während der ersten
Jahrzehnte gab es nur wenige Moslems unter den Albanern. Bis
Anfang des 17. Jh. hatte ungefähr die Hälfte der
nordalbanischen Bevölkerung den
Islam
angenommen. Bis 1634 war auch die Mehrheit der Bevölkerung von
Kosovo
Muslim
geworden. Einer der Gründe für den Massenübertritt zum
Islam
bestand darin, dass sowohl der römische Katholizismus wie auch
die griechische und serbische Orthodoxie fremde
Religionen waren, die sich für ihre Riten fast
ausschließlich Fremdsprachen bedienten. Mit dem Übertritt zum
Islam
entfiel auch die osmanische Kopfsteuer (haraç), die im
Gegensatz zur
Schutzsteuer [dschizya] für alle Personen zu entrichten
war; eine vom
Islam
abweichende Besonderheit, welche die
Osmanen praktizierten. Als Albanien 1912 die
Unabhängigkeit erklärte, gehörten ca. zwei Drittel der
Bevölkerung des Landes dem
Islam
an.
Bis zum Jahre 1929 wurde die
islamische Gemeinschaft in Albanien vom Obermufti von
Tirana geleitet, und zwar mit einem fünfköpfigen Obersten Rat
der Scharia. Später wurde dieser Rat durch einen Generalrat
unter Beteiligung sowohl des Oberhaupts der Gemeinschaft wie
auch der Großmuftis von Shkodra, Tirana, Korça und Gjirokastra
ersetzt. In den 30er Jahren verbot König Zog (1895-1961) alle
offiziellen Beziehungen zu islamischen Gemeinschaften im
Ausland. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges soll es in Albanien
1127
Moscheen und 17 islamische Grundschulen gegeben haben.
Ab 1945 kam die islamische Gemeinschaft zunehmend unter die
Kontrolle des Staates. Das Land wurde in vier
Verwaltungsgebiete mit je einem Großmufti aufgeteilt. Das
Gesetz vom 26. November 1949 verlangte, dass alle
Religionsgemeinschaften ihre Mitglieder zur Treue gegenüber
dem kommunistischen Regime aufrufen. Die Leiter der
islamischen Gemeinschaft mussten vom Ministerrat genehmigt
werden. Einige führende Moslems wie der
Mufti
von Shkodra und der
Mufti
von Durrës, Mustafa Efendi Varoshi, weigerten sich sehr früh,
mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten; sie wurden daher
getötet, andere kamen ins Gefängnis. Bis zum Jahre 1967
standen in Albanien noch ca. 1050
Moscheen unbeschädigt. Dann wurden der
Islam und
alle anderen Religionsgemeinschaften von den Behörden per
Erlass verboten. Die Kommunisten hatten von 1968 bis 1990
Albanien zum ersten atheistischen Staat erklärt. In den späten
60er und frühen 70er Jahren wurden nahezu alle Moscheen im
Lande einschließlich mancher in den Vorjahren mühsam
restaurierter Gebetshäuser von unermesslichem historischen
Wert abgerissen oder umfunktioniert. Nur wenige
Moscheen überstanden die Vernichtungskampagne; sie wurden
versperrt und nur gelegentlich anlässlich von
Delegationsreisen ausländischer Kunstwissenschaftler und
Historiker wieder geöffnet. Zu diesen zählen die
Mirahor-Moschee von Korça (erbaut 1495), die Sultan-Moschee
(1492) und die Blei-Moschee (1553-1554) von Berat, die
Murad-Moschee von Vlora (1537-1542), die Nazirescha-Moschee
von Elbasan (vor 1599), die Blei-Moschee von Shkodra
(1773-1774) und die Et’hem-Bey-Moschee von Tirana (1793-1794).
Nach vierundzwanzig Jahren Unterbrechung wurde die
öffentliche Ausübung der Religion erst wieder im Dezember 1990
zugelassen. Von Januar bis Mitte Februar 1991 begann man, die
Türen der wenigen, übrig gebliebenen
Moscheen wieder zu öffnen und feierte den ersten Monat
Ramadan. Die wieder ins Leben gerufene islamische Gemeinschaft
wurde von Hafiz Sabri Koçi (geb. 1921) geleitet, der über
zwanzig Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht hatte.
Ungefähr 60 Prozent der Albaner zählen sich zu den
Sunniten und 20 Prozent zu
Schiiten. Daneben gibt es orthodoxen Christen und
Katholiken. Als mehrheitlich
muslimisches Land im Herzen Europas ist die Bedeutung
aufgrund der geringen Einwohnerzahl aber begrenzt.
Bedingt durch den Zusammenhalt aus den Zeiten des
Religionsverbots gilt die gegenseitige Akzeptanz und Toleranz
unter den Anhängern der alteingesessenen Religionen sehr hoch.
Zum Teil werden religiöse Feste gemeinsam gefeiert und auch
religiöse Stätten anderer Gemeinschaften aufgesucht.
Bild: Zentral-Moschee in Tirana
1910 |

Straße mit Moschee, in Scutari, Schkodra,
um 1910 |